Die Parallelexistenz der Alternativen
Von Prototyp bis Serienreife: Auf diese Antriebsarten und Kraftstoffe setzen künftig die Baumaschinen-Hersteller.
Nachhaltigkeit war nicht nur eines der Leitthemen der heurigen Bauma, es zog sich auch durch alle Bereiche der Hallen und Ausstellungsbereiche. Neben Bauweisen und Materialien, der Wiederverwendung von Teilen wie auch ganzen Maschinen stach eines in diesem Jahr aber ganz besonders heraus: alternative Antriebe und Kraftstoffe sind ein brisantes Thema, zahlreiche Möglichkeiten werden aktuell ausgelotet und parallel entwickelt.
„Das Ziel ist, die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren und bis 2050 klimaneutral zu werden“, führt Komatsu-Repräsentant Stefan Kuhn die ehrgeizigen Ziele des Herstellers aus. Ebenso spricht Peter Mayr, Geschäftsführer Liebherr Österreich Vertriebs- und Service GmbH, die Produktverantwortung sowie den CO2-Fußabdruck im gesamten Lebenszyklus an. Die Krux an der Sache bleibe dabei aber, dass bei allen Bemühungen am Ende stets die Kund*innen selbst entscheiden, was sie betanken oder wie der benötigte Strom produziert wird.
Elektrische Maschinen im Vormarsch auf der Bauma 2022
Die Spezialisten unter den Kompaktmaschinen-Hersteller*innen gehen derweil ihren Weg in Richtung Elektrifizierung weiter. So präsentierte Wacker Neuson sein mittlerweile sehr breit gewachsenes Portfolio an Zero-Emission-Geräten, um vor Augen zu führen, dass ein emissionsfreier Baustellenbetrieb möglich ist. Auch bei Yanmar sieht man aktuell die Nachfrage nach elektrischen Maschinen weiterhin steigen. Die vorgestellten Neuen, der Minibagger SV17e sowie der Prototyp des Radladers V8e, fanden bei den Besucher*innen reichlich Zuspruch und sollen Ende 2023, Anfang 2024 den Markt erobern. Ebenso rundet Bobcat sein Sortiment im E-Segment immer weiter ab. Einerseits feierte der neue Zwei-Tonnen-Elektro-Minibagger E19e sein Debüt, andererseits wurden zukünftige Innovationen präsentiert wie der T7X, die Konzeptmaschine eines ersten vollelektrischen Kompakt-Raupenladers.
Bauma 2022: Prototypen und Hydraulikbagger
Längst aber beschränkt sich der Fortschritt hinsichtlich Elektrifizierung nicht mehr nur auf die Minis und Kompakten. Entwicklungen im Bereich von Batterien und Zelltechnologien ermöglichen mittlerweile ganz andere Leistungssphären, und so tauchen auch immer größere elektrische Maschinen auf, die einen Arbeitstag lang im Einsatz stehen können. Bei Zeppelin sieht man eine deutliche Nachfrage nach Zero-Emission-Modellen, da Ausschreibungen dies immer häufiger einfordern. Demgemäß präsentierte man sich mit gleich vier Prototypen für die unterschiedlichen Leistungsspektren. Den Anfang werden der Minibagger Cat 301.9 und der kompakte Radlader Cat 906 machen, die aller Voraussicht nach 2024 auf den Markt kommen. Folgen werden der 22-Tonnen-Kettenbagger Cat 320 sowie der mittelgroße Radlader Cat 950 GC, allesamt batterieelektrisch.
Neben einem integrierten On-Board-Ladegerät wird auch eine Off-Board-Schnellladeoption zur Verfügung stehen. Zur Überbrückung beziehungsweise für den kurzfristigen Bedarf soll dies die Maschine rasch mit der benötigten Energie versorgen, langfristig müsse aber die Baustellenplanung das Laden über Nacht zur Routine werden lassen. Diesen Aspekt der Umgewöhnung hebt man auch bei Liebherr hervor, wenngleich betont wird, dass Schnellladen sich nicht auf die Lebensdauer der Batterien auswirke.
Bei Komatsu stellte ebenso ein Elektrischer ein Highlight der Messe dar. Der erstmalig vorgestellte 20-Tonnen-Hydraulikbagger mit Elektroantrieb von Proterra ist Ergebnis einer fruchtbaren neuen Zusammenarbeit. Letztes Jahr sind die beiden Unternehmen eine Kooperation eingegangen, um mit den US-amerikanischen Batteriesystemen die Elektrifizierung kleiner und mittlerer Hydraulikbagger voranzutreiben. In den kommenden beiden Jahren soll die kommerzielle Produktion der Elektrobagger aufgenommen werden.