Energieeffizienz

Hydraulischer Abgleich für gleichmäßig verteilte Wärme

08.12.2024

Hydraulischer Abgleich in der Heizungstechnik schafft mehr Komfort für Bewohner*innen, senkt den Energieverbrauch und hilft, die Umwelt zu schonen. Gerade für Installationsbetriebe bietet sich damit ein regelrechtes Füllhorn an Chancen.

Die Heizung bleibt, trotz voll aufgedrehtem Thermostat kalt – ein klassisches Problem, vor allem bei älteren Heizsystemen. Mit hydraulischem Abgleich lässt sich Abhilfe schaffen und für ein gleichmäßiges Raumklima sorgen. © Liliia Bila / iStock / Getty Images Plus via Getty Images
Die Heizung bleibt, trotz voll aufgedrehtem Thermostat kalt – ein klassisches Problem, vor allem bei älteren Heizsystemen. Mit hydraulischem Abgleich lässt sich Abhilfe schaffen und für ein gleichmäßiges Raumklima sorgen. © Liliia Bila / iStock / Getty Images Plus via Getty Images

Wenn Heizkörper nicht richtig warm werden oder sich die Wärme ungleichmäßig in den verschiedenen Räumen des Hauses verteilt, dann kann dies schnell zum Problem für Benutzer*innen werden. Denn dann ist es beispielsweise in der Küche eiskalt, während es im Badezimmer brennheiß wird. Solche Anzeichen deutet zumeist darauf hin, dass die verwendete Heizungsanlage nicht optimal eingestellt ist. Abhilfe schafft der sogenannte hydraulische Abgleich – durchgeführt vom Profi, also Heizungsinstallateur*innen.

Zentrales Thema der Heizungstechnik

Durch technische Innovationen und digitale Systeme lässt sich der Abgleich heute einfacher und präziser denn je durchführen. Verschiedene Fördermöglichkeiten wie auch der Wunsch nach Energieeffizienz sorgen für wachsende Nachfrage. Durch hydraulischen Abgleich wird sichergestellt, dass sich in jedem Heizkörper zu jeder Zeit die richtige Menge an Heizwasser befindet, wodurch die Wärme viel gleichmäßiger im Gebäude verteilt wird. Dadurch wird nicht nur den Wohnkomfort erhöht, die eingesetzte Energie kann darüber hinaus effektiver für Heizwärme und die Warmwasserbereitstellung genutzt werden. Studien zufolge kann ein hydraulischer Abgleich der Heizung die Energieeffizienz um bis zu 15 Prozent steigern. Heizsysteme werden im Rahmen dessen so optimiert, dass jeder Heizkörper genau die Wassermenge erhält, die er benötigt. Durch den Ausgleich des Volumenstroms in einem Heizsystem wird erreicht, dass alle Heizflächen gleichmäßig mit Wärme versorgt werden. Dies reduziert den Energieverbrauch und erhöht den Komfort für den Nutzer. In vielen älteren Gebäuden ist die Heizungsanlage allerdings nicht auf einen gleichmäßigen Heizwasserfluss abgestimmt. Vor allem in Altbauten, aber auch in Neubauten kann es vorkommen, dass weiter entfernte Heizkörper zu wenig Wasser abbekommen, während Heizkörper nahe am Wärmeerzeuger überversorgt werden. Die Folge sind ineffiziente Energieverwendung und höhere Heizkosten.

Basis für Heizungsoptimierung

„Ohne einen hydraulischen Abgleich kann es keine effiziente Anlagenfunktion geben. Er ist die Basis und Voraussetzung für alle weiteren Heizungsoptimierungen wie zum Beispiel die Einstellung der Heizkurve in wasserbasierten Heizsystemen“, erläutert Jürgen Lutz, Leiter des Seminar- und Schulungswesens bei Resideo.

Ohne einen hydraulischen Abgleich kann es keine effiziente Anlagenfunktion geben.

