Umfrage

Was bringt das Glas-Jahr 2025?

13.03.2025

Bitte um einen Blick in die Glaskugel! Wir haben die Top-Manager der heimischen Glas- und Zulieferindustrie um einen vorsichtigen Ausblick auf das Glas-Jahr 2025 gebeten.

Folgende Fragen haben wir den Vertretern der heimischen Glas- und Zulieferindustrie gestellt:

  • Wie geht es der Baubranche, vor allem der Glasbranche, aktuell?
  • Was sind die größten Herausforderungen 2025?
  • Wo können Glasbautechniker*innen punkten – in welchen Bereichen sehen Sie die Zukunft von kompetenten Glasfachleuten?
  • Wie und womit unterstützt Ihr Unternehmen das Glashandwerk in diesem Jahr?

Franz Schreibmaier, Geschäftsführer Bohle Österreich:

Franz Schreibmaier, Geschäftsführer Bohle Österreich © Bohle
Franz Schreibmaier, Geschäftsführer Bohle Österreich © Bohle

Die Baubranche und insbesondere die Glasbranche in Österreich befinden sich derzeit in einer schwierigen Situation. Der Rückgang der Bautätigkeit im privaten und öffentlichen Wohnbau trifft die Branche massiv. Was uns Kunden erzählen: Die Auftragslage ist unsicher und kurzfristig und das Auftragsvolumen reicht oft nur für einige Tage oder Wochen. Dennoch gibt es auch Positives: Auf der Messe BAU in München war eine optimistische Stimmung unter den Besuchern spürbar. Trotz der aktuellen Herausforderungen und Rahmenbedingungen in der Glasbranche, die unter anderem durch steigende Kosten, intensiven Preiskampf und teilweise Preisdumping auf den Baustellen gekennzeichnet sind, gibt es auch positive Perspektiven und Wege. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften bleibt u. a. aber sicher ein zentrales Thema.
Für Glasfachleuten ist es in herausfordernden Zeiten wie diesen wichtig, Ruhe zu bewahren und sich auf die eigenen Kompetenzen zu konzentrieren – auf das, was die Unternehmen können: Als Fachbetrieb individuelle Beratung bieten, Qualitätsprodukte liefern und eine perfekte Montage durchführen, um so die Kundenzufriedenheit zu maximieren und langfristige Geschäftsbeziehungen erhalten und Empfehlungen aufzubauen.
Bohle unterstützt seine Kunden dabei auf vielfältige Weise: Wir halten unsere Preise weitgehend stabil, trotzt allgemeiner Inflation, und bieten somit Planungssicherheit für das Handwerk. Mit der Unterstützung bei der Planung und Erstellung von detaillierten CAD-Zeichnungen bieten wir Service an, damit sich unsere Kunden auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Wir verstehen uns seit Jahrzehnten als Partner des österreichischen Glaserhandwerks.

Harald Bissenberger, Prokurist Ertl Glas:

Harald Bissenberger, Prokurist Ertl Glas © Tegtbauer
Harald Bissenberger, Prokurist Ertl Glas © Tegtbauer

Wenn man das heurige Jahr mit den Jahren 2020 bis 2023 vergleicht, geht es der Branche bescheiden. Sieht man es etwas realistischer als die meisten Medien es darstellen, ist es nicht so schlecht wie im Allgemeinen behauptet wird. Die größten Herausforderungen bleiben Mitbewerber, die nicht rechnen können und unter Herstellkosten verkaufen. Man sieht das dann an den Ergebnissen, aber da ist es leider schon zu spät. Die Marktmenge ist nicht das große Problem, sondern jene, die glauben, wenn sie alles herschenken, wird die Produktion ausgelastet und sie schreiben trotzdem gute Zahlen – Pustekuchen, dem ist nicht so.
Wo Glasbautechniker*innen punkten können, ist meiner Meinung nach im Innenausbau, in technischen Fassaden auch im kleinen Bereich und bei hochwertigen Sanierungen. Ertl Glas unterstützt die Glasbranche aktiv, gerade in der Lehr- und Facharbeiterausbildung unterstützen wir viele Projekte, wie z. B. den Meisterkurs Kramsach, die AustrianSkills und zahlreiche Vorhaben in den einzelnen Ländern.

