Fenstertausch

Denkmalpflege und Klimaschutz vereint

09.02.2024

Restaurierung und Nachbildung historischer Fenster werden in den letzten Jahren zunehmend unter dem Aspekt der Wärmedämmung diskutiert. Wie man gleichzeitig die Auflagen des Denkmalschutzes und des Klimaschutzes erfüllen kann, zeigt ein Projekt im Burgenland.

Die denkmalgeschützte, katholische Pfarrkirche hl. Margaretha in der burgenländischen Gemeinde Apetlon ist eine Besonderheit. Die im Jahr 1797 fertiggestellte Kirche war so gut besucht, dass man sie in den Jahren 1974/1975 mit einem modernen, achteckigen Betonanbau im Brutalismus-Stil nach dem Entwurf des Architekten Josef Patzelt erweiterte. Der Anbau ist freitragend ohne Säulen ausgeführt, die Sitzbänke sind um einen Volksaltar angeordnet und vom Hochaltar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts blickt die Kirchenpatronin, die Heilige Margaretha auf die Gläubigen herab.

Gesamtansicht der katholischen Pfarrkirche hl. Margaretha in der burgenländischen Gemeinde Apetlon mit dem Zubau und den gewölbten Plexiglasfenstern im Originalzustand. © WikiCommons/Karl Gruber
Gesamtansicht der katholischen Pfarrkirche hl. Margaretha in der burgenländischen Gemeinde Apetlon mit dem Zubau und den gewölbten Plexiglasfenstern im Originalzustand. © WikiCommons/Karl Gruber
Innenansicht: Der Anbau ist freitragend ohne Säulen ausgeführt, die Sitzbänke sind um einen Volksaltar angeordnet. Fensterbänder erhellen den Raum mit natürlichem Tageslicht. © Dguendel
Innenansicht: Der Anbau ist freitragend ohne Säulen ausgeführt, die Sitzbänke sind um einen Volksaltar angeordnet. Fensterbänder erhellen den Raum mit natürlichem Tageslicht. © Dguendel

Gewölbte Künstlerfenster lassen Kirchenanbau strahlen

Zwei Fensterbänder mit insgesamt 36 Scheiben aus 6 mm Plexiglas erhellten den Raum mit natürlichem Tageslicht. Nachdem sie in der Vergangenheit das eine oder andere Mal den Windlasten nicht standgehalten hatten, wurden sie nach außen gewölbt ausgeführt.

Von Beginn an waren farbige Kirchenfenster geplant gewesen, im September 2023 wurde der langgehegte Wunsch der Kirchengemeinde Apetlon endlich Realität. Mit ihrer abstrahierenden und dennoch erzählenden Darstellung des Lebens und Martyriums der Heiligen Margaretha von Antiochien hatte die Berliner Künstlerin Marie-Luise Dähne auch die funktionale Aufgabe gelöst, die starke Sonneneinstrahlung abzumildern und gleichzeitig die Sichtverbindung zur Natur draußen zu bewahren.

Symbole, wie das Kreuz, die Eisenkämme und die Perlen – Margaretha bedeutet „die Perle“ im Griechischen – ziehen sich durch die gesamte Motivreihe. Am Eingang zur Kirche sind die Scheiben kräftig und dunkel und erinnern an Margarethas gottlose Kindheit als Tochter eines heidnischen Priesters. Kleine goldene Perlen, im Verlauf des Fensterbandes werden es immer mehr, symbolisieren zum einen ihren Glauben, der es ihr möglich macht, Folter, die Versuchungen des Teufels und schließlich die Hinrichtung zu ertragen und zum anderen die wachsende Christengemeinschaft. 

Die renommierte Paderborner (D) Werkstatt für Glasmalerei Peters hat den Entwurf der Künstlerin mit keramischen Farben von Hand auf 6 mm ESG-Scheiben übertragen und die Motive eingebrannt. © Glasmalerei Peters
Die renommierte Paderborner (D) Werkstatt für Glasmalerei Peters hat den Entwurf der Künstlerin mit keramischen Farben von Hand auf 6 mm ESG-Scheiben übertragen und die Motive eingebrannt. © Glasmalerei Peters

Die renommierte Paderborner Werkstatt für Glasmalerei Peters hatte den Entwurf mit keramischen Farben von Hand auf die 6 mm ESG-Scheiben in Formaten von 1,6 x 1,3 m bis 2,6 x 1,4 m übertragen und die Motive anschließend bei 600 Grad Celsius eingebrannt. „Wir arbeiten seit vielen Jahren immer wieder mit Marie-Luise Dähne zusammen“, schwärmt Projektleiter Christoph Sander. „Sie schafft es, ihre Kunstwerke mit der Architektur verschmelzen zu lassen. In Apetlon wird die Heilige Margaretha so physisch und spirituell zu einer Quelle des Lichts.“

Flexibler Abstandhalter vermeidet Wärmebrücken

Angelehnt an die alten Plexiglasscheiben hatte der Denkmalschutz gewölbte Scheiben zur Auflage gemacht. Mit der Herstellung der 3D-geformten Isolierglaseinheiten, „CurvePerformDGU“ aus „CurvePerformMono“ Freeform gebogener Außenscheibe 6 mm mit einer Planglas ESG Dekor Gegenscheibe in den Isolierglaseinheiten war der Vandaglas Standort Döring Berlin beauftragt.

Im Zuge der Glaserneuerung sollten die Fenster auch energetisch saniert werden. Für den Randverbund kamen daher der flexible „Edgetech Super Spacer TriSeal SG“ und „Dow Corning 3362“ als sekundärer Silikondichtstoff zum Einsatz.

Vandaglas Döring Standortleiter Carsten Kunert zum Projekt: „Die konvexen Hohlräume werden aus der planen Scheibe herausgeformt. Das sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, doch die Geometrie mehrachsig gebogener Scheiben ist komplex und erschwert damit auch die Prognose des Materialverhaltens während des Biegens und nach der Installation. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung haben wir auch für die Apetloner Isolierglaseinheiten wieder auf die flexiblen Super Spacer Abstandhalter gesetzt. Sie sind einfach zu applizieren, unterstützten die Widerstandsfähigkeit gegenüber Windlasten und tragen in erheblichem Maß zur Energieeffizienz bei, denn es entfallen Wärmebrücken am Glasrand.“

(bt)

Text: Ingrid Hecht

Branchen

Glas Architektur

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