Metaller-KV 2019 steht!
Es ist vollbracht! In einer Sonderschicht sind sich die Vertreter*innen von Gewerkschaft und Metallindustrie schließlich über den Kollektivvertrag für 2019 einig geworden.

Nach 64 Stunden in sieben zähen Verhandlungsrunden ist es am Sonntagabend des 18. November zu einer Einigung im Metaller-KV für die Metalltechnische Industrie (FMTI) mit 130.000 Beschäftigten gekommen. Der Abschluss gilt grundsätzlich für alle Lohnrunden – und speziell für 60.000 weitere Metaller in anderen Teilbereichen – als richtungsweisend.
Neben Zugeständnissen im Rahmenrecht als Ausgleich für die neuen Arbeitszeitregeln, die den 12-Stundentag und die 60-Stundenwoche erleichtern, erhalten die Mitarbeiter*innen der Metalltechnischen Industrie ab 1. November eine durchschnittliche Entgelterhöhung von 3,46 Prozent. Die untersten Einkommen steigen um 80 Euro bzw. 4,3 Prozent. Das neue Mindestgrundgehalt liegt somit bei 1.928 Euro. Die höchsten Einkommen steigen um 3,0 Prozent. Gefordert hatten die Gewerkschaften 5 Prozent.
Ab 1. Juli 2019 – und damit nicht rückwirkend ab 1. November wie die Entgelterhöhung und anderen Neuerungen – gibt es Zuschläge von 100 Prozent für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde bzw. ab der 51. Wochenstunde.
Lehrlingsentgelt stark angehoben
Auch die Lehrlinge bekommen künftig deutlich mehr. Das hoben beide Verhandlungsseiten hervor, zeigten hier praktisch die größte Einigkeit. „Die Lehrlingsentschädigungen steigen im Durchschnitt um 10 Prozent. Das ist eine tolle Geschichte“, sagte der Chefverhandler der Gewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer. Auch Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden hob die „signifikante Erhöhung der Lehrlingsentgelte“ hervor. „Das hat natürlich für uns den Hintergrund, die Lehre in ihrer Attraktivität zu steigern.“
Herbstfrost
Ansonsten waren sich die Gewerkschafter und die Arbeitgeber nicht ganz so nahe, wie das der Abschluss glauben machen könnte. So gab es getrennte Stellungnahmen. Der Fachverbandsobmann des FMTI, Christian Knill, sagte, das Verhältnis zu den Gewerkschaften sei ob deren politischem Vorgehen „abgekühlt“. Er forderte einmal mehr, dass der Verhandlungsmodus mit den Gewerkschaften geändert werden müsse und will das unter dem „Stichwort KV 4.0 bei den nächsten Verhandlungen angehen“. Die Gewerkschafter meinten, man habe gegen eine „Abwehrhaltung“ der Arbeitgeber ankämpfen müssen.
Das Ergebnis an sich stellten die Arbeitgeber als an der Schmerzgrenze dar. Die Arbeitnehmervertreter zeigten sich zufrieden. „Wir haben einen Abschluss, der sehr lange gedauert hat, um ein ordentliches Ergebnis für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erzielen“, sagte Wimmer. Man habe für die Arbeitszeit einfach etwas gebraucht, erklärte er zu den Zugeständnissen im Rahmenrecht. „Die Bundesregierung hat es möglich gemacht, dass zwölf Stunden angeschafft werden können, ohne dass sich die Arbeitnehmer wehren können“, so Wimmer. Die elfte und zwölfte Stunde bekommen nun einen 100-prozentigen Zuschlag. Der Gewerkschaftsboss dazu: „Wir haben sie verteuert.“
Auch die Arbeitgeber richteten der Bundesregierung etwas aus: „Es liegt auch an der Bundesregierung, ihren Anteil zu leisten, dass die Arbeitskosten in unserem Land nicht weiter steigen. Wir brauchen eine Reduktion der Lohnnebenkosten“, forderte Mitverhandler und EVVA-Geschäftsführer Stefan Ehrlich-Adam. Dass sich die Lohnspirale über die so genannte kalte Progression nach oben dreht, müsse beendet werden. „Vom heutigen Abschluss profitiert auch der Finanzminister sehr stark“, sagt Ehrlich-Adam.
GPA-djp-Verhandler Karl Dürtscher freute sich über Zugeständnisse bei Gleitzeitregelungen. So gibt es den 100-Prozent-Zuschlag für die elfte und zwölfte Stunde künftig auch in diesem Bereich.
PRO-GE Verhandler Wimmer will den Abschluss in der Metalltechnischen Industrie weiter auf die anderen, kleineren Metallersparten mit insgesamt 60.000 Mitarbeitern ummünzen. Man werde rasch Gesprächstermine ausmachen. Es geht um die Metaller-Sparten Bergbau-Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießereiindustrie (Verhandlungen gemeinsam mit Metalltechnischer Industrie, also abgeschlossen), Nichteisen-Metallindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen. Die einzelnen Arbeitgeberverbände der Metallindustrie verhandeln seit 2012 in getrennten Runden mit den Gewerkschaften den Kollektivvertrag Metallindustrie. [apa]
Kollektivvertrag 2019 – Details
LÖHNE UND GEHÄLTER:
Je nach Beschäftigungsgruppe steigen die Entgelte (rückwirkend ab 1. November) zwischen 3,0 und 4,3 Prozent. Durchschnittlich gibt es ein Plus von 3,46 Prozent. Die Mindesterhöhung beträgt 80 Euro (das sind die 4,3 Prozent; in den Lohn-/Gehaltsgruppen darüber steigen die Entgelte um 3,0 bis 3,6 Prozent).
LEHRLINGE
Die Lehrlingsentschädigungen für die rund 6.600 Lehrlinge der Metalltechnischen Industrie werden kräftig angehoben: Im ersten Lehrjahr um 100 Euro auf 719 Euro, im zweiten auf 920 Euro (bisher 830 Euro) im dritten auf 1.204 (bisher 1.124) und im vierten Lehrjahr auf 1.590 Euro (bisher 1.520). Das ist in den ersten Lehrjahren etwas mehr und in den späteren Lehrjahren etwas weniger, als es die Gewerkschaft ursprünglich forderte.
ÜBERSTUNDENZUSCHLÄGE AB 1. JULI 2019
Zu den 100 Prozent für die elfte und zwölfte Stunde am Tag bzw. ab der 51. Stunde in der Woche. Dies soll ab 1. Juli 2019 gelten. Die Zuschläge können auch in mehr Freizeit gewandelt werden. Auch die Nachtzulagen im Schichtbetrieb steigen.
BEZAHLTE PAUSEN
Bei Tagesarbeitszeiten von mehr als zehn Stunden eine bezahlte Pause von mindestens zehn Minuten im Kollektivvertrag vereinbart.
SONN- UND FEIERTAGSARBEIT
Der bisher befristete 150-Prozent-Zuschlag für die viermal im Jahr mögliche Sonn- und Feiertagsarbeit wird dauerhaft im Kollektivvertrag verankert. Auch die dafür geltende Wahlfreiheit der Arbeitnehmer, sich zwischen Zeit und Geld zu entscheiden, bleibt.
GLEITZEIT
Die Überstundenzuschläge gelten auch hier. Zudem können Zeitguthaben auch in Form von ganzen Tagen (maximal 3 Tage pro Halbjahr bzw. 6 pro Jahr) verbraucht werden; ausgenommen davon sind All-In-Verträge und Überstundenpauschalen.
ZEITKONTENMODELL
Das schon länger vorhandene Flexibilitätsmodell in der Metalltechnischen Industrie geht unbefristet in den KV ein.