“Das war leider nichts”
Die aktuelle Leser*innen-Umfrage der Bauzeitung widmete sich den Plänen der neuen Regierung. Das Ergebnis ist ernüchternd, allerdings nicht wirklich überraschend: Die negativen Reaktionen leicht. Die Erwartungen halten sich in Grenzen.

Die Vertreter der Bauwirtschaft haben recht positiv auf die Pläne der neuen Regierung reagiert: „Das Regierungsprogramm enthält zahlreiche baurelevante Themen, welche zu einem weitaus überwiegenden Teil positiv zu bewerten sind und in einigen wesentlichen Punkten auch unseren Forderungen im Vorfeld der Regierungsverhandlungen entsprechen“, meint der Bundesinnungsmeister des Baugewerbes Robert Jägersberger gegenüber der Bauzeitung. Er nennt vor allem die Zweckbindung der Wohnbauförderung, die Evaluierung des Wohnbaupakets, die Durchforstung kostentreibender Baustandards und Entbürokratisierungsmaßnahmen. Wichtiger Nachsatz: „Letztendlich wird es aber von der Finanzierbarkeit und der konsequenten Umsetzung der geplanten Maßnahmen abhängen, ob das Programm auch tatsächlich die erhofften positiven Wirkungen entfaltet.“
So wird der Baumotor nicht angekurbelt
Die Redaktion der Bauzeitung hat Reaktionen wie diese zum Anlass genommen, um ihre Leserinnen und Leser im Baugewerbe zu fragen, was sie von den Vorhaben der Regierung halten. „Wie beurteilen Sie die Vorhaben der neuen Regierung aus Sicht der Bauwirtschaft?“, lautete die erste Frage der aktuellen Leserumfrage. Die negativen Reaktionen überwiegen leicht. 33,3 Prozent der Befragten zeigen sich sehr skeptisch: „Das war leider nichts – so wird der Baumotor nicht angekurbelt.“ Weitere 18,2 Prozent geben den Politkern die Note „ausreichend“. Das Programm bleibt ihrer Ansicht nach unter den Erwartungen. Die Schulnote zwei vergaben 27,3 Prozent, die drei 21,2 Prozent. Eine eins verteilte niemand. Fazit: Die Begeisterung hält sich im Baugewerbe in Grenzen.
Durchaus bemerkenswert fallen auch die Antworten auf die zweite Frage aus: Hier wurden die Teilnehmer*innen gebeten, Maßnahmen anzukreuzen, die ihnen besonders gut gefallen. Zehn Maßnahmen standen zur Auswahl. Das Interessante: Auf den ersten fünf Plätzen liegen Vorhaben, die nicht unmittelbar der Ankurbelung der Baukonjunktur dienen, sondern strukturelle Defizite heben. Die meisten Nennungen weist mit 72,7 Prozent die Antwort „Die Lohnkosten sollten gesenkt werden“ auf. Danach folgt „Baustandards werden durchforstet und das ‚Bauen außerhalb der Norm‘ ermöglicht/erleichtert“ mit 60,6 Prozent. An dritter Stelle folgt „Bekenntnis zur Entbürokratisierung: ein Deregulierungsbeauftragter als zentrale Anlaufstelle” mit 57,6 Prozent. Verblüffend: Die Evaluierung des 2024 beschlossenen Wohnbaupakets liegt mit 27,3 Prozent abgeschlagen an letzter Stelle.
Mit Frage drei wollte die Bauzeitung herausfinden, wie groß die Hoffnung der Befragten ist, dass die angekündigten Vorhaben auch tatsächlich umgesetzt werden. Das Ergebnis: geht so. Jeweils 27,3 Prozent entscheiden sich für „Mal sehen – einiges wird schon kommen“ und „Kling ja alles ganz nett – aber auf den Baustellen wird nichts ankommen.“ Optimistisch – „die meisten Vorhaben werden umgesetzt“, sind 24,4 Prozent, ausgesprochen skeptisch – „Papier ist geduldig“ – 21,2 Prozent.
Zu guter Letzt hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, jene Maßnahmen zu nennen, mit denen die Politik ihrer Ansicht nach dem Bau am ehesten helfen könnte. Die Antwort auf diese Frage bestätigen die Reaktionen auf Frage zwei: Die überwiegende Mehrheit der Befragten wünscht sich strukturelle Maßnahmen, die nachhaltig wirken, statt kurzfristiger Strohfeuer. „Deregulierung und Bürokratieabbau“ lautet eine Antwort, „Rücknahme der Bauvorschriften“ eine andere, „Die Anforderungen an den Bau zu entrümpeln“ eine weitere. Die wohl wichtigste Anforderung an Vorhaben, die Politiker ins Auge fassen, formulierte eine Teilnehmer*in mit einem Wort: „Umsetzen“.