Sparmeister mit Kraft
Mit welchen Techniken die neuen Radlader den Dieselverbrauch reduzieren, und weshalb sie trotzdem ein Plus an Leistung bieten. Auf der Bauma präsentierten die Hersteller Radlader der jüngsten Generation.
Einmal mehr stand heuer das Thema Effizienz im Mittelpunkt der auf der Bauma vorgestellten Radladerneuheiten: Alle Hersteller nannten weniger Treibstoffverbrauch und mehr Leistung als die wesentlichen Merkmale ihrer Novitäten. Nichts Neues unter der Münchner Sonne? Wer das glaubt, sollte die Radlader der jüngsten Generation einmal in der Praxis testen. Anstatt sich von klangvollen Marketingsprüchen verwirren zu lassen, kann man dort den Dieselverbrauch konkret überprüfen – und dabei positive Überraschungen erleben: „In der Stunde brauche ich zwischen vier und 6,5 Liter weniger als mit dem alten Gerät. Damit erspare ich mir am Tag gut gerechnet 35 Liter Diesel“, erklärt Dieter Kern von der Cemex Umwelttechnik die wesentlichsten Vorteile seines Caterpillar-Radladers 966K XE, einer Maschine mit einem Einsatzgewicht von 24 Tonnen.
Mit der K-Serie wollte Caterpillar auf der Bauma die neueste Entwicklung bei der Radladertechnologie demonstrieren. Kern konnte seine Maschine bereits einige Wochen vor der Messe in München in Betrieb nehmen und damit erste Erfahrungen sammeln. Der Radlader wird im niederösterreichischen Weikersdorf eingesetzt, um Schotter abzubauen und die Abbauflächen mit Baurestmassen aufzufüllen. Das Einsatzgebiet ist rund 50 Hektar groß, „da sind wir mit dem Radlader natürlich viel unterwegs“, erzählt Kern über eine Anforderung an die Maschine, „eine Fahrstrecke beträgt 2,2 Kilometer, im Laufe des Tages kommt schon eine schöne Kilometerleistung zusammen.“ Höhere Fahrgeschwindigkeit ist da natürlich ein Plus.
Mit Leistung geht’s flotter
Neben schnellem Fahren werden beim Verhalden bzw. beim Schotterabbau Schubleistung und Reißkraft gefordert. Bei der neuen Maschine sei alles da, behauptet Kern und schildert Erfahrungen aus einem Praxisvergleich mit dem alten – allerdings auch etwas schwächeren – Radlader. Dabei bauten beide Lader Schotter ab und beluden damit einen Lkw: „Als ich mit dem Cat die zweite Schaufel auflegte, fuhr der alte Lader erst zur Wand, um sie zu füllen“, erzählt Kern über die Unterschiede. Wie beim Verbrauch summiert sich die höhere Leistung im Laufe des Tages zu einem deutlichen Plus, das sich in weniger Überstunden niederschlägt: „Mit dem alten Gerät mussten wir oft am Morgen früher beginnen oder am Abend länger bleiben. Mit dem neuen Cat lässt sich alles in der regulären Arbeitszeit erledigen“, sagt Kern.
Einen wesentlichen Anteil am geringeren Treibstoffverbrauch und an der höheren Leistung hat das sogenannte leistungsverzweigte Getriebe des Laders. Caterpillar erklärt das so: „Die Maschine verbindet die Vorteile von Hydrostat und mechanischem Direktantrieb und gewährleistet hocheffizienten Materialumschlag ganz ohne Schaltunterbrechungen.“ Der Marktleader hat das Konzept allerdings nicht gepachtet. Ganz im Gegenteil – es zieht sich in ähnlicher Form durch fast alle Radlader-Novitäten der Bauma.
Hydrostatisch und mechanisch
Liebherr propagiert Ähnliches beim neuen Radlader L 586, einer Maschine mit einer Kipplast von zirka 20 Tonnen. Bei dem Gerät kommt erstmals bei Liebherr ein hydrostatisch-mechanisch leistungsverzweigtes Getriebe zum Einsatz. Es kombiniert einen mechanischen mit einem hydrostatischen Antriebsstrang, dadurch werden Verluste bei der Energieübertragung reduziert und der Wirkungsgrad erhöht, erläutert Liebherr.
Im Einsatz wird der Radlader mit dieser Technik bei langsamen Fahrten und bei der Materialaufnahme überwiegend hydrostatisch angetrieben. Mit zunehmender Geschwindigkeit und bei langen Ladespielen nimmt der Anteil der mechanisch übertragenen Leistung zu. Die Effizienz wird mit dieser Technik deshalb gesteigert, weil der mechanische Antriebsstrang aufgrund der geringen Getriebeverluste einen hohen Wirkungsgrad aufweist.
Wandler ist Kraftstoffschlucker
Volvo nützt bei seinen Radladern schon seit einiger Zeit eine Technik, die die Skandinavier Optishift nennen, um die Energieverluste im Antriebsbereich zu minimieren. Sie besteht aus einer mechanischen Überbrückung des hydraulischen Wandlers im 2., 3. und 4. Gang. Erich Kribs, Volvos Product Manager für Radlader, erklärt den Nutzen: „Der Wandler ist ein großer Kraftstoffschlucker. Ich benötige ihn jedoch, da er meine Drehzahl in Kraft übersetzt, die notwendig ist, um die Schaufel zu füllen. Aber sobald ich schneller fahre, brauche ich den Wandler nicht und kann ihn mit der effizienteren mechanischen Verbindung überbrücken.“
Zum Optishift-System gehört außerdem eine „reverse by break“-Einrichtung, die beim Wechsel vom Vorwärts- zum Rückwärtsgang oder umgekehrt automatisch bremst. 98 Prozent der Fahrer bremsen laut einer Volvo-Untersuchung bei diesem Vorgang nicht, wie es eigentlich laut Lehrbuch notwendig wäre, das belastet den Wandler.
