Photovoltaik im Aufwind
Photovoltaik boomt mehr denn je. Das Thema ist nicht nur – durch steigende Energiekosten und breiteres öffentliches Interesse am Klimawandel – mittlerweile in den Köpfen der Österreicher angekommen, es treibt auch die Absatzzahlen der Branche in die Höhe. Grund genug für Installateur*innen, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Bei den Wiener Netzen, so wurde kürzlich bekannt, sind alleine in den ersten sieben Monaten 2023 bereits so viele Anträge eingereicht worden wie noch nie. So hätten die Wiener Netze im Jahr 2020 ganze 1.638 Anträge für Photovoltaikanlagen bekommen. Dem gegenüber stehen 3.535 Anträge 2021, 9.017 im Jahr 2022 und von 1. 1. 2023 bis zum 27. 7. 2023 bereits mehr als 9.642 Anträge. „Haben wir vor vier Jahren noch 20 Photovoltaikanträge pro Woche bekommen, so sind es bereits heuer über 400 Anträge pro Woche. Das ist die zwanzigfache Menge“, erklärte Wiener-Netze-Sprecher Christian Call in einem Interview mit ORF Radio Wien. Ein großer Teil entfalle dabei auf „kleine, private Überschuss-Einspeiser“, die rund 85 Prozent der Anträge ausmachen würden. Wenig Wunder, hat die Photovoltaikbranche in den letzten Jahren doch eine rasante Entwicklung erlebt und ist zu einem essenziellen Akteur in der globalen Energiewende geworden.
Der Fortschritt in der Technologie, die steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien und die zunehmende Klimasensibilität haben die Photovoltaik (PV) zu einer der führenden Energietechnologien gemacht. „Durch die Berichterstattung zahlreicher Medien ist das Thema Klimawandel stark in der Öffentlichkeit angekommen. Damit ergibt sich ein genereller Trend in Richtung alternativer Energien“, verweist beispielsweise Martin Haas, seines Zeichens Geschäftsführer der SHT Haustechnik, im Interview mit Gebäude Installation (siehe Seite 30). „Speziell aufgrund steigernder Energiekosten im privaten, aber auch im industriellen Bereich ist die Öffentlichkeit sensibilisiert und somit zum Energiesparen aufgerufen.“ Mit dem wachsenden Interesse an Energiespeicherlösungen gewinnen auch andere Themen wie etwa Batteriespeicher an Bedeutung. Installateur*innen sollten sich dementsprechend mittlerweile zusätzlich auf Systeme konzentrieren, die eine effiziente Speicherung und Nutzung von überschüssigem Solarstrom ermöglichen. Denn die Eigenverbrauchsoptimierung hilft Endkund*innen, Stromkosten zu senken und unabhängiger von öffentlichen Stromnetzen zu werden, und ist dementsprechend gefragt.
Mehr Gesamtnutzen durch höhere Flexibilität
„Mit SKE und Huawei ist Solaranlagenbetreibern sichergestellt, dass alle Komponenten miteinander funktionieren und somit sehr zuverlässig und effizient arbeiten“, unterstreicht dementsprechend Gerald Hotz, Vertriebsleiter von SKE in Österreich. Dafür stünden im FusionSolar-Onlineportal etwa eine vollintegrierte Photovoltaiksystem-Kontrolle sowie ein lückenloses Monitoring kostenlos zur Verfügung.
Auch die Integration intelligenter Energiemanagementsysteme ist ein wachsender Trend. Durch die Vernetzung von PV-Anlagen, Batteriespeichern und anderen Energiequellen können Installateur*innen ihren Kund*innen eine automatisierte und effiziente Energieverwaltung bieten. Dies ermöglicht eine höhere Flexibilität und erhöht den Gesamtnutzen der PV-Anlage. Und auch Leichtbaumodule haben in den letzten Monaten zum PV-Boom beigetragen, vereinfachen diese doch die Montage deutlich und verringern zudem die Belastung der Dächer. Zudem kommen bifaziale Technologien, die eine verbesserte Energieausbeute ermöglichen, indem sie das Licht auf beiden Seiten des Moduls nutzen. Zunehmend mehr Installateur*innen erkennen mittlerweile die Vorteile dieser innovativen Technologien und bieten sie ihren Kund*innen an.
Die Verknappung von Halbleitern aufgrund des hohen Bedarfs im Autobau und der corona-bedingten geringen Produktion hat sich mittlerweile wieder aufgelöst.
Die wachsende Nachfrage nach PV-Systemen hat zwar zu einer erweiterten Produktion und einem breiteren Angebot geführt, die vergangenen Monate waren aber von Engpässen – anfangs ausgelöst durch die Coronapandemie und in weiterer Folge durch den von Russland begonnenen Ukraine-Krieg – geprägt. Diese Probleme hätten sich mittlerweile aber wieder deutlich entspannt, wie Markus König, Geschäftsführer Suntastic.solar GmbH, erklärt. „Die Lieferketten haben sich wieder entspannt, wir sind wieder höchst lieferfähig und unsere Lager sind gut gefüllt.“ Probleme gebe es derzeit nur „bei einigen Produkten“ im Notstrom-Bereich. „Hier können Zulieferer der Hersteller einige Bauteile nicht ausreichend liefern.“ Auch die Verknappung von Halbleitern „aufgrund des hohen Bedarfs im Autobau und der Corona-bedingten geringen Produktion“ habe sich König zufolge mittlerweile wieder aufgelöst.
„Alles aus einer Hand“-Prinzip
Im Allgemeinen sind PV-Module und Komponenten heute leichter verfügbar als noch vor einigen Jahren. Der Grund dafür ist schnell gefunden – die Hersteller*innen haben zuletzt ihre massiv Kapazitäten erweitert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Allerdings kann es immer noch regional bedingte Unterschiede bei der Verfügbarkeit geben. Installateur*innen sollten daher frühzeitig mit ihren Lieferant*innen und Hersteller*innen in Kontakt treten, um die Verfügbarkeit und Lieferzeiten der benötigten Komponenten zu klären und sicherzustellen, dass Projekte termingerecht umgesetzt werden können. Beim Thema Sektorenkopplung gebe es, erläutert König, ein immer größeres Angebot ganzheitlicher Lösungen, „auch für Solarkraftwerke, größere Gewerbe, Industrie“. „Der Trend geht dahin, dass einzelne Hersteller eigene Sektorenkopplung anbieten wollen, alles aus einer Hand. Mittlerweile sind diese Lösungen auch besser verfügbar.“
Gerade im Bereich der Entwicklung hat sich in den letzten Monaten viel getan, dabei zeichnen sich allerdings verschiedene Trends ab. So gewinnt etwa die Hochleistungs-Photovoltaik immer stärker an Schwung. Die Technologie setzt auf fortschrittliche Materialien und Konzepte, um die Effizienz von PV-Modulen zu steigern. Installateur*innen können ihren Kund*innen dadurch Module mit höherer Leistung anbieten, die auch bei begrenzter Fläche mehr Strom erzeugen. Sogenannte Dünnschicht-Photovoltaikmodule zeichnen sich wiederum durch Flexibilität und Leichtigkeit aus, wodurch die Einsatzmöglichkeiten erweitert werden. Derartige Module können beispielsweise auf unkonventionellen Oberflächen wie Fassaden oder gebogenen Strukturen installiert werden. Installateur*innen sollten die Vorteile dieser Technologie daher erkennen und diese entsprechend anbieten.