Dunkel ist das neue Bunt
Aus der Not eines kleinen Budgets machten Planer und Tischler eine Tugend und kreierten das coole Interieur für eine Bar, die durch die markanten Schiebetüren wie eine Erweiterung des öffentlichen Raums wirkt.

In den Bögen des Innsbrucker Eisenbahnviadukts aus dem 19. Jahrhundert entwickelte sich in den letzten Jahren eine lebendige Gastro-Szene mit Bars, Restaurants und Clubs. Die Viaduktbögen 68 & 69 gehörten zu jenen, die in eine Bar umgewandelt wurden. Deren Innenraumgestaltung, geplant von Topf Studio, ausgeführt von Günter Töpfer, Inhaber der Ungehobelt Holzwerkstatt, ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass auch mit wenig Geld eine große Wirkung erzielt werden kann.
Gelungene Illusion von Weite

© Alexander Topf
Der nur 60 Quadratmeter umfassende Raum mit Schiebetüren an beiden Enden besteht aus einem neun Meter tiefen Bogen, der zum neu geschaffenen „Klimapark“ ausgerichtet ist, und einem fünf Meter tiefen, wettergeschützten Außenbereich auf der anderen Seite des Bogens. Dies erzeugt die Illusion eines weiten und geräumigen Raumes und ermöglicht gleichzeitig eine natürliche Belüftung. Ein gegossener, holzverkleideter Betontresen erstreckt sich über den gesamten Raum, die gedämpfte Beleuchtung lädt zum Verweilen ein. Maßgefertigte, mattschwarze Holzmöbel ergänzen die bestehenden Wände aus sogenannter „Höttinger Brekzie“, einem rauen, lokalen Konglomeratstein.
Reduziert auf das Wesentliche

© Alexander Topf
Günter Töpfer ist mit seinem Ein-Mann-Betrieb in einer Gemeinschaftswerkstatt in zwei Viaduktbögen in unmittelbarer Nachbarschaft der Bar eingemietet. Auf einen großen Maschinenpark verzichtet er, wo immer es geht kommen Tischlerplatten und Massivholz, naturbelassen, geölt oder mit Linoleum belegt, zum Einsatz. Bei den Hölzern setzt Töpfer auf den All-time-Klassiker Eiche, zudem auf Kirsche, Birke, Ulme und Ahorn. „In letzter Zeit greife ich wieder vermehrt auf helle Hölzer zurück und habe eine Liebe zu Ahornholz entwickelt – das ich früher eigentlich nicht gerne verarbeitet habe.“
Dem Budget geschuldet

© Alexander Topf
Bei der Ausstattung der Viaduktbögen 68 & 69 war hell allerdings kein Thema, auch auf den Einsatz von Massivholz wurde verzichtet. Das war dem knappen Budget geschuldet, das die Auftraggeber zur Verfügung hatten. So fiel die Wahl auf Sperrholz, konkret auf französische Seekiefer. Man wählte dieses üblicherweise für Verpackungen verwendete Holz zwar in der besten Qualität, dennoch musste man sich in der Verarbeitung mit einer sehr rauen Oberfläche auseinandersetzen. „Mit der Rauheit, den Unregelmäßigkeiten und ausgebrochenen Ästen umzugehen, war durchaus eine Herausforderung“, erzählt Günter Töpfer. Um dennoch eine einheitliche Optik zu erzielen und zudem den Holzcharakter sichtbar zu erhalten, wurden die Oberflächen der Tischplatten, der langen Bank, der Verkleidung des zentralen Tresens und der Zwischenwände mit schwarzem Öl behandelt.