Der Robo-Tischler
Die Tiroler Tischlerei Hussl Sitzmöbel ist auf hochwertige Stühle und Tische spezialisiert. Um die CNC-Maschine besser auszulasten, wurden zwei Cobots angeschafft.
![Die Roboter sind unerlässliche Produktionshelfer im Betrieb: Neben der konstant hohen Prozessgenauigkeit, der Zeitersparnis und gesteigerten Flexibilität profitieren auch die Mitarbeitenden: monotone Tätigkeiten übernehmen die Cobots. (c) Hussl](https://www.handwerkundbau.at/wp-content/uploads/2025/02/30-31_TJ2501-Hussl-91313.jpg)
Terfens ist eine kleine Tiroler Gemeinde im Bezirk Schwaz, die etwa zwanzig Kilometer östlich von Innsbruck liegt. Im Ortsteil Umlberg ist der Möbelhersteller Hussl angesiedelt. Seit 1976 werden hier Sitzmöbel und Tische gefertigt. Jahrelang rein händisch, dann mit CNC-Unterstützung und seit wenigen Jahren auch zusätzlich teilautomatisiert mit zwei kollaborierenden Robotern, sogenannten Cobots.
Eigene Kollektion
Tischlermeister Peter Hussl führt den Betrieb in zweiter Generation. „Seit Beginn hat sich mein Vater sehr bald auf die Fertigung von Stühlen und Tischen aus Massivholz spezialisiert. Wir waren dann Zulieferer für hauptsächlich ein einziges Unternehmen in Tirol, das waren Stühle für die Gastronomie. Vor rund 30 Jahren haben wir begonnen, die eigene Marken-Kollektion zu entwickeln und zu vertreiben, um aktiver und selbstbestimmter die Firmenentwicklung zu steuern.“ Gemeinsam mit namhaften Designern werden die Sitzmöbel entwickelt, die optisch ansprechend sowie komfortabel und funktionell sein sollen. Standardmöbel, die sich gut verkaufen, sind im Lager vorrätig. Die größeren Aufträge werden je nach Projekt produziert.
![Tischlermeister Peter Hussl führt den Betrieb in zweiter Generation. „Mein Vater hat sich sehr bald auf die Fertigung von Stühlen und Tischen aus Massivholz spezialisiert. Vor rund 30 Jahren haben wir begonnen, die eigene Marken-Kollektion zu entwickeln.“ (c) Hussl](https://www.handwerkundbau.at/wp-content/uploads/2025/02/30-31_Peter-Hussl-Portrait_17sw-300x183.jpg)
Effiziente Produktion
Im Familienbetrieb Hussl fertigen 12 Mitarbeiter*innen pro Jahr mehrere tausende Stühle und Tische. Für Kindergärten, Seniorenheime, Universitäten, Restaurants, Sitzungszimmer, sogar für die Wiener Hofburg, aber auch für viele Private. Die Vorgabe dabei ist immer: „Traditionelle handwerkliche Qualität mit modernen Anforderungen, in Verbindung mit dem natürlichen Rohstoff Holz.“ Geliefert werden die Möbelstücke über den deutschsprachigen Raum hinaus auch in viele weitere Länder.
Damit der Tiroler Tischlereibetrieb weiterhin zu den führenden Sitzmöbelherstellern zählt, packen zwei Cobots von Universal Robots in der Fertigung mit an. Diese unterstützen bei Pick-and-Place-Anwendungen und helfen außerdem bei der Bearbeitung von Möbelteilen. So kann Hussl effizienter produzieren und weiterhin Designerstücke von gleichbleibend hoher Qualität anbieten.
![Handwerk & Design: In Zusammenarbeit mit dem Studio Arge2 entstand Legno C, ein Schalenstuhl aus Holz, der durch seine schlichte Eleganz besticht. (c) Gregor Sailer](https://www.handwerkundbau.at/wp-content/uploads/2025/02/30-31_LegnoC_04-300x200.jpg)
Monotone Tätigkeiten automatisieren
„Wir müssen immer damit rechnen, dass große Aufträge kurzfristig hereinkommen und deswegen darauf vorbereitet sein, diese effizient abzuarbeiten“, sagt Peter Hussl. Um bei dieser dynamischen Auftragslage auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und kontinuierlich Ergebnisse von konsistenter Qualität zu liefern, entschied man sich zur Teilautomatisierung bestimmter Fertigungsprozesse. Dies betraf insbesondere monotone, sich wiederholende und ergonomisch ungünstige Tätigkeiten. Hussl suchte eine Lösung, die dabei hilft, die Belegschaft zu entlasten und somit Auftragsspitzen abzufangen.
Unterschiedliche Aufgaben
Seit 2020 unterstützen die beiden Cobots die Möbelfertigung in der Serienfertigung. Bei der Realisierung der Applikation gab es eine zentrale Herausforderung: Die Holzverarbeitung erfordert ein Höchstmaß an taktiler Präzision. Daher darf der Roboter dem Menschen hinsichtlich Fingerspitzengefühl in nichts nachstehen. Das war jedoch kein Problem, da der Cobot bereits über einen integrierten Kraft-Momenten-Sensor verfügt. Dadurch kann der Cobot den Kraftaufwand genau dosieren und so auch empfindliche Holzteile jederzeit behutsam greifen und präzise bearbeiten. Die kleinen Roboter haben unterschiedliche Aufgaben: Einer bestückt eine Fräsmaschine mit zu bearbeitenden Holzstücken. Der zweite versorgt ein computergesteuertes Bearbeitungszentrum mit weiteren Werkstücken. Dafür gleitet er auf Schienen entlang der Decke, dazu wurde gemeinsam mit einem Systemintegrator eine Linearachse konstruiert.
![Die Cobots von Universal Robots unterstützen bei Pick-and-Place-Anwendungen und helfen außerdem bei der Bearbeitung von Möbelteilen. (c) Hussl](https://www.handwerkundbau.at/wp-content/uploads/2025/02/30-31_TJ2501-Hussl-91225-286x300.jpg)
„Little Helper“
Die Roboter sind mittlerweile unerlässliche Produktionshelfer im Betrieb: Neben der konstant hohen Prozessgenauigkeit, der Zeitersparnis und gesteigerten Flexibilität profitieren allen voran die Mitarbeitenden: Monotone und anstrengende Einlege- und Entnahmearbeiten übernehmen die „Kollegen“. „Das entlastet die Fachkräfte, die damit mehr Zeit für das kreative Tischlerhandwerk haben“, sagt Hussl. So könne man weiterhin einzigartige Möbel anbieten, Kosten senken und wertvolle Arbeitsplätze sichern. Mittelfristig diene die Technologie auch dazu, weitere neuartige Produkte entwickeln zu können: „Wobei sich ganz andere Möglichkeiten ergeben, an die wir jetzt vielleicht noch gar nicht denken.“
Einfach und sicher
„Für uns war wichtig, dass die Programmierung der Roboter relativ einfach ist. Und die Cobots haben auch den Vorteil, dass sie von der Sicherheitstechnik her nicht zu anspruchsvoll sind.“ Zu den aktuell zwei im Einsatz befindlichen Cobots prüft Peter Hussl gerade einen dritten, der dann für das Schleifen zuständig sein soll. Und ein großer Industrieroboter ist im Betrieb auch zu finden, der wurde speziell für die Lackierarbeiten entwickelt.