Auch Komatsu setzt bei den beiden neuen auf der Bauma vorgestellten Radadern WA380-7 und WA500-7 beim Wandler an, um Energieverluste zu reduzieren. Die Maschine verfügt standardmäßig über einen neuentwickelten Drehmomentwandler mit automatischer Wandlerüberbrückung. Dies verbessert die Beschleunigung und die Steigfähigkeit, erhöht die Spitzengeschwindigkeit und sorgt für einen geringeren Kraftstoffverbrauch, verspricht Komatsu. Stefan Kuhn, Geschäftsführer von Kuhn Baumaschinen und Komatsu-Repräsentant, zeigte sich auf der Bauma von den beiden neuen Radladern begeistert und wies auf andere Features hin. Etwa auf den schon von früheren Modellen bekannten Komatsu-Dieselpartikelfilter, der gewährleistet, dass der Maschineneinsatz für die Regeneration nicht unterbrochen werden muss.
Wandlerüberbrückung als Option
Mit zwei neuen Radladern, den Modellen 427 und 437, war JCB auf der Bauma präsent. Der britische Hersteller setzt ebenfalls auf ein optionales Fünfganggetriebe mit Wandlerüberbrückung als Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs. Bis zu 16 Prozent weniger Diesel soll die neueste Generation im Vergleich zu den Vorgängermodellen verbrauchen. Beim Fünfganggetriebe aktiviert sich die Wandlerüberbrückung in den Gängen zwei bis fünf, um die Getriebeverluste zu reduzieren. Der Fahrer bemerkt dadurch kaum einen Unterschied zwischen dem Fahren auf Steigungen, auf ebener Straße oder beim Transport von schwerer Ladung, erläutert JCB einen Vorteil dieser Lösung.
Serienmäßig verfügen die neuen JCB-Radlader über eine intelligente Kupplungsdruck-Abschaltung, die Vorteile beim Beladen von Lkws oder beim Rangieren in engen Kurven bringen soll. Das System verschiebt abhängig vom Getriebeausgangsmoment und Bremsdruck dynamisch den Trennpunkt der Kupplung. Durch dieses Ausrücken der Kupplung wird die Vorschubkraft begrenzt, was zudem den Verschleiß der Bremsen in den neuen ZF-Achsen minimiert.
Noch mehr Komfort in der Kabine
Neben Weiterentwicklungen bei Motor und beim Antriebsstrang war noch mehr Komfort in der Kabine kennzeichnend für die auf der Bauma präsentierten neuen Radlader. Komatsu hat bei seinen beiden Novitäten beispielsweise durch Absenkung der Frontscheibe und einem neu entwickelten Amaturenbrett die Sicht nach vorn deutlich verbessert. Die Bedienhebelkonsole – Komatsu nennt sie Electronic Pilot Control – mit extrem leichtgängigen Kurzhebeln wurde direkt am Fahrersitz integriert.
Während bei Komatsu serienmäßig noch ein klassisches Lenkrad das Bild in der Radladerkabine prägt und eine Joysticksteuerung optional erhältlich ist, setzt Caterpillar auch bei der jüngsten Maschinengeneration wieder voll auf den Steuerknüppel. Die für manche Fahrer noch neue Technik verlangt Gewöhnung, aber Dieter Kern von der Cemex Umwelttechnik hat sie begeistert: „Mit dem Joystick arbeitet man deutlich ermüdungsfreier und einfacher, weil die ganze Kurbelei mit dem Lenkrad wegfällt“, erzählt der 40-Jährige. Auch sonst schwärmt er von der Kabine seines neuen Cat-Radladers. Neben Übersicht und Fahrkomfort hat es ihm vor allem die Rückfahrkamera angetan: „Sie ermöglicht punktgenaues Fahren“, sagt er.
Robustheit kontra Hightech
Während die Hersteller aus den USA, Japan und Europa von den Hightech-Lösungen ihrer Radlader schwärmten, argumentiert man bei LiuGong, dem größten chinesischen Radladerhersteller, etwas anders. Von Wartungsarbeiten bei minus 30 Grad, von einem im afrikanischen Schlamm versunkenen Radlader, der nach der Bergung problemlos wieder lief, und ähnlichen Maschinenabenteuern war in den Presseaussendungen mehr die Rede als von Elektronik in Kabine und Motorsteuerung. Auch Yuanxiang Xiao, LiuGongs Vizepräsident für Europa, erklärte im Gespräch mit der Bauzeitung weniger die technischen Features seiner Lader, sondern vor allem den Aufbau des Händler- und Servicenetzes in Europa von den Niederlanden aus. Nach den Worten von Xiao ist das Unternehmen hier auf einem guten Weg, auch in Österreich führt man bereits konkrete Gespräche mit einem Händler. Von den vier Radladermodellen, die LiuGong anbietet, entsprechen drei den Abgasvorschriften der Stufe IIIA, ein Modell ist immerhin schon auf Stufe IIIB.