Brennpunkt

Auf der sicheren Seite

12.12.2024

Hochwasser, Brand, Datenausfall: Unvorhergesehene Extremereignisse haben meist massive Auswirkungen auf den Unternehmensalltag. Ein durchdachtes Risikomanagement schafft einen Überblick über die wichtigsten Schritte im Ernstfall.

Und plötzlich ist alles anders: Die vergangene Hochwasserkatastrophe in Österreich hat einmal mehr gezeigt, wie wesentlich rasche Hilfe im Ernstfall ist. Wenn einzelne Betriebsbereiche komplett ausfallen oder sogar der komplette Betrieb still steht, ist guter Rat oft teuer. Aber wie kann und soll man sich für solche Extremereignisse überhaupt vorbereiten? Und wer steht mit Rat und Tat zur Seite? „Zahlreiche Betriebe sind durch die vergangene Hochwasserkatastrophe zum Teil existenziell betroffen“, skizziert Mathias Past. Als Obmann der Fachgruppe Ubit NÖ (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie) hat er gemeinsam mit dem Förderservice der Wirtschaftskammer Niederösterreich eine Beratungsaktion für Mitgliedsbetriebe der Wirtschaftskammer NÖ nach der Hochwasserkatastrophe initiiert. Das Ziel: rasche und unbürokratische Hilfe im Rahmen von gezielter Beratung für betroffene Betriebe.

„Wir wollen in dieser schwierigen Situation helfen und als Fachgruppe gemeinsam mit der WKNÖ mit Beratungsleistungen zur Seite stehen“, so Past. Viele Niederösterreichische Betriebe waren und sind nicht nur mit massiven Aufräumarbeiten konfrontiert, sondern müssen auch strategisch neue Entscheidungen treffen, damit das Geschäft weiterlaufen kann. Hier wolle man aus der Not eine Tugend machen: Wenn vieles neu gemacht werden muss, kann man sich im Zuge dessen auch gleich überlegen, welche Adaptionen oder gar Neuausrichtungen Sinn machen. Die Abwicklung läuft direkt über das Förderservice. Was es dazu braucht, ist eine Schadensmeldung sowie eine aktive Gewerbeberechtigung in Niederösterreich. Betriebe können dann von insgesamt zehn Beratungsstunden profitieren, die zu hundert Prozent gefördert werden – Berater*innen kommen direkt ins Haus, ermitteln gemeinsam die Ist-Situation und mögliche sinnvolle Schritte – und das unabhängig von der Betriebsgröße. 

Zukunft im Fokus

„So banal es klingt: Man muss sich mit dem Thema beschäftigen und Bewusstsein für das Risiko schaffen.“ Mathias Past, Obmann ­Fachgruppe Ubit NÖ © Michaela Habinger

„Auch wenn die Situation herausfordernd ist, schafft sie die Möglichkeit, das große Ganze im Blick zu behalten und sich generell Gedanken zum Geschäftsmodell zu machen“, führt Past weiter aus. Dabei werden nicht nur konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet, sondern auch zusätzliche Fördermöglichkeiten ermittelt. Viele Betriebe nutzen das Angebot, aktuell ist der Fördertopf voll – und Past stellt klar: „Wenn ein niederösterreichischer Betrieb betroffen ist und Hilfe benötigt, wird er sie auch bekommen.“ Aber wie kann man sich als Betrieb überhaupt auf einen Ernstfall wie diesen vorbereiten? „So banal es klingt: Man muss sich mit dem Thema beschäftigen und Bewusstsein für das Risiko schaffen. In einem zweiten Schritt ist eine Risikoanalyse sinnvoll: Wo liegt mein Betriebsstandort und ist er potenziell gefährdet? Wo ist meine kritische und schützenswerte Infrastruktur, wie IT, Werkstatt und Maschinen positioniert? Und inwiefern könnten auch meine Kunden und Lieferanten betroffen sein? All diese Fragen helfen, um eine geeignete Strategie für den Ernstfall auf die Beine zu stellen“, führt der Experte aus.

Informationsfluss sicherstellen

„Für Schlecht­wetterprognosen braucht es Notfallpläne, die rasch abrufbar sind.“ Tobias Hochgerner, ­Hochgerner Möbelwerkstätte © Hochgerner Möbelwerkstätte

Ein gelungenes Notfall- und Krisenmanagement gelingt dann, wenn alle handelnden Personen wissen, was zu tun ist. „Wenn nur ich als Eigentümer des Betriebs weiß, wo die Handlungsoptionen liegen, wird auch das beste Risikomanagement nichts helfen“, warnt Mathias Past. Ein designiertes Notfallteam kann im Ernstfall alle Personen informieren und Orientierung geben. Auch der Blick auf mögliche bauliche Maßnahmen ist sinnvoll – im Rahmen eines Neubaus ist das freilich leichter umzusetzen als bei Gebäuden im Bestand. Aber auch hier hat Past klare Empfehlungen: „Als Betrieb muss ich mir überlegen, ob meine kritischen Anlagen und die Infrastruktur sicher sind.“ Konkret sind hier beispielsweise die IT-Infrastruktur oder der Maschinenpark wesentlich. Bei ersterem lohnt es sich oft schon, Server oder Anlagen so zu positionieren, dass sie bei Hochwassergefahr nicht betroffen sind und auf regelmäßige Back-ups zu achten – im Falle des Maschinenparks wird das bei Tischlereibetrieben schon herausfordernder. So oder so gilt: Je klarer die Vorbereitung und je transparenter der Notfallplan, desto größer die Handlungsoptionen im Ernstfall. In vielen Fällen hilft dabei der Blick von außen – Betriebe können hier auch von den zahlreichen Förderungen der WKO profitieren, beispielsweise in den Bereichen Betriebsanlagenservice, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit. Auch ein regelmäßiger kritischer Blick auf den aktuellen Versicherungsschutz sei enorm wichtig: Hier lohne es sich, in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, gegebenenfalls anzupassen oder zu erweitern.

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