Interview "Klare Worte"

„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“

13.04.2025

Georg Blümel, CEO des Bauchemie-Spezialisten Synthesa, findet im Interview mit der Bauzeitung „Klare Worte“ – zur aktuellen Situation am Bau, was er sich von der Regierung wünscht und was ganz besonders.

Synthesa-Chef Georg Bümel: "Wenn es gut läuft, geht es uns auch gut." Copyright SynthesaGruppe
Synthesa-Chef Georg Bümel: “Wenn es gut läuft, geht es uns auch gut.”
Copyright SynthesaGruppe

Georg Blümel über die aktuelle Lage der heimischen Bauwirtschaft:
Wir kennen alle die Zahlen. Sie sprechen eine klare Sprache: Die Bauwirtschaft ist in Österreich so stark von der Rezession betroffen, wie in keinem anderen europäischen Land.

Mitgehangen, mitgefangen

Was die Flaute im Hochbau für die Synthesa Gruppe bedeutet:
Die Situation am Markt betrifft uns natürlich als marktführendes Unternehmen – mitgefangen, mitgehangen: Wenn es gut läuft, geht es uns auch gut. Wenn nicht, leiden wir mit. Als einziger Anbieter in Österreich mit Lösungen für alle Oberflächen haben wir allerdings ein sehr breites Portfolio. Daher können wir unsere Kunden bei Rückgänge im gewerblichen Wohnungsneubau auch bei anderen Aufträgen von der Baugrube bis zur dekorativen Wandtechnik im Innenbereich unterstützen.

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Mit welcher Entwicklung er für 2025 rechnet:
Wenn ich mir die Prognosen der Wirtschaftsforscher anschaue, dann wird der Hochbau 2025 noch keinen Sprung nach vorn machen. Dafür spricht auch der dramatische Einbruch der Baubewilligungen in 2023 und 2024. Das wird heuer noch zu spüren sein. Ein weiterer wichtiger Indikator ist die Baukreditvergabe der Banken: Sie ist mit der Einführung der KIM-Verordnung Mitte 2022 bis Ende 2024 um zwei Drittel zurückgegangen. Und es ist ganz einfach: Wenn kein Geld da ist, wird nicht gebaut. Mit der KIM-Verordnung hat man eine Überhitzung des Marktes vermeiden wollen. Aber sie wirkte letztlich verstärkend für eine schon schwächelnde Konjunktur. Die KIM-Verordnung fällt nun Mitte des Jahres. In Ansätzen ist auch bereits eine Belebung zu spüren. Die Banken nutzen die vorhandenen Spielräume bereits vermehrt aus. Ab Jahresmitte dürfte sich das verstärken. In Summe denke ich, dass der bessere Zugang zu Finanzierungen 2026 spürbar zum Tragen kommen wird.

Wie die Synthesa Gruppe mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage umgeht:
In der jetzigen Situation ist es ganz wichtig, dass wir weiter ein stabiler, verlässlicher Partner für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter sind. Das geht nur, wenn wir wirtschaftlich gesund sind. Und bei sinkenden Umsätzen bedeutet das, die Kosten im Griff zu behalten. Wenn wir weiterdenken, geht es aber auch darum, dass wir uns noch stärker auf den Markt konzentrieren und an die Nähe zum Kunden denken. Was meine ich damit? In den Boomjahren 2022 und 2023 waren wir alle am Markt bis ans Limit gefordert, um die enorme Nachfrage zu bedienen. Die Kundenorientierung ist da mitunter zu kurz gekommen. Jetzt ist das anders: Die Kunden kämpfen um jeden Auftrag, und wir kämpfen gemeinsam mit unseren Kunden.

Was er sich generell von der Regierung wünscht …
Ich wünsche mir Kontinuität und Klarheit. Der Einbruch der Baubranche betrifft die gesamte Wirtschaft. Der Bau ist ein enorm wichtiger Konjunkturmotor. Jeder Euro, der in die Bauwirtschaft investiert wird, hat Effekte von zwei bis drei Euro für die Gesamtwirtschaft. Es geht deshalb jetzt darum, rasch Klarheit zu schaffen, wo die Reise hingehen soll.

 … und was im Detail:
Ich denke dabei vor allem an drei Dinge. Erstens: Wir dürfen nicht den Fehler machen, wegen der engen Haushaltssituation die Förderinstrumente abzuschalten – wie gesagt: Jeder Euro in den Bau hilft der gesamten Volkswirtschaft. Zweitens: Wir dürfen nicht in Scheingefechte verfallen. Ich denke da vor allem an das Thema Bodenversiegelung. Das ist ein wichtiges Thema, aber in Österreich nicht so problematisch, wie oftmals dargestellt wird. Bei der Frage, mit der wir uns wirklich befassen sollten, geht es darum, wie wir bezahlbaren Wohnraum durch Verdichtung schaffen können.

Was er sich beim Thema Nachhaltigkeit wünscht:
Mein dritter Gedanke dreht sich um die Nachhaltigkeit. Auch hier brauchen wir rasch Klarheit: Wie soll es mit der grünen Transformation am Bau weitergehen? Da geht es für unsere Branche einerseits um die Dämmung der Gebäude. Sie ist der wichtigste Faktor für mehr Energieeffizienz im Gebäudesektor. Es geht aber auch um mehr Verträglichkeit der Baumaterialien. Hier sind wir auf einem guten Weg, ich würde mir aber mehr Mut wünschen – zum Beispiel, dass man beim Umweltzeichen UZ17 nur Produkte als „konservierungsmittelfrei“ bezeichnen darf, die auch zu 100 Prozent konservierungsmittelfrei sind.  Wesentlich kann das auch die öffentliche Hand beeinflussen, in dem nachhaltige und gesunde Lösungen explizit in Ausschreibungen berücksichtigt werden.