Jürgen Lutz, Resideo

Jürgen Lutz, Resideo © Resideo
Jürgen Lutz, Resideo © Resideo

Wie wichtig das Thema für die Branche sei, zeige sich etwa in der unternehmenseigenen Resideo Academy.

„In unserem Schulungsangebot haben im Heizungsbereich die Seminare zu unterschiedlichsten Aspekten des hydraulischen Abgleichs meiner Erfahrung nach häufig einen hohen Zulauf. Vor allem Praxistipps rund um die Einregulierung bestehender Systeme, für die keine detaillierten Pläne vorliegen, sind gefragt.“

Gerade für Installateur*innen biete das Thema vielfältige Chancen, betont Alexander Hofbauer, Promotor und Portfoliomanagement Hydraulik bei Siemens. „Installateur*innen, die sich auf dieses Thema spezialisieren, können sich als Experten positionieren. Zudem erfordert der hydraulische Abgleich häufig die Erneuerung von Ventilen, hier bietet es sich an auf Ventile der neuesten Generation zu wechseln – wie zum Beispiel das Kombiventile ‚PICV‘ oder das ‚Intelligent Valve‘. Der Abgleich kann auch mit anderen Dienstleistungen kombiniert werden, etwa einer Heizungsoptimierung oder mit Etablierung eines digitalen Verbrauchsmonitorings.“

Digitalisierung am Vormarsch

Hofbauer spricht damit auch gleich einen Trend an, der zunehmend an Bedeutung gewinnt – den digitalen hydraulischen Abgleich. Digitale Messmethoden ermöglichen dabei eine präzisere und schnellere Durchführung, sparen Zeit und steigern die Effizienz.

Besonders in älteren Häusern ist es oft mit baulichen Maßnahmen verbunden, Ventile zu tauschen oder zusätzliche Ausgleichsmaßnahmen zu installieren. Veraltete oder falsch eingestellte Komponenten können die Umsetzung des Abgleichs erschweren.

Alexander Hofbauer, Siemens

Alexander Hofbauer, Siemens © Siemens
Alexander Hofbauer, Siemens © Siemens

Vor allem für Installationsbetriebe ist dies ein echter Wettbewerbsvorteil. Ein wichtiger Vorteil dabei ist unter anderem die Schnelligkeit und Effizienz digitaler Lösungen. Ein manueller hydraulischer Abgleich ist üblicherweise sehr zeitintensiv und erfordert oft mehrere Durchgänge, bis die optimale Einstellung gefunden wird. Digitale Geräte hingegen messen Durchfluss und Temperatur in Echtzeit und ermöglichen Anpassungen innerhalb weniger Minuten. Somit kann beispielsweise ein digitaler Abgleich an einer Zehn-Raum-Anlage durch integrierte Software innerhalb eines halben Tages erfolgen, während ein manueller Abgleich häufig länger als einen Tag dauert.

Durch den Einsatz digitaler Messsysteme und Apps wird zudem der Abgleich dokumentiert. Kund*innen können die Anpassungen nachvollziehen und erhalten einen Nachweis für die korrekte Durchführung. Dies ist nicht nur vertrauensfördernd, sondern zudem auch wichtig für die Beantragung von Fördermitteln. Daneben lassen sich digitale Systeme auch problemlos in moderne Smart-Home-Umgebungen integrieren, die zunehmend gefragt sind. Kunden, die beispielsweise eine Heizungssteuerung über eine Smart-Home-App bevorzugen, können von diesen Systemen profitieren. Die Integration ermöglicht überdies eine automatisierte Nachjustierung, falls sich der Bedarf im Haus ändert.

