Rohrsysteme: Überblick und Neuheiten
Richtige Dimensionierung, Schallschutz, Materialwahl usw. – die Installation von Rohrsystemen ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Wir zeigen, welche Arbeitserleichterungen die Neuheiten am Rohrsystem-Markt bieten.
Der Innovationsgrad bei Rohrsystemen ist enorm, wie man anhand der nachfolgenden Übersicht nachlesen kann. Es vergeht kaum ein Jahr, wo nicht radikale Neuheiten oder zumindest beachtenswerte Weiterentwicklungen vermeldet werden.
Ein Blick in das historische Lehrbuch mit dem bezeichnenden Titel „Der moderne Installateur“ aus dem Jahr 1911 zeigt jedenfalls vorab, was der Stand der Technik vor etwas mehr als hundert Jahren war (Originaltext):
Keine der vielen Sorten Rohre wird bei Hauswasserleitungen so viel angewendet wie die Blei- und Zinnrohre mit Bleimantel (…). Der Vorteil der Bleirohre besteht in ihrer leichten Montage (…). Dies gilt besonders für ihre große Biegsamkeit, welche es ermöglicht, daß sie sich jedem Hindernis (…) leicht anpassen, und alle Verbindungen und Anschlüsse lassen sich an ihnen ebenso schnell als zuverlässig dicht bei solider und sachgemäßer Arbeit ausführen. (…)
Demgegenüber zeigen wir nachfolgend, wie radikal sich die Technik auf diesem Gebiet geändert hat.
Interview mit Geberit-Produktmanager Ing. Friedrich Singer über das neue System „FlowFit“
Herr Singer, was sind bei der Verlegung von Versorgungssystemen die üblichen Fehler im Baustellenalltag?
Es gibt eine Vielzahl von möglichen Fehlern, die bei der Herstellung eines Versorgungssystems gemacht werden können. Zu unterscheiden ist sicherlich, ob es sich um ein Großobjekt handelt oder um ein kleines Bauvorhaben, wo es in der Komplexität, der Planung und den Schnittstellen mit anderen Gewerken große Unterschiede gibt. Auch spielen die Qualifikation der Monteure, der Zeitdruck bei der Ausführung und die Erfahrung mit dem eingesetzten System eine große Rolle.
Häufige Fehlerbilder sind mangelhafte Verarbeitungen, Nichteinhaltung von Montagevorgaben, vergessene Verbindungsstellen, unzureichende Befestigungen, verunreinigte Systembauteile, Beschädigungen durch Fremdgewerke oder auch, dass Systeme für falsche Einsatzparameter verwendet werden.
Wie sind Sie auf Ihre Erkenntnisse zur Entwicklung Ihrer Neuheit gestoßen?
Bei FlowFit handelt es sich um eine völlig neuartiges Versorgungssystem. Es wurde nicht einfach „nur“ optimiert, sondern komplett neu gedacht. Wir sind auf der grünen Wiese gestartet, haben dazu viele Installateure befragt, wo sie im Umgang mit der Verarbeitung von Rohrleitungssystemen der Schuh am häufigsten drückt. Der Arbeitsfluss wird bei den heutigen Systemen immer wieder unterbrochen, was zu Ineffizienz und Fehlern führen kann. Werkzeugwechsel sind immer aufwendig und kosten Zeit. Das Ziel war, dem Installateur einen möglichst reibungslosen, fließenden Arbeitsablauf zu ermöglichen. So orientierten wir uns bei der Entwicklung an den drei Hauptbedürfnissen der Sanitärinstallateure und Planer: Sicherheit, Hygiene und Verarbeitungskomfort. Der Installateur profitiert nun von einem System, mit dem er einfacher, schneller und damit wirtschaftlicher arbeiten kann, das Fehler reduziert, ihm eine höhere Sicherheit gibt und das ihm auch Spaß bei der Verarbeitung macht.
Sichere Verbindungen gewährleisten aber auch andere Systeme am Markt.
Geberit kombiniert hier mehrere Funktionen, um die Sicherheit des Systems zu erhöhen. Eine davon ist ein Farbleitsystem, das die Pressindikatoren und die passende Pressbacke eindeutig erkennen lässt. Ein klar sichtbares Blau oder Orange – je nach Dimension – kennzeichnen sowohl Pressindikator als auch Backe. Nach der Pressung fällt der Indikator selbstständig ab und die Verbindung ist eindeutig als verpresst erkennbar. Der Indikator hat noch eine weitere wichtige Funktion: Er sichert durch seine Bauart und Position ein richtiges, fehlerfreies Ansetzen der Pressbacke und verhindert Falschpressungen. Zusätzlich verfügen alle Fittings über die Funktion „unverpresst undicht“, die nichtverpresste Bauteile bei der Druckprobe eindeutig erkennbar macht, wie wir das schon von Geberit Mapress und Mepla kennen. Das berühmte i-Tüpfelchen ist, dass alle Rohre sowie die Formstücke mit Schutzstopfen und Schutzkappen vor Verschmutzung geschützt sind.
