Innovation

Prima Klima mit Mineralschaum

04.03.2025

Das junge Wiener Unternehmen Abaton hat einen neuartigen Mineralschaum entwickelt, der es möglich macht, Flächenkühlungen ohne Lüftungsanlage zu betreiben. Der Vorteil: eine Energieeinsparung von 30 Prozent.

Das Thema Nachhaltigkeit stand bei der Sanierung des Gebäudes ganz oben auf der Prioritätenliste. Das begann bei der Entscheidung, das bestehende Bauwerk nicht komplett abzureißen. Es ging weiter mit der Verwendung von schadstoffarmen Materialien und endete mit der Ausrüstung des Bürohauses mit modernster nachhaltiger Technologie. Das Ergebnis: Das Gebäude ist energie-positiv und soll die höchsten Anforderungen der renommierten Bream-Zertifizierung erfüllen. Angestrebt ist die Einstufung „Hervorragend“.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Die Rede ist von der neuen alten Dependance des Europäischen Patentamtes in Wien in der Nähe des Schloss Belvedere. Sie ist 2024 fertiggestellt worden. Die Bauzeitung hat über das Projekt in seiner Ausgabe 12/2024 berichtet. Am Erreichen der positiven Energiebilanz ist auch ein junges, heimisches Unternehmen beteiligt – für das Heizen und Kühlen, die Feuchtregulierung und die Verbesserung der Akustik der 2.500 m² umfassenden Bürofläche haben sich Generalunternehmer Porr und Planer ATP Architekten Ingenieure für ein Klimasegel der Wiener Firma Abaton entschieden.

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Bei einem Klimasegel handelt es sich um eine Flächenkühlung und -heizung, die an der Decke montiert wird. Das Klimasegel von Abaton besteht aus mehreren Schichten: die Dämmung aus XPS oder Kork, ein Glasfasergitter als Bewehrung, das Rohrregister mit den Leitungen für das Wasser zum Kühlen und Heizen sowie – und das ist der Clou – die Rohre sind in eine zwei Zentimeter starke Schicht aus einem speziellen Mineralschaum eingebettet.

Diesen Mineralschaum hat Abaton sich patentieren lassen. Er ist in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und abzugeben – und zwar nicht nur Wasserdampf, wie man das von Lehm oder Holz kennt. Im Gegensatz zu Lehm kann der Mineralschaum in seinen Poren auch Kondensation aufnehmen. Die Oberfläche bleibt dabei trocken. Schwitzwasser bildet sich nur im Inneren der Porenstruktur und wird dort gebunden.

Das Unternehmen spricht von einem, „Feuchtepuffer“. Er bewirkt, dass beim Betrieb der Kühlung der Energieverbrauch gegenüber einer normalen Flächenkühlung um rund 30 Prozent gesenkt werden kann – was eine beachtliche Leistung ist, da eine normale Flächenkühlung bereits gegenüber einer konventionellen Klimaanlage eine Energieersparnis von rund 25 Prozent bringt. „Unsere Lösung ist die komfortabelste und effizienteste Kühllösung der Welt“, meint Benedikt Goehmann, Co-Gründer und -Geschäftsführer von Abaton, ohne übertriebene Zurückhaltung.

Um zu verstehen, wo die Abaton-Technologie ansetzt, muss man sich kurz mit der Physik befassen. Bei allen Vorteilen, die eine Flächenkühlung gegenüber einer klassischen Klimaanlage aufweist, weist sie auch einen großen Nachteil auf: „Sie kann nicht mit Feuchtigkeit umgehen“, so Goehmann. Bei einer Flächenkühlung wird im Normalfall Wasser mit einer Temperatur von 16 bis 17 Grad durch die Leitung geschickt. Wenn die Temperatur im Raum fällt, steigt aber im Gegenzug die Luftfeuchtigkeit. Dies kann dazu führen, dass es regelrecht schwül wird im Raum und sich an der Decke Kondensation bildet.

Dieser Effekt wird verstärkt, wenn sich zahlreiche Personen in dem Raum aufhalten – was bei einem Büro vorkommen soll. Ein Mensch schwitzt pro Tag bis zu einem Liter. Da kann die Luft schnell einmal sehr feucht werden. Flächenkühlungen haben daher einen sogenannten „Taupunktwächter“ eingebaut. Er schaltet die Anlage automatisch ab, wenn die Luft zu feucht wird. Das Problem daran liegt auf der Hand: Wenn die Kühlung nicht läuft, kühlt sie nicht. Wie gravierend das Problem ist, verdeutlicht Abaton-Geschäftsführer Goehmann am Beispiel eines bestehenden Bürogebäudes in München: Dort sollte eine Flächenkühlung eingebaut werden. Bei den Berechnungen für den Einbau der Kühlung kam man zu dem Ergebnis, dass das System, „an 63 Prozent der prognostizierten Kühltage wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit ausgefallen wäre“.

Es gibt durchaus eine Lösung für die Problematik – und zwar, indem man eine Lüftungsanlage einbaut, die dafür sorgt, dass die feuchte Luft beim Betrieb der Flächenkühlung nach außen abgeleitet wird. Das funktioniert gut, hat aber einen großen Nachteil: Eine Lüftungsanlage verbraucht Energie. Und dies nicht zu knapp. Goehmann: „Selbst manche Ingenieure sind überrascht, wie viel Energie in einer herkömmlichen Lüftungsanlage eingesetzt werden muss, um behagliche Raumkonditionen zu erzielen. 40 bis 60 Prozent der gesamten Kühlenergie werden nur für die Entfeuchtung der Raumluft eingesetzt.“

Und hier kommt der innovative Mineralschaum von Abaton ins Spiel: Der Werkstoff nimmt tagsüber, wenn gekühlt wird, die Feuchtigkeit auf, speichert sie und gibt sie nachts wieder ab. Kurzes Stoßlüften in der Früh reicht aus, und die die feuchte Luft kann wieder ins Freie entweichen – ohne technische Hilfsmittel. Das ist besonders beim Einsatz in Bestandsgebäuden relevant, wo der Einbau einer Lüftungsanlage unter Umständen technisch gar nicht möglich wäre. „Wir bieten eine Flächenkühlung, die auch ohne mechanische Lüftung ausfallfrei funktioniert“, meint Abaton-Co-Gründer und -Geschäftsführer Maximilian Gruber. „Ein Gamechanger für die Sanierung. Gibt es eine Lüftung, kann diese durch Abaton deutlich effizienter betrieben werden.“

Die beiden Abaton-Geschäftsführer gehen von einem enormen Potenzial für ihre Technologie aus. Das bestätigt auch die Einschätzung von Fatih Birol, Executive Director der Internationalen Energieagentur (IEA): „Die steigende Nachfrage nach Klimaanlagen ist einer der kritischsten blinden Flecken in der heutigen Energiedebatte. Die Festlegung höherer Effizienzstandards für die Kühlung ist einer der einfachsten Schritte, die Regierungen setzen können, um den Bedarf an neuen Kraftwerken zu verringern, die Emissionen zu senken und gleichzeitig die Kosten zu senken“, meint er. Die IEA rechnet damit, dass bis 2050 16 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf die Raumkühlung entfallen werden.

Die Nachfrage nach der Abaton-Lösung zeigt bereits jetzt steil nach oben. „Seit einem halben Jahr rennt man uns die Bude ein“, meint Co-Geschäftsführer Goehmann. „Wir kommen mit dem Abarbeiten der Anfragen kaum nach. Wenn uns die Konjunktur nicht in die Quere kommt, werden wir in diesem Jahr den Umsatz um das Dreifache bis Fünffache steigern können.“

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