So punktet der Metallbau
Mehr als 100 Fachleute nutzten den Metallbautag der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenstern, -Türen,- Tore und -Fassaden (AMFT) als Plattform für Information und Networking.
Metallbautechnik ist Qualitätstechnik“ – so lautete das Motto, unter dem am Metallbautag die aktuellen Themen der Metallbaubranche aus den Bereichen „Produkte & Gebäude“, „Unternehmen & Qualität“ und „Normung & Recht“ beleuchtet wurden. AMFT-Vorsitzender Alois-Martin Heidenbauer sprach bei der Eröffnung der Veranstaltung das in den vergangenen Wochen heiß diskutierte Thema „Bestbieter vor Billigstbieter“ an. Außerdem appellierte Heidenbauer an die Metallbaubetriebe, sich verstärkt zu bemühen, den Werklohn hereinzubringen. „Wir müssen uns alle mehr auf die Beine stellen, um jenen Unternehmen Einhalt zu gebieten, die systematisch nicht zahlen“, so der Aufruf des AMFT-Vorsitzenden.
Öko-Rechnungen
Linus Waltenberger, Berater der M.O.O.CON. GmbH, und die Konsulentin Maria Popp von BauXund stellten in ihrem gemeinsamen Vortrag einen Vergleich der Fensterwerkstoffe bezogen auf den Gebäudelebenszyklus vor.
Dabei analysierten die Experten neben den Primärkosten auch alle Folgekosten, die sich im Verlauf eines 50 Jahre dauernden „Gebäudelebens“ ergeben. Popp und Waltenberger haben hier mit dem „LZK-Tool“ ein eigenes Berechnungswerkzeug entwickelt, das ein virtuelles Volumenmodell eines Gesamtgebäudes errechnet, (Energie)Verbräuche simuliert und auf Basis von acht verschiedenen Parametern auch die Gesamtkosten, Ökobilanz sowie baurelevante Umweltwirkungen in die Analyse mit einbezieht.
Auf die Gebäudeöffnungen – Fenster und Türen – heruntergebrochen ergibt sich dabei folgende Rechnung: Bezogen auf den Lebenszyklus eines Gebäudes machen Fenster nur einen geringen Teil (4 Prozent) der Gesamtkosten aus. „Das Fenster ist nicht der Faktor, womit die Welt verändert wird“, resümiert Maria Popp. Auch der Einfluss des Rahmenmaterials auf die Gesamtbilanz sei vergleichsweise gering. Beim CO2-Fußabdruck (Treibhauswirksamkeit) betrage die Differenz zwischen dem „besten“ und dem „schlechtesten“ Material weniger als einen halben Prozentpunkt.
Das erstaunt insofern, als Aluminium aufgrund seiner energieintensiven Produktion mit dem vierfachen CO2-Footprint gegenüber Holz ins Rennen geht, diesen Rückstand aber durch seine Langlebigkeit und vor allem durch den hohen Rückbau- und Recyclinganteil am Ende des Lebenszyklus (50 Jahre) egalisiert hat. Und bei den errechneten Lebenszykluskosten betrage laut Popp der Unterschied zwischen den verschiedenen Fenstermaterialien etwa drei Prozentpunkte, wobei sich die Vorteile von Aluminiumfenstern auch hier vor allem bei längeren Betrachtungszeiträumen zeigen.
Alleinstellungsmerkmal
Auf den ökologischen Fußabdruck von Bauprodukten und Immobilien ging auch die zweite Referentin des Metallbautages, Sarah Richter, ein. Die Expertin ist neben ihrer Tätigkeit als ÖGNI-Auditorin und ÖGNB-Beraterin seit Kurzem auch Geschäftsführerin der Bau EPD GmbH. Das Kürzel EPD steht für die Umweltdeklarationen von Produkten (Environmental Product Declarations) und ist auch für Gebäudezertifizierungen relevant. Dabei versteht sich Bau EPD als Organisation für die Bewertung von Bauprodukten und das Zurverfügungstellen von transparenten, glaubwürdigen und durch unabhängige Dritte verifizierten Daten für Gebäudebilanzen.
Bei den Gebäudezertifizierungen und Umweltdeklarationen könne der Metallbau vorne mitspielen, meint Sarah Richter, die ein Alleinstellungsmerkmal für den Werkstoff Metall vor allem außerhalb der Lebenszyklusgrenzen – also in den Recyclingmöglichkeiten – verortet. Außerdem könne der Metallbau mit spezifischen Eigenheiten, wie etwa modernsten Produktionsanlagen und -Prozessen, punkten, sagt Richter. Und projektbezogen sei die Branche mit Entwicklungen wie exakten Fensterberechnungstools schon sehr weit vorne. [gr]