Ausstellung: Ungebautes Graz

Redaktion Architektur & Bau Forum
26.08.2020

Das GrazMuseum präsentiert mit „Ungebautes Graz. Architektur für das 20. Jahrhundert“ eine Auswahl nicht realisierter Architektur des 20. Jahrhunderts in ihrem gesellschaftspolitischen Kontext, einen großen Überblick auf visionäre, utopische Architektur, die für die Stadt Graz erdacht wurde.

Zu sehen sind Planungen wie das Warenhochhaus Scheiner am Jakominiplatz (1929), die Gartenstadt Marienwiese (1946), das Trigon-Museum im Pfauengarten (1988) oder das Kunsthaus im Schloßberg (1997), die jene in Graz beispielgebend für die immerwährende Debatte über die Vereinbarkeit moderner Baukultur mit der Bewahrung der historischen Altstadt vergegenwärtigen.

Architektur als Ausdruck des Zeitgeistes

Architektur ist Ausdruck eines Zeitgeistes und in der Demokratie oftmals Ausgangspunkt für die Frage: Moderne oder Tradition? Die Diskussion darüber prägt die Grazer Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts und die gebaute Architektur den Grazer Stadtraum bis heute. Ungebaute Projekte hingegen geraten in Vergessenheit. Wie würde der Grazer Stadtraum heute wohl aussehen, wenn die ungebaute Architektur realisiert worden wäre?

Advertorial

In sechs Abschnitten – von der Zwischenkriegszeit-Moderne über die NS-Zeit, die Zeit des Wiederaufbaus und den Utopien der 1960er-Jahre bis zur autogerechten Stadt und der Selbstdefinition als Kultur- und Architekturstadt im ausgehenden 20. Jahrhundert – entwirft Gastkuratorin Ingrid Holzschuh ein überaus differenziertes Bild jener planerischen Visionen für Graz, die zu ihrer Zeit zwar denkbar, jedoch nicht realisierbar waren.

Aus dem Material der Sammlungen des GrazMuseums und des Stadtarchivs Graz, sowie einer Reihe prominenter privater und institutioneller Leihgeber entsteht ein reiches Bild einer unsichtbaren Stadt.

Planerische Visionen der Stadt

Eine Stadt definiert sich nicht nur durch gebaute Realitäten. So erzählen auch die in Graz nicht gebauten Projekte viel über die Stadt und ihre Geschichte. Sie reflektieren gesellschaftliche Entwicklungen und politische Haltungen, auch wenn sie nie realisiert wurden und heute weitestgehend vergessen sind.

Die Ausstellung zeigt erstmals das ungebaute Graz von der Gründung der Ersten Republik 1918 bis zur Jahrtausendwende. Die Demokratie stärkt nicht nur die Teilhabe der Bürger am politischen Prozess, sondern auch ihren Einfluss auf die bauliche Gestaltung der Stadt. Diese Entwicklung erfährt durch die totalitäre Politik des Faschismus und den Zweiten Weltkrieg eine gravierende Zäsur. In den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik erhalten demokratische Prozesse und Bürgerbewegungen immer mehr Gewicht.

In der Formensprache der hier versammelten Projekte kommen Positionen von Traditionalisten und von Vertretern der Moderne zum Ausdruck – ein Kampf, der die Architektur des 20. Jahrhunderts prägt. In Graz wird dieser vor allem als Debatte über die Vereinbarkeit von moderner Baukultur mit der Bewahrung der historischen Altstadt geführt.

Bis 31.01.2021

www.grazmuseum.at