Marktaussicht

Sanieren ist das neue Bauen

30.12.2024

Neu am diesjährigen VIZ-Trendkongress (Verband der Installations-Zulieferindustrie), der im November in Maria Enzersdorf über die Bühne ging, war das facettenreiche Vortragsprogramm. Weniger neu war die Erkenntnis auf Basis der Marktzahlen: Sanieren ist – und bleibt bis auf weiteres – das neue Bauen.

VIZ Vorstand Alexander Sollböck, im Bild mit VIZ Geschäftsführer Kersten Viehmann, begrüßte die Gäste zum zehnten VIZ Trendkongress. © B. Fürst
VIZ Vorstand Alexander Sollböck, im Bild mit VIZ Geschäftsführer Kersten Viehmann, begrüßte die Gäste zum zehnten VIZ Trendkongress. © B. Fürst

VIZ Vorstand Alexander Sollböck freute sich bei der Eröffnung des diesjährigen Kongresses über ein volles Haus. ESG, BIM und nicht zuletzt die aktuellen Zahlen und Fakten zur SHK-Branche in Österreich sind Themen, die ziehen und interessieren, wie der bis auf den letzten Platz besetzte Vortragssaal unter Beweis stellte.

Nachhaltig zu bessern Kreditkonditionen

Environmental Social Governance, kurz ESG, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung, das klingt nach Vorgaben für Großkonzerne, die an den globalen Finanzmärkten agieren. Weit gefehlt, denn Kriterien der Nachhaltigkeit werden künftig bei der Vergabe von Krediten zu einem Schlüsselfaktor, wie Markus Ecker, Raiffeisen Bank International erklärte. In einem ESG Reporting werden alle Maßnahmen erfasst, die sich positiv auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen auswirken. Unternehmen mit über 500 Mitarbeitenden sind bereits seit 2022 berichtspflichtig, bis 2027 werden auch kleinere börsennotierte Firmen in die Pflicht genommen. Hintergrund sind globale Herausforderungen wie Klimawandel, Armut oder Arbeitslosigkeit, bei deren Bewältigung der Finanzsektor eine Schlüsselfunktion einnimmt. Nachhaltig agierende Unternehmen haben bei der Kreditvergabe die Nase vorne. „`Grüne Kredite` bieten bessere Konditionen, zum Beispiel niedrigere Kreditraten“, so der Finanzexperte.

Im anschließenden Vortrag erläuterte Wilhelm Zirbes vo Unternehmen Linear, wie digitale Prozesse dazu beitragen können, die Effizienz und Präzision in der Planung und Ausführung von Bauprojekten zu steigern. Die Implementierung von BIM (Building Information Modeling) sei eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft der SHK-Branche, zeigte sich Zirbes überzeugt.

Trübes Stimmungsbild

Ein trübes Bild malte Christina Enichlmaier von der  KMU Forschung Austria, bei der Präsentation der aktuellen Wirtschaftsdaten. Das Branchenbarometer ist nach wie vor im Keller, 2023 betrug der Umsatzrückgang real 6,6 Prozent, nominell 4,4 Prozent. Die Investitionstätigkeit ist gering, Montage und Neubau sind eingebrochen, so ihr Fazit. „Auch 2025 schaut nicht rosig aus, abhängig von den Konjunkturmaßnahmen für den Bau hoffen wir ab dem zweiten Quartal auf eine Erholung“, so die Prognose von Enichlmaier. „Die Personalkosten liegen bei rund 28 Prozent, die Materialkosten sind nach wie vor hoch. Insgesamt steht die SHK-Branche auf Grund der hohen Eigenkapitalquote im Vergleich zum Baugewerbe aber noch gut da.“

10 Jahre Trendstudie im Zeitraffer

Um aktuelle Marktzahlen ging es auch im Vortragsblock nach der Mittagspause. Im Zeitraffer ließ Ronald Pommer, ProCon, die Entwicklung der Branche während der letzten zehn Jahre anhand der Daten der VIZ-Trendstudien vorbeiziehen.

Aktuelle Daten, Fakten und Prognosen von Ronald Pommer, der die VIZ-Trendstudie 2025 präsentierte. © B. Fürst
Aktuelle Daten, Fakten und Prognosen von Ronald Pommer, der die VIZ-Trendstudie 2025 präsentierte. © B. Fürst

Es waren turbulente Zeiten: Online-Anbieter sind gekommen um zu bleiben, die fortschreitende Digitalisierung, der Facharbeitermangel, der schon 2017 zu Kapazitätsengpässen führte. Viele Trends wurden als Chance erkannt und entsprechend umgesetzt, andere, wie zum Beispiel die Sammlung und Auswertung von Kundendaten schlichtweg verschlafen.

Noch 2021 sah sich die Branche mit einem Umsatzplus von fünf Prozent im Höhenflug. 2022 dann eine „konjunkturell unsichere Gemengelage“, geprägt von den coronabedingten enormen Lagerkapazitäten beim Handwerk, Umsatzausfällen und Kaufzurückhaltung. „Das hat aber nicht gestört, die Montagekapazitäten waren auf Grund des Mitarbeitermangels ja gar nicht da“, so Ronald Pommer. Die „saure Zitrone“ kam dann im letzten Jahr. „Das Wärmepumpendilemma schlägt zu, dazu das Nachlassen der Kaufkraft. Es fehlt an Aufbruchstimmung.

Volle Schüsseln für das Handwerk

Und welche Entwicklungen sind für 2025 zu erwarten? „Der Neubau wird weiterhin stagnieren, Renovieren ist das neue Bauen“, fasste Pommer zusammen. Und weiter: „Dienstleistungen, wie Wartungen, werden mehr Gewinn bringen, als der Warenverkauf, nicht zuletzt auf Grund der fortschreitenden Digitalisierung – so der Trend. Trotz dieser Digitalisierung werden wir eine Renaissance in der Kundenbeziehung erleben. Regionale Märkte und die persönliche Zusammenarbeit werden wichtiger. Dabei gilt: Flexibilität ist das neue Stabil. Die Mitarbeiterqualifizierung wird zum Wettbewerbsfaktor, nachdem die Mehrzahl der Unternehmen die Investitionen 2025 aber reduzieren werden, ein gewisses Dilemma.“

Der VIZ Trendkongress 2025 in Maria Enzersdorf war bestens besucht. © B. Fürst
Der VIZ Trendkongress 2025 in Maria Enzersdorf war bestens besucht. © B. Fürst

Den klimatischen Herausforderungen widmete sich in Anschluss Aron Sterniczky, der die Auswirkungen des Klimawandels auf die Branche darlegte. „Wir müssen uns mit den realen Effekten des Klimawandels auseinandersetzen. Dies betrifft nicht nur die Umwelt, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität unserer Branche“, so Sterniczky.

Seinen Abschluss fand der Kongress in einer Podiumsdiskussion, wo die Vortragenden, Bundesinnungsmeister Manfred Denk und Obmann Alexander Sollböck die Chancen für eine erfolgreiche Energieumstellung, bei einer langfristigen politischen Unterstützung erörterten.

www.viz.at

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