Welche Werkzeuge bzw. wie viele Pressbacken muss ich mir für dieses System zulegen?
Die gute Nachricht vorweg, die Geberit-Pressmaschinen sind vollwertig kompatibel und können auch für die neuen FlowFit-Backen verwendet werden. Als absolutes Alleinstellungsmerkmal kann das neue Backenkonzept betrachtet werden. Nur noch zwei Backen sind nötig, um alle acht Dimensionen des Systems zu verpressen, die dem bereits erwähnten Farbleitsystem folgen: d16–d40 mm werden mit der blauen Backe verpresst, d50–d75mm mit der orangen. Neu ist auch, dass für die großen Dimensionen d63 und d75 mm keine Pressschlingen und Zwischenbacken nötig sind, was das Gewicht des Werkzeugkoffers deutlich reduziert. Im Klein und Mittelobjekt wird es daher möglich, mit nur einer Pressbacke zu arbeiten. Verwechslungen sind ausgeschlossen und der zeitintensive Backentausch entfällt. Und wenn es einmal ohne Fremdenergie gehen muss, können Verpressungen der Dimensionen d16–d40 mm mit der kompakten Handpresszange ausgeführt werden.
Falschverpressungen lassen sich vor allem in beengten Raumsituationen nicht immer vermeiden. Hat Ihr System darauf eine Antwort?
Das war einer der wichtigsten Aspekte bei der Entwicklung von Geberit FlowFit: die möglichst weitgehende Vermeidung von Falschverpressungen. Unsere Antwort darauf ist die laterale Verpressung, also keine das Fitting umschließende, sondern eine Verpressung, die seitlich am Fitting an der Pressbride ansetzt. Durch die Form des Pressindikators ist beim Ansetzen der Backe eine klare, eindeutige Werkzeugführung sichergestellt. Um dem Monteur das Verpressen ohne Verrenkungen auch in engen Platzverhältnissen zu erleichtern, kann die Presseinheit einfach in die gewünschte Position gedreht werden. Aber schon vor dem Pressen muss sichergestellt sein, dass Rohr und Fitting richtig zusammengesteckt sind. Dafür sorgen acht umlaufende, große Sichtfenster und der gute Kontrast zwischen dem silberfarbenen Rohr und den Fittings.
Das System ist ja vorrangig für die (Trink-)Wasserversorgung vorgesehen. Wie sieht es für den Einsatz zur Heizungsversorgung aus?
Das System ist durch die verwendeten Materialien sehr universell einsetzbar. Neben Trinkwasserinstallationen können auch Heizungs- und Kälteinstallationen, Druckluft und Systeme für Sonderwässer ausgeführt werden. Je nach Einsatzbereich kommt das silberne SML-Universalrohr oder das weiße Therm-Rohr zum Einsatz. Die Rohre gibt es als Stangen- oder Rollenware auch schon vorgedämmt oder mit Schutzschlauch. 450 Fittinge aus PPSU sowie bleifreiem Rotguss und bleifreier Siliziumbronze decken alle Anforderungen optimal ab. Die Betriebstemperaturen liegen im Sanitärbereich bei 70 Grad und im Heizungsbereich bei 80 Grad. Betriebsdrücke sind bis zehn Bar möglich, im reinen Kaltwasserbetrieb bis 16 Bar.
Kann ich den FlowFit-Fitting auch auf systemfremden Rohren verwenden?
Innerhalb der Geberit-Systeme ist eine 100-prozentige Kompatibilität zwischen dem FlowFit-Presssystem und dem Geberit-PushFit-Stecksystem gegeben. Das neue SML-Universalrohr ist für beide Systeme einsetzbar. Für den Übergang auf Mepla und Mapress sind Übergangspressfittings verfügbar, die einen schnellen einfachen Systemwechsel ohne zusätzliche Aufdichtarbeiten sicherstellen. Das Verarbeiten von Fremdrohren ist aus rechtlicher und gewährleistungstechnischer Sicht nicht möglich. Alle Geberit -Versorgungsysteme verfügen über die ÖVGW-Qualitätsmarke sowie die gesetzlich vorgeschriebene ÜA-Kennzeichnung.
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