Nicht ohne den Salone
Nirgendwo auf der Welt bekommt Design eine größere Bühne als in Mailand. Bereits zum 62. Mal herrschte buntes Treiben - auf der Messe, aber auch in der Stadt selbst. Mehr als jemals zuvor.
Mailand ruft und alle kommen. Die internationale Möbelmesse im April ist bei vielen Menschen schon im Jahr davor rot im Kalender markiert. Wer wissen will, wo es in Sachen Gestaltung lang geht, der muss das gesehen haben. Die gesamte Designszene trifft sich hier und tauscht sich über Trends und Tendenzen aus – eine Art riesiges Klassentreffen voller News und Lebensfreude.
Viele Gründe zum Feiern
Was 2024 besonders auffiel, waren die vielen Jubiläen großer, namhafter Hersteller, die sich oft – vor allem in Italien – noch im Familienbesitz befinden. 1934 scheint ein außerordentlich kreatives Jahr gewesen zu sein, denn der runde Neunziger wurde nicht nur einmal groß gefeiert. Aber auch einzelne Möbelstücke feierten vielerorts einen runden oder halbrunden Geburtstag. Diese Gelegenheit, die eigenen Klassiker und Bestseller wieder einmal vor den Vorhang zu holen, neu eingekleidet und vielleicht sogar modern interpretiert, lässt sich kaum ein Unternehmen entgehen. Erstaunlich ist, welche Schätze immer wieder gehoben werden. Mit allergrößtem Respekt muss man anerkennen, dass das letzte Jahrhundert ein besonders innovatives und kreatives gewesen ist, von dem eine ganze Branche bis heute profitiert.
Wie ein Städtetrip, nur besser
Abseits der Messe, genau gesagt im Stadtzentrum, waren es die Schrittzähler, die zu glühen begonnen haben. Alles, was Rang und Namen hat und sich einen Schauraum – manchmal sogar mehrere – in der Mailänder Innenstadt leistet, putzte sich für die Woche des Designs prächtig heraus. Doch nicht nur die Showroom, sondern auch die sonst für die Öffentlichkeit geschlossene Innenhöfe historischer Palazzi sowie Kunstgalerien wie die von Rossana Orlandi öffneten ihre Pforten weit für das designaffine Publikum aus der ganzen Welt. Die Stadt wird selbst zur Messe und manchmal auch zur Geduldsprobe, wenn man Ausstellungen wie die von Hermès, Louis Vuitton, Yves Saint-Laurent, Gucci, Trussardi oder Giorgio Armani besuchen will. Was die mit Einrichtung zu tun haben? Mittlerweile ganz viel. Auch die Labels Karl Lagerfeld, Gianfranco Ferré und Roberto Cavalli haben eigene Home Collections, ebenso wie Bentley, Lamborghini und Pininfarina kräftig mitmischen. Ob sie Trends setzen, sei dahingestellt. Dabei sein ist schließlich auch hier alles.