Klimaschutz

Zur Lage der Heizungsnation

26.09.2024

Für die Politik läuft alles nach Plan, die Förderungen wirken, heißt es aus dem Bundesministerium für Klimaschutz. Dass der große Boom beim Heizungstausch trotzdem ausbleibt, hat verschiedene Gründe. Es liegt unter anderem an den strengen KIM-Verordnungen.

Noch nie wurde der Heizungstausch in Österreich so hoch gefördert, Martin Hagleitner spricht im Interview in dieser Ausgabe von historisch prall gefüllten Fördertöpfen. Wer sich von seinem alten Heizkessel (egal ob Öl, Holz oder Gas) oder seiner alten Wärmepumpe trennen möchte, um auf ein modernes, effizienteres und umweltfreundlicheres Modell zu wechseln, erhält bis zu 75 Prozent der Kosten gefördert. Für sozial bedürftige Haushalte sogar bis zu 100 Prozent – natürlich mit Obergrenzen. Dass der Geldregen nicht ewig verfügbar sein wird ist vielen bereits klar geworden und das Interesse an den Förderungen ist entsprechend groß.

Mit Stand 2. September 2024 wurden bereits 79.385 Förderungsanträge und darüber hinaus 71.821 Registrierungen gestellt. Es stehen noch 1.316,1 Mio. Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung. Vielfach bleibt es aber bei diesem Interesse am Papier, in den Auftragsbüchern der Anbieter schlägt es sich nicht nieder. Ganz im Gegenteil, die Heizungsindustrie ist mit – teils massiven – Rückgängen konfrontiert.

Die Gebäude Installation hat bei namhaften Branchenvertretern nachgefragt: Wie steht es um die Lage der Heizungsnation? – und um ein Statement zu folgenden Punkten gebeten:

  1. Der (wirtschaftliche) Status quo am Heizungsmarkt.
  2. Warum kommt der Heizungsmarkt trotz großzügiger Förderungen nicht in Schwung, sondern gerät stattdessen immer stärker unter Druck?
  3. Ein Wunsch an die Politik.

Die Förderungen wirken – die KIM Verordnung ist eine Herausforderung

Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler © Bubu Dujmic
Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler © Bubu Dujmic

Kabinett Bundesministerin Leonore Gewessler

Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, um die Wärmewende einzuleiten. Mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) wurde das endgültige Aus für dreckige fossile Heizungen im Neubau beschlossen. Das begleitende Förderpaket fördert bei der Heizungsumstellung bis zu 75 Prozent der Kosten. Für Haushalte mit geringem Einkommen können im Programm „Sauber Heizen für Alle“ sogar bis zu 100 Prozent der Investitionskosten übernommen werden. Das ist wichtig, damit alle – und nicht nur jene, die es sich leisten können – auf klimafreundliche Heizungen umzustellen können. Auch für gemeinnützige Bauvereinigungen, Gemeinden, Gesundheitsbetriebe, Sportstätten oder Gebäude, die zur Unterbringung schutzbedürftiger Menschen genützt werden, haben wir zielgerichtete Förderprogramme ins Leben gerufen.

Wir sehen, dass die Förderungen wirken und Heizungen getauscht werden. In der Förderperiode 2023-2024 sind bis August insgesamt 54.074 Anträge und 52.673 Registrierungen für die Raus aus Öl und Gas Förderung eingelangt. Alleine in diesem Jahr waren es bis heute 30.071 Anträge und 49.918 Registrierungen. Die größte Nachfrage in absoluten Zahlen kommt dabei aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Das Ergebnis sieht man in der österreichischen Treibhausgasbilanz, die Maßnahmen wirken. Auch 2023 sanken die klimaschädlichen Emissionen neuerlich um 6,4 Prozent mit dem größten Minus im Gebäudebereich.

Die Vorfinanzierung ist für manche Haushalte dabei eine Herausforderung. Die Ursache dafür dürfte eine sehr rigide Auslegung der sogenannten KIM-Verordnung sein (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA). Hier würde helfen, wenn Banken bei der Bewertung der Kreditvergabe bereits die erfolgreiche Registrierung oder die Zusage für das Programm „Sauber Heizen für Alle“ anerkennen würden. In den meisten uns bekannten Fällen können die Installateure durch längere Zahlungsziele unterstützen. Auch wurde die Bundesförderung so effizient aufgesetzt, dass die durchschnittliche Dauer von der Antragsstellung bis zur Auszahlung auf 4 bis 6 Wochen verkürzt werden konnte.

Alexander Springler, General Manager Residential Daikin Österreich © Daikin
Alexander Springler, General Manager Residential Daikin Österreich © Daikin

Alexander Springler, General Manager Residential Daikin Österreich

Wärmepumpen haben als Heizsystem zuerst im Neubau und in den vergangenen Jahren auch in der Sanierung einen Fixplatz bekommen – 2023 befanden sich rd. 365.000 Heizungswärmepumpen in Österreich in Betrieb. Im Jahr 2021/2022 gab es aufgrund der Energiekrise und gestiegenen Brennstoffpreise einen Boom am Wärmepumpenmarkt . Das war außergewöhnlich und dieses Wachstum konnte 2023 nicht im selben Ausmaß wiederholt werden – trotzdem bewegt sich der Markt jetzt auf einem deutlich höheren Niveau als davor und ist seit der Jahrtausendwende stetig gewachsen. Wärmepumpen sind mit knapp 45.000 abgesetzten Einheiten im Jahr 2023 nach wie vor die absatzstärkste Heiztechnologie in Österreich!

Leider gibt es immer noch einige Wissenslücken rund um das Thema Wärmepumpen: Und zwar, dass Wärmepumpen in der Nachrüstung/Sanierung in Bestandsgebäuden mit Heizkörpern auch effizient funktionieren können. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit betrieben werden. Zusätzlich ist der Neubausektor rückläufig, der für die Wärmepumpen sehr wichtig ist. Die allgemeine Teuerung und gestiegene Zinslandschaft gepaart mit steigenden Baupreisen tragen dazu bei, dass Neuinvestitionen länger überlegt werden.

Ein CO₂-neutrales Heizen muss weiterhin von der Politik entsprechend gefördert werden, sonst sind auch die europäischen Ziele hinsichtlich der Energiewende nicht umsetzbar. Dafür braucht es auch planbare Rahmenbedingungen von der Politik um die europäischen Umweltziele zu erreichen. Die Wärmepumpentechnologie ist dabei die effizienteste Heiztechnologie und die einzige, die aus der zugeführten Primärenergie durch Nutzung der Umgebungswärme ein Vielfaches an Heizenergie erzeugen kann. Wird die Primärenergie aus grünem Strom gewonnen, ist ein CO2-neutraler Betrieb garantiert. Diese Botschaft muss auch von der Politik entsprechend kommuniziert und der Umstieg auf ein klimaneutrales Heizsystem vereinfacht werden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
logo

Newsletter abonnieren

Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung vor allen anderen in der Branche und bleiben Sie mit unserem Newsletter bestens informiert.


Ich bin ein Profi