„Einfache“ Drehmaschine ganz groß
Mit ihren aktuellen Stärken empfehlen sich die klassischen Leit- und Zugspindeldrehmaschinen neben der Ausbildung auch für den betrieblichen Einsatz in der Metalltechnik.
Man möchte meinen, dass sie aus der heutigen, fast nur noch CNC-gesteuerten Fertigungswelt längst verschwunden sein müssten. Dennoch sind sie in der Metalltechnik weiterhin sehr präsent und mit vielfältigen Modellen am Markt als Neumaschinen erhältlich: Die konventionellen Drehmaschinen, auch Leit- und Zugspindeldrehmaschinen genannt, haben in den letzten Jahren bei ihren technischen Qualitäten durchaus bemerkenswert zugelegt.
Keine Alternative in der Ausbildung
Nach wie vor, so die gängige Meinung von Ausbildenden, eignen sich die manuell bedienbaren Leit- und Zugspindeldrehmaschinen am besten dafür, um den Lehrlingen in der Metalltechnik die Grundlagen der Zerspanung näherzubringen und ihnen ein Gefühl für die Arbeit an einer Drehmaschine zu geben. Erst danach qualifizieren sich angehende Zerspanungstechniker*innen für die weite Welt der CNC-Maschinen.
Neben der professionellen Ausbildung empfehlen sich die Leit- und Zugspindelmaschinen genauso für Metall- und Stahlbaubetriebe, die eine leistungsstarke, gleichzeitig kostengünstige Drehmaschine in Werkzeugmachergenauigkeit brauchen. Damit lassen sich recht flott einfache Einzelteile drehen, kleine Serien und Reparaturarbeiten erledigen, teilweise auch Gewinde (metrisch und Zoll) schneiden.
Marktüberblick
METALL hat sich auf die Suche gemacht und ausführlich recherchiert. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die renommierten Hersteller und deren aktuelle Angebote bei den konventionellen Drehmaschinen mit Leit- und Zugspindeln.
Fundierte Auswahl
Colchester, in Österreich vertreten durch Planche, ist weltweit einer der ältesten Hersteller von Drehmaschinen. Das englische Unternehmen hat acht verschiedene Baureihen an konventionellen Drehmaschinen im Programm. Das kleinste Modell ist die „Colchester Student“ mit einer verfügbaren Spitzenweite von 635 mm, Drehdurchmesser 330 mm und einer maximalen Drehzahl von 2.500 U/min. Das größte Modell „Magnum“ bietet beachtliche 4.000 mm Spitzenweite und einen Umlaufdurchmesser über Bett von 810 mm. Damit lassen sich auch sehr große Bauteile fertigen. Eine 3-Achsen-Digitalanzeige und variable Drehzahlregelung ermöglichen präzise Drehvorgänge. Bereits die Student-Baureihe ist mit 800 Kilogramm recht massiv ausgelegt. Die Magnum bringt über drei Tonnen auf die Waage. Das macht in jedem Fall ein Fundament für die Maschine notwendig. Die weiteren Colchester-Drehmaschinen hören auf Modellnamen wie Master, Triumph, Mascot oder Mastiff.
Praxisnahe Ausbildung
In den letzten Jahren hat Elmag sein Drehmaschinen-Programm weiter ausgebaut und punktet mit guten Leistungsdaten und einer umfangreichen Serienausstattung. Die konventionellen Drehmaschinen bieten eine Spitzenweite von 300 bis 3.000 mm sowie Drehdurchmesser von 180 bis 800 mm. Das Programm reicht von der ergonomisch optimierten Klein-Drehmaschine bis zu extra schweren Spitzen-Drehmaschinen für die mittlere Serienproduktion. Viele Drehmaschinen sind mit einer hochwertigen digitalen Positionsanzeige ausgestattet. Elmag liefert die Drehmaschinen betriebsbereit, einjustiert und inklusive durchgeführtem Probelauf auf allen Schalt- und Leistungsstufen. Bei den Zug- und Leitspindelmaschinen bietet das Unternehmen mehrere Baureihen an, somit dürfte man für fast jeden Anwendungsfall fündig werden. Je nach Baureihe und Modell sind die manuell bedienbaren Drehmaschinen für kleine bis zu richtig schweren Aufgaben prädestiniert. Und über die günstigen Preise werden sich besonders die Lehrwerkstätten freuen. Dennoch liegen die technischen Daten auf dem Niveau von modernen Universaldrehmaschinen: gute Drehzahlauswahl, hochwertige Digitalanzeigen, kräftige Zugspindeln für hohe Schnittleistung und Feinbearbeitung, präzise Leitspindeln für die Gewindebearbeitung. So sind etwa die Modelle der Serie „Industrie“ robust gebaute, hoch belastbare Leit- und Zugspindeldrehmaschinen mit einem massiven Graugusssockel und steifen Maschinenbett. Damit gibt es auch bei schweren Zerspanungsaufgaben im Maschinen-, Stahl- und Behälterbau mit großen Schnitttiefen keine Vibrationen.
In der vor zwei Jahren neu eröffneten Meisterschmiede der Metalltechnik-Innung Wien, die damit auch ein kräftiges Zeichen gegen den akuten Fachkräftemangel setzen will, sind drei konventionelle Drehmaschinen von Elmag im Einsatz. „Genau diese Art von Werkzeugmaschinen ist ideal für die praxisnahe Ausbildung in der Metalltechnik. Es sind leistbare Maschinen mit hoher Fertigungsqualität, die man schnell und sicher bedienen kann. Das entspricht genau den Anwendungen bei den größtenteils kleinen Wiener Handwerks- und Gewerbebetrieben“, erklärte der Wiener Innungsmeister Georg Senft anlässlich der Inbetriebnahme 2019.
Volles Programm
Ebenfalls in der Ausbildung stark, hat Emco mit den konventionellen Werkzeugmaschinen eine lange Tradition. Doch die Salzburger Maschinenbauer haben sich über die Jahre auch mit ihrem beachtlichen Programm bei CNC-Dreh-Fräsmaschinen und High-Speed-Bearbeitungszentren in den metallbearbeitenden Betrieben etabliert. Mehrere Baureihen decken praktisch das volle Programm in der Dreh- und Fräszerspanung ab. Die konventionellen Drehmaschinen nennen sich Emcomat 14D, 17D und 20D mit Spitzenhöhen von 140 bis 200 mm sowie Spitzenweiten von 650 bis 1.000 mm. Kräftige Motoren treiben die maximale Drehzahl bis auf 4.000 U/min. Der Emcomat-Baureihe hat man auch zeitgemäße Digitalanzeigen spendiert. Das alles dürfte dem deutschen Autobauer BMW so gut gefallen haben, dass in der dortigen modern ausgestatteten Ausbildungswerkstätte gleich 20 Emcomat 14D zum Erlernen der mechanischen Zerspanung stehen. Für die „Azubis“ sind die „kleinen“ Drehmaschinen ideal, um sich zum Profi in der spanenden Fertigung zu entwickeln. Zwar wurde die Emcomat-Baureihe speziell für die Ausbildung entwickelt, doch die hohe Präzision und die technischen Fakten empfehlen diese manuell bedienbaren Drehmaschinen auch einem Gewerbebetrieb für Einzelteile, Kleinserien und Reparaturarbeiten: Die Führungsbahnen sind gehärtet und geschliffen, das induktionsgehärtete Maschinenbett bietet eine hohe Steifigkeit und gute Dämpfungseigenschaften. Ein TFT-Bildschirm vermittelt zusätzlich den zeitgemäßen Industriestandard.