Round Table

Aufbau und Wartung von Null-Grad-Dächern

17.10.2024

In Gesprächsrunde zwei unseres Experten-Talks zum Thema Null-Grad-Dach sind wir in die Tiefe gegangen. Dazu gehörten Planung, Aufbau, Verarbeitung, Wartung und Monitoring von gefällelosen Dächern.

Es war ein neues Talk-Format, das das Team der Fachzeitschrift Dach Wand am 19. September 2024 in Zusammenarbeit mit dem Dachspezialisten Bauder ausprobierte: Hochkarätige Expert*innen und ein kleiner Kreis von Entscheidungsträgern aus der Dach- und Baubranche diskutieren offen über ein aktuelles Thema.

Die dramatischen Unwetter Mitte September gaben dem gewählten Thema „Null-Grad-Dach“ Rückendeckung. Einmal mehr hatte sich gezeigt, dass die fortschreitende Bodenversiegelung und die vorhandene Infrastruktur den Extremwetterereignissen immer öfter nicht standhalten können. Umso wichtiger werden neue Retentionsflächen.

In zwei Gesprächsrunden wurde das Null-Grad-Dach im neuen Bauder Werk in Bruck a. d. Leitha (NÖ) von allen Seiten beleuchtet. Im ersten Round-Table-Talk wurden das Bauteil Null-Grad-Dach, dessen Nutzen und Risiken sowie die veränderten Klimabedürfnisse erörtert.

In Gesprächsrunde zwei ging es tiefer in die Materie. Birgit Tegtbauer befragte ihre Gesprächspartner Peter Amann (Sachverständiger, Grünstattgrau), Hans Hafellner (Bauphysiker), Johannes Koller (Monitoring Spezialist), Holger Krüger (Bauder Deutschland) und Gerhard Wögrath (Verarbeiter) zu Planung, Aufbau, Verarbeitung, Wartung und Monitoring von gefällelosen Dächern.

Peter Amann ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger und seit 2020 Mitglied des Business Boards von Grünstattgrau – er leitet den Fachausschuss Flachdach. © Agnes Mutschler
Peter Amann ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger und seit 2020 Mitglied des Business Boards von Grünstattgrau – er leitet den Fachausschuss Flachdach. © Agnes Mutschler

Birgit Tegtbauer: Können Sie uns mehr zur Entstehung der Richtlinie „Retentionsdächer mit Unterschreitung der Regeldachneigung“ sagen, die für Verarbeiter*innen und Planer*innen erarbeitet wurde?

Peter Amann:Bei der Erstellung der ÖNorm B 3691 hat es sehr lange Diskussionen gegeben, ob und wie ein „Null-Grad Dach“ verankert werden soll. Die klare Expertenmeinung kam zum Schluss, dass es ein Gefälle braucht. Eine generelle Freigabe war und ist nicht das Ansinnen der Normschaffenden. Nach der Veröffentlichung dieser Normausgabe hat sich um den im Fachausschuss 1 tätigen Personen bei Grünstattgrau eine Gruppe gebildet, die das Merkblatt „Retentionsdächer mit Unterschreitung der Regeldachneigung“ erarbeitet hat. Mit klaren Regeln, wie ein solches Dach ausgeführt werden muss.

Gerhard Wögrath ist Geschäftsführer der Wögrath Dachtechnik GmbH, Spezialisten für Spenglerarbeiten und Abdichtungen. Er ist bereits seit fast 25 Jahren in der Baubranche tätig. © Agnes Mutschler
Gerhard Wögrath ist Geschäftsführer der Wögrath Dachtechnik GmbH, Spezialisten für Spenglerarbeiten und Abdichtungen. Er ist bereits seit fast 25 Jahren in der Baubranche tätig. © Agnes Mutschler

Birgit Tegtbauer: Hat sich die Richtlinie in der Praxis bewährt? Hätten Sie als Verarbeiter Ergänzungen dazu?

Gerhard Wögrath: Die Richtlinie bietet eine sehr gute Grundlage für die Ausführung eines guten Flachdaches mit bestmöglicher Sicherheit. Ich denke aber, die Richtlinie bzw. generell das Null-Grad-Dach bzw. Retentionsdach ist in der Praxis noch nicht angekommen. Es wird aber in den nächsten Jahren immer wichtiger und auch seitens der Auftraggeber immer mehr gefordert werden. Als Grundlage für eine reibungslose Ausführung fehlt jedoch die Änderung der ÖNorm B 3691, um Rechtsicherheit für die Verarbeiter zu schaffen. Ergänzend würde ich den Schutz der Abdichtung bzw. die Dauer zwischen Fertigstellung der Abdichtung und Aufbau des Gründaches genau regeln. Die Richtlinie bewertet die Ausführung der Retentionsdächer als Umkehrdächer als nicht tauglich, ausführungsbedingt ist jedoch gerade bei Umkehrdächern die Abdichtung bestmöglich geschützt, und daher kommt es nur selten zu Beschädigungen während der Bauphase. Eine umgehende Herstellung des Gründachaufbaus sollte daher das Ziel sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Ich bin ein Profi