Zusätzlicher Vorteil ist außerdem, dass digitale Abgleichsysteme frühzeitig Anomalien erkennen und potenzielle Störungen melden können. Dadurch können Installateur*innen Wartungseinsätze vorausplanen und Störungen proaktiv beheben, noch bevor Kund*innen kalte Räume überhaupt bemerken. Auch der Verkauf digitaler Systeme als Erweiterung zum hydraulischen Abgleich bietet Installationsbetrieben eine zusätzliche Umsatzquelle. Ein einfacher hydraulischer Abgleich kann für den Kunden in ein größeres Projekt integriert werden, das beispielsweise die Installation eines modernen Heizsystems oder die Erweiterung durch digitale Thermostate umfasst.

Punktgenaue Förderungen

Eine wichtige Rolle spielen für Kund*innen aber auch die vielfältigen Fördermöglichkeiten in Österreich. Der hydraulische Abgleich ist dabei eine Voraussetzung für viele Förderprogramme, die darauf abzielen, den Energieverbrauch zu senken und die CO₂-Emissionen zu reduzieren. Installationsbetriebe können sich mit diesen Förderungen vertraut machen, um Kunden von der Investition in den hydraulischen Abgleich zu überzeugen.

„Seit mehr als einem Jahr werden alle Tätigkeiten, welche in Verbindung mit hydraulisch optimierten Heizungsanlagen im Mehrgeschoßwohnbaubestand verbunden sind mit 50 Prozent beziehungsweise. 600 Euro je Wohnung gefördert“, erläutert Klaus-Dieter Fuhrmann, seines Zeichens Geschäftsführer IMI Hydronic Engineering. „Diese punktgenaue Unterstützung kam gerade zur richtigen Zeit. Wir wissen, dass Investitionen in Einzelraumtemperaturregelung und in die verbrauchsorientierte Einregulierung der Heizungswassermengen höchstes Energieeinsparungspotential haben und dies bei kürzesten Rückfinanzierungdauer. Das bedeutet, dass es im gesamten ‚Gebäude, Energie, Verbrauchsreduktion‘Wettbewerb keine Investitions- und Optimierungsmaßnahme gibt, welche ähnlich hohe Einsparungspotentiale bei geringem Kapitaleinsatz ermöglicht.“

Nicht nur im Mehrgeschoßwohnbau sei laut Fuhrmann ein hoher Bedarf an hydraulisch abgeglichenen Heizungs- und Kühlsystemen gegeben, auch Beherbergungsbetriebe und Gebäude der öffentlichen Hand hätten hier Bedarf. Daneben gibt es auch auf Länder- wie auch Gemeindeebene zusätzliche Förderungen. „Oft indirekt durch Förderung der Erneuerung der Heizquelle oder zum Beispiel auch dem Handwerkerbonus. Wird an einer Heizungsanlage eine Veränderung vorgenommen, sollten eigentlich immer auch Strangregulierventile und thermostatische Regler nachgerüstet werden.“

Chancen für Installationsbetriebe

In Zeiten, wo Wirtschaftszweige wie etwa die produzierende Industrie beeinträchtigt sind, andere Bereiche wie beispielsweise Tourismus und Servicebetriebe dank guter Auslastung aber zulegen, würden Investitionen in die Haustechnik zunehmend wichtiger, sieht Fuhrmann gute Chancen für Installateur*innen.

„In Österreich gibt es circa 2,3 Millionen Wohnungen in Mehrgeschoßwohngebäuden und 140.000 Nichtwohngebäude. Davon sind fast 90 Prozent älter als 20 Jahre.“ Dies sei dementsprechend ein wichtiger Zielbereich für die Anlagenoptimierung. „Wir nehmen an, dass direkte Investitionen in den hydraulischen Abgleich im Mehrgeschoßwohnbau eine Größenordnung von circa zwei Milliarden Euro (Material und Arbeitszeit, Anm. d. Red.) haben. Damit könnten nahezu 100 Betriebe, mit fünf Personen nur in der Optimierung, 15 Jahre beschäftigt werden, oder umgekehrt sind notwendig, um die Klimaziele bis 2040 zu erreichen.“

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