Fassbinderei: Eine Frage des Vertrauens

Gudrun Haigermoser
02.05.2018

Bald sind es 200 Jahre, dass die Familie Eiletz Fässer und Bottiche in höchster Qualität produziert. Erwin Eiletz führt den Traditionsbetrieb in sechster Generation und freut sich über ungebrochen gute Geschäfte. 

„Wir erzeugen unsere  Fässer auf hohem Niveau, nach alter Tradition, dennoch mit moderner Technik und in enger Abstimmung mit den Auftraggebern.  Das wissen unsere Kunden seit Jahrzehnten zu schätzen", so Fassbindermeister Erwin Eiletz.
Von zwei Litern bis zu 2000 Litern reicht das Fassungsvermögen der produzierten Fässer.

Fassbinder Erwin Eiletz hat sein Handwerk wahrlich von der Pike auf gelernt: Schon als kleiner Bub war ihm klar, dass er „mit Holz arbeiten will“. Mit 23 Jahren konnte der Steirer bereits zwei abgeschlossene Lehren und die Meistertitel als Tischler und Fassbinder vorweisen. Seit dem Jahr 2000 führt er den 1819 von Simon Eiletz I. in Knittelfeld gegründeten Betrieb in der mittlerweile sechsten Generation – und die nächste steht schon in den Startlöchern, absolviert doch Sohn Simon VI. gerade eine Tischlerlehre und wird danach noch die Fassbinderei erlernen. 

Obwohl man die Tischlerei auch im Firmennamen führt und sie als zweites Standbein pflegt, war und ist die Fassbinderei das Hauptgeschäft des Drei-Mann-Betriebs. Die Krise, die viele Berufskollegen in den 1970er und 80er Jahren durchlebten, als Fässer aus Kunststoff und rostfreiem Stahl dem Holzfass immer stärker den Rang abliefen, war für die Firma Eiletz keine: „Wir haben uns über die Jahre einen sehr guten Kundenstock aufgebaut und mussten nie auf andere Bereiche ausweichen.“

Kein Baum gleicht dem anderen

Zum Großteil wird Eichenholz aus Österreich, Frankreich und Amerika als Rundholz eingekauft, am eigenen Holzplatz zwischen 30 und 48 Monaten bis zur richtigen Reife gelagert und dann weiterverarbeitet. Das Wuchsgebiet des Baumes ist dabei auch ausschlaggebend für den späteren Geschmack der eingelagerten Produkte. Denn dieses bestimmt, welche Holzinhaltsstoffe über den Boden aufgenommen werden.

Durch die Abgabe von Tanninen (pflanzliche Gerbstoffe) und Mineralien werden Wein, Whiskey & Co geschmacklich stark beeinflusst. Ein Barriquefass kommt durchschnittlich dreimal zum Einsatz, dann ist das Holz ausgelaugt und gibt keinen Geschmack mehr ab. Für Fässer, in welchen Kraut oder Surfleisch eingelagert wird, eignet sich Lärchenholz mit seinem geringen Harzanteil besonders gut. Für Milchgeschirr und Butterfässer nimmt man das geschmacksneutrale Fichtenholz.

In Serie und nach Maß

Zu einem wichtigen Standbein haben sich auch die Marketenderfässer z. B. für Musikvereine entwickelt. Diese kleinen Zwei-Liter-Fässer werden in Serien von 200 bis 300 Stück maschinell gefertigt. Ansonsten setzt man in Knittelfeld hauptsächlich auf eine individuelle Produktion.

Die Herstellung eines 228-Liter-Barriquefasses nimmt circa sechs Stunden in Anspruch. Für ein großes Lagerfass mit bis zu 2000 Litern Fassungsvermögen muss man schon vierzig Stunden oder mehr an Arbeitszeit einplanen. Die Fässer und Bottiche bleiben zu 70 Prozent in Österreich, 30 Prozent werden nach Deutschland, ­Italien, die Schweiz und Holland exportiert. 

Mit viel Gefühl

Um als Fassbinderei so lange erfolgreich zu sein wie Eiletz’ Familienbetrieb, braucht es sehr viel Fachwissen und Fingerspitzengefühl. „Wir stimmen das Holz bzw. das Fass auf den zukünftigen Inhalt ab und arbeiten dafür sehr eng mit den Kunden zusammen“, so Erwin Eiletz. Nur durch diese intensive Auseinandersetzung könne man feststellen, welches Holz zu einem Wein, zu einem Rum oder zu einem Whiskey passt. „Die Kunden vertrauen unseren Fässern ihre besten Erzeugnisse an. Daher ist unser Handwerk eine große Vertrauenssache und unsere Erfahrung Goldes wert“, weiß der Fassbindermeister. 

Die Maschinen zur Fassherstellung sind alle im Sonderbau gefertigt, da jeder Binderbetrieb unterschiedliche Anforderungen stellt. „Wir waren in Österreich einer der ersten maschinell ausgestatteten Betriebe und rüsten unseren Maschinenpark laufend nach“, sagt Erwin Eiletz. Zum Einsatz kommen u. a. automatische Hobelmaschinen für die Fassdauben, Fügemaschinen zur seitlichen Kantenbearbeitung, Reifenpressen sowie Spezialgeräte zur Herstellung des Fasskopfes und zur Bodenfertigung. Das Sägen der Fassdauben im Spiegelschnitt – immer stehend zu den Jahresringen – ist an einen im Bezirk ansässigen Betrieb ausgelagert.

Ein guter Stand

„Die heute aktiven Fassbinder können mit der Auslastung sehr zufrieden sein“, fasst Erwin Eiletz, der in der Bundesinnung auch als Berufsgruppensprecher fungiert, die Situation seines Standes zusammen. Laut WKO-Statistik waren 2017 übrigens 44 Binder aktiv. Für ein erfolgreiches Bestehen sei vor allem das Halten der Qualität wichtig: „Billigeres wird es immer geben, die österreichischen Produkte punkten mit ihrer Qualität, die Betriebe mit ihrer Zuverlässigkeit.“  
 

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