Recycling der nächsten Generation
Etwa 70 Milliarden Tonnen Rohstoffe werden jährlich weltweit gewonnen. Das ist doppelt soviel wie Ende der 1970er Jahre. Tendenz weiter steigend – und das bei endlichen Ressourcen. Ein Weg, um auch künftig genügend Werkstoffe für neue Waren zur Verfügung zu haben, ist konsequentes Recycling.
Etwa 200 Kilogramm Rohstoffe pro Kopf und Tag verbrauchen allein die Deutschen laut dem Umweltbundesamt. Damit stehen sie weltweit an der Spitze. Das schadet nicht nur der Umwelt – es ist auch gefährlich für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Neue und effiziente Recyclingverfahren sind eine Möglichkeit, sich unabhängiger zu machen vom Import teurer und knapper Rohstoffe.
Experten vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg arbeiten deshalb gerade an einem Verfahren, um aus altem Flachglas hochwertiges, farbstofffreies Glas zu gewinnen. Ultra-Weißglas ermöglicht eine maximale Lichtdurchlässigkeit und wird deshalb etwa in der Photovoltaik, in Glasfaserkabeln, oder Displays eingesetzt. Sind Fremdatome – wie etwa Eisen – im Glas, sinkt seine Durchlässigkeit. „Die Wachstumsdynamik gerade in der Photovoltaik ist so groß, dass weder die natürlichen eisenfreien Rohstoffquellen, noch die Recyclingmenge etwa von ‚ausgedienten‘ PV-Modulen ausreichen, um den Bedarf an hochtransparentem Flachglas der kommenden Jahrzehnte zu decken”, sagt Dr. Jürgen Meinhardt vom ISC. Eine alternative Rohstoffquelle könnte konventionelles Flachglas sein. Allerdings ist der Eisengehalt des Glases zu hoch. Die Forscher entwickeln ein Verfahren, mit dem Eisenatome direkt aus der flüssigen rund 1.500 Grad Celsius heißen Schmelze herausgeholt werden können.