Schöner Aufstieg
Das Lungauer Unternehmen Wieland Treppen produziert Massivholztreppen für private und gewerbliche Kunden, die mehr sind als nur Verbindungen zwischen den Stockwerken.
Die Winter im Salzburger Lungau sind lang, kalt und schneereich. Keine idealen Bedingungen für Zimmerer, die in dieser Zeit zum Großteil zur Untätigkeit verurteilt sind. Um den 1941 in Unternberg im Lungau gegründeten Betrieb auch während der kalten Jahreszeit am Laufen zu halten und seinen Mitarbeitenden eine durchgehende Beschäftigung zu bieten, hatte Zimmerer Christof Wieland Anfang der 1970er Jahre die Idee, sich als zweites Standbein eine Expertise im Treppenbau aufzubauen. 1995 erfolgte die ausschließliche Spezialisierung auf diesen Geschäftszweig. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die seit 1991 von Geschäftsführer Andreas Wieland in dritter Generation fortgeschrieben wird. Der Tischlermeister und Zimmermeister führt den Familienbetrieb Wieland Treppen mit 16 Beschäftigten, die im Jahr bis zu 300 Treppengeschoße produzieren bzw. montieren. Die Produktion des einzigen mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichneten heimischen Treppenbauers befindet sich in Unternberg, ein zusätzlicher Treppenschauraum im Süden Salzburgs. Die Zielgruppe sind zu ca. 60 Prozent Privatkunden, zu 40 Prozent Geschäftskunden wie Tischlereien, Zimmerer und Bauträger, vor allem im Umkreis bis zu 200 Kilometern. Aber auch im „restlichen“ Österreich, in Deutschland, Italien, Kroatien und Monte Carlo, sogar in den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten sorgen Treppen von Wieland für „schöne Aufstiege“.
Immer ein Maßmöbel
Das Portfolio ist umfangreich, es umfasst Bolzentreppen, Wangentreppen, Stufen- und Geländer, Spindeltreppen mit offenen und geschlossenen Stufen, Holz-Stahl-Glas-Konstruktionen, Kragarmtreppen sowie das Segment der Rohbautreppen. „Es gibt natürlich Modelle, die sich von der Optik und ihrer Bauart her wiederholen. Aber im Grunde sind unsere Treppen immer Maßmöbel“, sagt Andreas Wieland. Eine „Spezialität“ des Betriebs sind Bolzentreppen, die auch das größte Volumen in der Fertigung ausmachen. Diese Spezialisierung ist u.a. durch die Mitgliedschaft bei Treppenmeister – einer europäischen Kooperative von Treppenherstellern – möglich. „Zum Bau dieser Treppensysteme braucht man eine Europäische Technische Zulassung (ETA) und eine CE-zertifizierte Fertigung. Um diese Zulassungen zu bekommen, muss man die Treppensysteme bautechnisch prüfen lassen, u.a. mittels Belastungs- und Abbrandtest. Solche Tests kosten mehrere 100.000 Euro, das kann ein Betrieb alleine nicht stemmen. Darum investieren wir gemeinsam in der Gruppe in diese Prüfungen. Das gibt sowohl uns als auch den Kunden Sicherheit, dass alles korrekt und nachzertifizierten Vorgaben ausgeführt ist“, so Wieland.
Weniger Eiche, mehr Esche
Wie im Möbelbau ist auch im Treppenbau eine leichte Tendenz weg vom bisher dominierenden Eichenholz zu spüren. Wobei dieser Umstand mehr dem Preis als einer Trendwende geschuldet ist: „Kernesche und Kernbuche ersetzen zunehmend die Eiche. Wir produzieren damit nach wie vor sehr hochwertige Produkte, allerdings lassen sich mit diesen Alternativen zwischen 15 und 20 Prozent des Produktpreises einsparen“, erläutert Holztechniker Alexander Koller, der sich im Unternehmen seit 2002 um Verkaufs- und Marketingbelange kümmert.
Die Treppe als Skulptur
Als jüngsten Meilenstein in der Firmengeschichte freute man sich Anfang des Jahres über die Auszeichnung mit dem Salzburger Tischlerpreis für die über zwei Stockwerke freitragende Faltwerktreppe Linea mit Plattengeländer und eine Anerkennung für die Wendeltreppe Black Beauty. „Bei Linea war die Vorplanung der gesamten Treppenanlage vor Baubeginn notwendig, um die räumlichen und technischen Gegebenheiten für die vom Kunden gewünschten Treppendetails zu schaffen. Die große Herausforderung war die Bündigkeit aller Bauteilübergänge zueinander, die nur dadurch möglich war, dass das gesamte Treppenhaus nach unseren Vorgaben gebaut wurde. Dafür wurden alle vorgelagerten Arbeiten der Baufirma, des Verputzers und des Bodenlegers detailliert mit uns abgestimmt“, berichtet Andreas Wieland über dieses spannende Projekt für einen privaten Auftraggeber. „Maximale Schlichtheit bedeutete hier auch maximale Komplexität der Konstruktion dieser wandseitig schallmindernd bolzengelagerten Treppe – ganz ohne sichtbare Fixierungsteile“, ergänzt Alexander Koller.