Fokus Software

Revolution in der Bauwirtschaft

22.01.2025

An dem Thema KI kommt derzeit kein Bausoftwarehersteller vorbei. Die Meinung der Experten ist einhellig: Die KI wird die Bauwirtschaft revolutionieren.

An dem Thema kam in Halle C3 keiner vorbei. C3, das war die Halle, die bei der BAU 2025 für die Softwareanbieter reserviert war – und die zeigten den Besucherinnen und Besuchern der Messe vor allem eines: neue KI-Lösungen. Einer der Aussteller war die Nemetschek Group. Der deutsche Bausoftware-Riese präsentierte seinen neuen AI Assistant, der bei den zwei Konzernmarken Allplan und Graphisoft zum Einsatz kommt. „Unser AI Assistant markiert einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Innovation und Zusammenarbeit angehen. Indem wir unser Ökosystem mit einem nahtlosen, intelligenten AI Assistant zusammenbringen“, meinte Charles Sheridan, Chief AI & Data Officer der Nemetschek Group.

Fokus auf KI

Der Fokus der Nemetschek Group auf KI ist unübersehbar. Das Tochterunternehmen Bluebeam hat vor kurzem eine Studie über „Technologie- und Digitalisierungstrends in 2025“ veröffentlicht. Dabei wurden weltweit 400 Entscheidungsträger aus Architektur- und Ingenieurbüros sowie Bauunternehmen befragt. Die Studie zeigt, dass die Branche bereits erheblich in KI investiert: Fast drei Viertel (74 Prozent) der Befragten setzten die KI bereits in ihren Bauprojekten ein.

Das ist auch beim Zementhersteller Holcim der Fall. Der Konzern stellte auf der BAU sein KI-gestütztes Service Holcim+ vor. Mit der APP können Kunden überall und zu jeder Zeit Materialbestellungen aufgeben, ihre Aufträge in Echtzeit vom Versand bis zur Lieferung verfolgen, ihre Rechnungen einsehen und verwalten oder Ihren Kontostand überprüfen und Ihre gesamte Zahlungshistorie einsehen. „Alles an einem Ort“, so Holcim.

An dem Thema KI kommt natürlich auch der österreichische Softwareanbieter IB-Data nicht vorbei, der mit seiner Bausoftware ABK stark am Markt vertreten ist: „Wir versuchen, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in unsere Lösungen zu integrieren. Der Kundennutzen steht dabei klar im Fokus unseres Handelns. So sehen wir den Einsatz von KI in der Texterstellung, beispielsweise bei der Erzeugung von Positionstexten im Leistungsverzeichnis“, erläutert Geschäftsführerin Monika Ilg. „Wir legen weiterhin viel Wert auf persönliche Beratung, Software-Schulungen und Kunden-Support durch unser geschultes Team. Wir haben daher nicht vor, dass Tools mit KI-Funktionen in unserem Kundenservice eingebunden werden. Unser Ziel ist, dass ABK-Software die beste Lösung für den Anwender ist, nicht dass der Verkaufsprozess bestmöglich unterstützt wird.“

Auch Ilg ist davon überzeugt, dass die KI in den kommenden Jahren weiter stark in Bedeutung gewinnen wird. Bei aller Euphorie in der Branche weist sie aber auch auf „Herausforderungen“ hin: „Die liegen weniger im Know-how, sondern in der Verfügbarkeit und Qualität der Daten, die für den Aufbau eines Systems mit KI notwendig sind, Stichwort Datenwahrheit. Der Datenschutz wird eine große Rolle spielen.“ Ein Risiko sieht Ilg bei den Datenquellen. Für kleine Unternehmen werde es schwierig sein, Technologien wie Künstliche Intelligenz für sich zu nutzen. Ilg: „Die KI muss man ja auch lernen lassen“ – und zwar aus einem Datenpool, „der bei kleinen Firmen oft nicht gegeben ist“.

KI revolutioniert den Bau

Markus Knasmüller, Geschäftsführer des oberösterreichischen Systemhauses BMD lässt an der Bedeutung, die die KI für die Bauwirtschaft hat, keinen Zweifel. „KI revolutioniert die Baubranche, indem sie Prozesse optimiert und die Produktivität steigert“, meint er. „Künstliche Intelligenz ist weit mehr als nur ein Trendbegriff – sie durchdringt unseren Alltag und ihr Potenzial eröffnet vielfältige Möglichkeiten. Diese reichen vom Kundenkontakt bis zum Brückenschlag zwischen wissenschaftlichen Fortschritten und den praxis- und produktbezogenen Potenzialen.“

BMD setzt die KI beispielsweise bei der Belegerkennung ein, mit der ein automatisches Auslesen von Buchungsdaten möglich ist. Mit dem Chatbot BMD Fox wird Wissen leichter zugänglich gemacht. Durch den Einsatz aktueller KI-Technologien kann Fox auch komplexe Anliegen in mehrere Fragestellungen aufteilen und präzise Antworten generieren. Und auch bei BMD ist man davon überzeugt, dass die Wichtigkeit von KI in den nächsten Jahren „rapide“ zunehmen wird. Geschäftsführer Knasmüller ortet verschiedene Trends: „Ich sehe hier vor allem die zunehmende Automatisierung – von der Produktion über den Kundenservice bis hin zur Datenanalyse. KI wird helfen, repetitive Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen, wodurch Unternehmen ihre Ressourcen besser nutzen können.“