Bernhard Feigl, Geschäftsführender Gesellschafter Glas Marte:

Bernhard Feigl, Geschäftsführender Gesellschafter Glas Marte © Weissengruber Fotografie
Bernhard Feigl, Geschäftsführender Gesellschafter Glas Marte © Weissengruber Fotografie

Die Baubranche befindet sich weiterhin in einer herausfordernden Phase. Steigende Kosten, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Zurückhaltung bei Investitionen bremsen viele Projekte aus. In der Glasbranche sehen wir eine differenzierte Entwicklung: Während Standardprodukte einem starken Preisdruck unterliegen, bleibt die Nachfrage nach hochwertigen, innovativen Lösungen stabil. Besonders in Zeiten wie diesen sind Kooperationen und Partnerschaften wichtiger denn je – nachhaltige Geschäftsbeziehungen und verlässliche Partner sind entscheidend, um langfristig erfolgreich zu sein.
Neben steigenden Produktionskosten, Fachkräftemangel und immer strengeren regulatorischen Anforderungen wird auch die Regionalität eine zunehmend bedeutendere Rolle spielen. Wer Regionalität propagiert, muss sie auch konsequent leben – es ist nicht glaubwürdig, einerseits für regionale Wertschöpfung zu werben und andererseits Materialien und Produkte aus anonymen, globalen Quellen zu beziehen. Zudem gilt es, konsequent auf Qualitätsprodukte zu setzen und sich nicht von kurzfristigen Billiglösungen verleiten zu lassen. Gerade im Bereich Glasbau zeigt sich dies deutlich: Wenn Qualität nicht geschätzt wird, geht es immer noch günstiger – im Extremfall ersetzt ein Duschvorhang für 2,99 Euro eine hochwertige Glasdusche. Diese “immer billiger”-Mentalität ist für die gesamte Branche schädlich. Unternehmen sollten sich daher nicht dazu verleiten lassen, ihre Qualitätsprodukte unter Wert zu verkaufen, oder Lösungen anzubieten zu denen sie selbst nicht “stehen” können.
Glasfachleute werden vor allem dort gefragt sein, wo Kompetenz, Innovation und Service eine entscheidende Rolle spielen. Tragende Glaskonstruktionen, intelligente Fassadensysteme und maßgeschneiderte Verglasungslösungen bieten enorme Chancen. Entscheidend ist nicht die Anzahl der abgeschlossenen Geschäfte, sondern deren Qualität – sei es durch innovative Lösungen, geschätzte Serviceleistungen oder besonders effiziente Systemlösungen.
Glas Marte ist ein verlässlicher Partner für das Glashandwerk – mit regionalen Produkten, hochwertigem Service und einer Beratung, die weit über das reine Produkt hinausgeht. Wir unterstützen unsere Kunden nicht nur mit bewährten Systemlösungen, sondern auch mit unserem Know-how, das ihnen hilft, sich am Markt durch Qualität und nachhaltige Lösungen erfolgreich zu positionieren. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partnern hochwertige Projekte umzusetzen, die langfristig Bestand haben.

Gerald Wiesbauer-Pfleger, Geschäftsführer Glas Wiesbauer:

Gerald Wiesbauer-Gerald Wiesbauer-Pfleger, Geschäftsführer Glas Wiesbauer © WKOÖ
Gerald Wiesbauer-Pfleger, Geschäftsführer Glas Wiesbauer © WKOÖ

Ich denke, dass die Baubranche 2025 einen leichten Aufschwung erleben wird. Aber speziell in der Glasbranche ist die Auftragslage nicht gerade berauschend. Förderungen für Heizungstausch, PV-Anlagen oder Fenstertausch haben andere Projekte in den Hintergrund gerückt. Die Prognosen bezüglich steigenden Energie- und Netzkosten, gekoppelt mit den zu erwartenden gesetzlichen Lohnerhöhungen, erfordern Preisanpassungen, die in der aktuellen Marktsituation mit höchstem Feingefühl kalkuliert werden müssen. In diesen Zeiten wird die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter immer wichtiger, denn trotz Kündigungswellen bei Großbetrieben ist kaum geeignetes Fachpersonal am Markt verfügbar.
Trotzdem steht fest: Die Zukunft liegt im Handwerk – nur Fachleute kennen den Werkstoff Glas und seine Eigenschaften und wissen diesen perfekt einzusetzen. Wer sich gut beraten fühlt, kauft auch beim Fachmann.
Um den “jungen Leuten von heute” unser Berufsbild vorzustellen, haben wir die umliegenden Mittelschulen heuer schon zum dritten Mal zu einem “Tag der offenen Tür” eingeladen. Und wir unterstützen auch wieder die Skills Glasbautechnik 2025, da ein starker gemeinsamer Auftritt dort die Popularität unserer Branche steigert.

