Herausforderung angenommen
Der originalgetreue Nachbau fünf historischer Holz-Verbundfenstern für die Burg Mauterndorf wurde im Rahmen des Salzburger Tischlerpreises ausgezeichnet und ist Vorbild für ein Marktsegment, das nur Tischler*innen bedienen können.
Der Grat zwischen Denkmalschutz und modernen Anforderungen an Fenster und Türen ist oft ein schmaler. Die Tischlerei Wallinger weiß diesen besonders gekonnt zu beschreiten und hat sich über die Jahre eine starke Expertise in Sachen historischer Bauten aufgebaut. Lohn dafür ist unter anderem die Auszeichnung mit dem Salzburger Tischlerpreis in der Kategorie „Sonderprojekte – AltNeu“ für die Herstellung von fünf Verbundfenster für die Burg Mauterndorf.
Fundiert begründet
„Die Neuinterpretation der bestehenden Metallfenster stellt sich den Herausforderungen des Denkmalschutzes, des traditionellen Handwerks und verbessert die thermische Qualität der Fensterelemente“, heißt es in der Jurybegründung des Salzburger Tischlerpreises. Zudem wurde die Vorbildfunktion gelobt: „Das Projekt bespielt ein Aufgabenfeld, das in Zukunft vermehrt nachgefragt wird und vor allem für den Tischler*innen-Nachwuchs Motivation sein soll, sich mit der Herkunft des Handwerks und der Bearbeitung des Werkstoffes von Hand zu widmen.“
Gewachsene Expertise
Die seit 65 Jahren bestehende Tischlerei Wallinger in St. Koloman im Tennengau mit zehn Mitarbeitenden sich über die Jahre einen hervorragenden Ruf in Sachen Restaurierung und Nachbau historischer Fenster, Türen und Böden erarbeitet. Zudem ist man im privaten Bereich im Möbelbau und im Segment Kastenfenster aktiv. „Seit 2013 sind wir für das Land Salzburg auf Burgen und Schlössern tätig. Neben der Burg Mauterndorf waren und sind wir auf der Festung Hohensalzburg im Einsatz, ebenso in vielen Kirchen. So haben wir u.a. das Chorgestühl im Stift St. Peter in der Salzburger Altstadt restauriert bzw. in Teilen neu hergestellt“, erzählt Tischlermeister Georg Wallinger, der im Familienbetrieb für Produktion und Service verantwortlich ist. Sohn Georg Wallinger jun., ebenso Tischlermeister, hat 2016 die Geschäftsführung übernommen und ist auf Planung und Verkauf spezialisiert.
Zurück zum Ursprung
Bei dem Fenster-Projekt in der Burg Mauterndorf, das man in Kooperation mit der Tischlerei Fercher + Stockinger aus Seekirchen durchführte, setzte sich der zuständige Architekt Georg Seidl besonders dafür ein, die großen Flügelfenster an das Original angelehnt zurückzubauen. „Im Zuge einer lange zurückliegenden Sanierung waren die alten Holzfenster durch Metallfenster ersetzt worden. Dem Architekten war es ein großes Anliegen, hier wieder Holzfenster einzusetzen. Er hat mit der für die Erhaltung zuständigen Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung verhandelt und das Projekt durchgesetzt. Bei der öffentlichen Ausschreibung kamen wir dann zum Zug“, berichtet Wallinger über das Zustandekommen. Zugute kam dem Betrieb auch, dass man die Gegebenheiten auf der Burg bereits kannte, da man ein paar Jahre davor die Innentüren erneuert hatte. Im Zuge der Fenstersanierung in den Jahren 2020 bis 2022 setzte man auch den Austausch der außenliegenden Fensterläden um.
Von Zwillingen und Drillingen
Insgesamt wurden fünf Zwillingsfenster (Biforium) bzw. Drillingsfenster (Triforium) an die Originale angelehnt, nachgebaut und maßgetreu mit ihrer Flügelteilung an die außenliegenden Steinsäule angepasst. Sie sind in feinjähriger massiver Lärche mit Schlitz- und Zapfenverbindungen und einer Lasur auf Ölbasis ausgeführt. Die gesamte Abwicklung und die Vermessung oblag der Tischlerei Wallinger, produziert wurden Rahmen, Stöcke und Wandvertäfelung durch die Tischlerei Fercher und Stockinger. Das Einglasen und die Montage übernahm dann wieder der Betrieb in St. Koloman. „Wir haben alles so gemacht, wie es sich für ein Kastenfenster gehört: So haben wir wie bei den Originalen Bleiglas, ausgeführt von der Glaserei Grünwald, verwendet inklusive der Windeisen, die man zum Ausgleich des hohen Gewichts der Bleiverglasung benötigt“, erklärt Tischlermeister Wallinger.