Auch die Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen wird aus seiner Sicht ein Thema sein. „Ob im Marketing, E-Commerce oder im Gesundheitswesen – Unternehmen werden KI einsetzen, um individuelle Kundenbedürfnisse genauer zu verstehen und können dadurch maßgeschneiderte Lösungen anbieten.“ So wie seine Kollegin Ilg weist er aber auf Risiken hin: „Mit der zunehmenden Verbreitung von KI werden auch ethische Fragen und gesetzliche Regulierungen an Bedeutung gewinnen. Transparenz, Fairness und der Schutz vor Missbrauch werden zentrale Themen sein.“

Baumanager setzte auf Digitalisierung.
Setzen auf Digitalisierung: Baumanager.
Copyright: Paul Bradbury istock getty images plus

Hannes Nimmerfall, Mitbegründer der Bauplattform Planfred Projektraum Bau, betont, dass die Digitalisierung „auch kleinere Unternehmen durchdringen wird“. Diese Entwicklung sei „essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit durch gesteigerte Effizienz langfristig zu sichern“. Die Zukunft aus seiner Sicht: „Die Mehrheit der Bauprojekte setzt auf digitale Projekträume, Architekten führen Begehungen mittels mobiler Baudokumentations-Apps durch, ausführende Firmen wickeln ihr Bau- und Ressourcenmanagement digital ab, und so weiter.“

Eine zentrale Rolle bei dieser Digitalisierung spiele die KI: „Die Anwendung von KI bietet enormes Potenzial in allen Phasen und Bereichen eines Bauvorhabens. Ich sehe KI dabei als ‚Helfer im Hintergrund‘, der Prozesse unterstützt, aber nicht die Fachkompetenz von Experten ersetzt. Nur qualifizierte Personen können die bereitgestellten Informationen sinnvoll interpretieren, filtern und einsetzen.“ Bei Planfred wird die KI in verschiedenen Bereichen eingesetzt – von der Softwareentwicklung bis hin zur Unterstützung im Marketing. „Zudem evaluieren wir intensiv, wie KI direkt in Planfred integriert werden kann. Dies wird ein zentraler Fokus für uns in diesem Jahr sein“, meint Nimmerfall.

Nachhaltigkeit als zentraler Aspekt

Neben der KI prägt derzeit ein zweites Thema die Bausoftware-Branche: Nachhaltigkeit. „Nachhaltigkeit ist für mich ein zentraler Aspekt und eine Herzensangelegenheit“, meint Nimmerfall. „Durch den Einsatz moderner Technologien und effizienter Softwarelösungen schonen wir Ressourcen und leisten damit unseren Beitrag zum Umweltschutz“, sagt BMD-Geschäftsführer Knasmüller. IB-Data-Geschäftsführerin Ilg wird noch konkreter: „Die zunehmende Dringlichkeit des Klimawandels wirkt sich immer stärker auf Bauprojekte aus. Mit der EU-Taxonomie-Verordnung sind Unternehmen ab einer bestimmten Unternehmensgröße ab dem Jahr 2025 verpflichtet, für das Jahr 2024 gewisse Umweltwirkungen ihrer Bautätigkeit nachzuweisen“, argumentiert sie. IB-Data unterstützt mit seinem Softwaremodul ABK-Öko-AVA die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. „Im Zuge der Bearbeitung von Leistungsverzeichnissen werden umweltrelevante Parameter berechnet, um klimarelevante Treiber zu identifizieren“, erläutert Ilg. „Mit den Analysen lassen sich auch bessere ökologische Alternativen finden und wir können auch die wirtschaftlichen Auswirkungen darstellen.“

Den Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit hob auch der deutsche Softwareanbieter RIB bei der Präsentation des neuen Release seiner Bauprojektmanagement-Software RIB iTWO hervor. „In RIB iTWO können jetzt CO2- und andere Treibhausgasemissionen, Feinstaubbelastungen, der Kraftstoffverbrauch von Baumaschinen und -geräten oder auch Lärmemissionen in öffentlichen Ausschreibungen in einem Wertungspreis monetär abgebildet werden“, erklärte Jürgen Demharter, Director of Product Management and Development bei RIB. „Im Unterschied zu den Preis- und Kostendaten umfassen die Nachhaltigkeitswerte nicht nur die Phase der Herstellung, sondern den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts:  von der Produktion von Baustoffen bis hin zur Nutzung oder gar zum Abbruch und Recycling.“  Anders als Autorensoftwareprodukte, die das Thema Ökobilanzierung aufgreifen, beschränke man sich bei RIB nicht auf die Baukonstruktion. Man habe auch den Prozess der Bauausführung umfassend berücksichtigt.

Für Planfred-Co-Gründer Nimmerfall gibt es über die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit keine Zweifel: „Ich bin überzeugt, dass langfristig nur Produkte erfolgreich sein werden, die zu mehr Nachhaltigkeit beitragen – alles andere wäre ein Rückschritt.“

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