Gottfried Brunbauer, CEO Lisec:

Gottfried Brunbauer, CEO Lisec © Lisec
Gottfried Brunbauer, CEO Lisec © Lisec

Die Rückmeldungen unserer weltweiten Kunden betreffend die Konjunktur bzw. den Geschäftsverlauf in der Baubranche und vor allem in der Glasbranche sind recht unterschiedlich. Manche sind mit dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden, andere klagen über einen schleppenden Geschäftsgang. Auch wenn man nur Europa betrachtet, ist der Geschäftsgang bei unseren Kunden ähnlich breit gestreut bzw. durchwachsen. Dennoch scheint sich aufgrund der Zinssenkungen, aufgrund der Beruhigung der Inflation sowie auch aufgrund anderer, Konjunktur stützender Maßnahmen eine beginnende Belebung abzuzeichnen.
Die größten Herausforderungen 2025 werden darin bestehen, einerseits trotz allem einen ausreichenden, kontinuierlichen Auftragseingang sicherzustellen und andererseits die etwas ruhigere Phase für Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und zur Senkung der Kosten durch verstärkten Softwareeinsatz und Automatisierung zu nutzen, um der progressiven Kostenentwicklung insbesondere in Europa in den letzten Jahren entgegenzuwirken. Was wir sehen, ist, dass die Verarbeitung von Flachglas immer mehr mechanisiert und automatisiert wird. Somit ist es für kompetente Glasfachleute zunehmend wichtig, nicht nur den Werkstoff Glas, dessen Eigenschaften und dessen Anwendungsmöglichkeiten zu verstehen, sondern mehr und mehr auch die maschinellen Verarbeitungsprozesse. Nur so wird es in Zukunft möglich sein, effizient und kostengünstig zu produzieren. Damit werden die Glasbautechniker*innen künftig punkten können.
Wir unterstützen das Glashandwerk vor allem damit, indem wir im Verbund mit den einschlägigen Fachschulen und im Verbund mit anderen Unternehmen auch in diesem Jahr weitere Glasverfahrenstechniker*innen ausbilden.

Wolfgang Pichler, Vertriebsleiter Pilkington Austria:

Wolfgang Pichler, Vertriebsleiter Pilkington Austria © Pilkington
Wolfgang Pichler, Vertriebsleiter Pilkington Austria © Pilkington

Die Bauwirtschaft in Österreich steht auch 2025 vor großen Herausforderungen. Die Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts erwartet für 2025 einen leichten Aufschwung, den ich auf Grund von Kundengesprächen aber erst im zweiten Halbjahr sehe. Grundsätzlich kann man sagen, dass kleine Betriebe eine gute Auslastung haben, große Betriebe haben schon mehr zu kämpfen, es fehlen große Projekte, vor allem von der öffentlichen Hand. Grundsätzlich konnten wir beobachten, dass in den letzten Wochen die Anzahl der Angebote wieder gestiegen ist, jedoch handelt es sich um viele kleine Baustellen. Es ist nicht eindeutig absehbar, wie sich die Situation im Jahr 2025 genau entwickeln wird. Wir gehen davon aus, dass ich die Lage im zweiten Halbjahr 2025 entspannt.
Die großen Herausforderungen sind vor allem, die Baukonjunktur wieder anzukurbeln, einerseits die Vorgaben für die Kreditvergabe weiter zu entschärfen und andererseits Fördermittel zu erhöhen. Öffentliche Investitionen sind für Branche schon in der Vergangenheit sehr wichtig gewesen. Um das Jahr 2025 zu retten, müssen die Maßnahmen rasch umgesetzt werden. Auf Grund der wirtschaftlichen Ergebnisse der Glashütten, ist kurzfristig mit Preiserhöhungen zu rechnen, die mit Sicherheit von allen Marktbegleitern umgesetzt werden müssen. Für die Glasbranche sehe ich die größten Wachstumschancen darin, sich auf die Erweiterung von Bestandgebäuden wie Umbauten, Zubauten und Ausbauten von Dachböden, aber auch Sanierungen (thermisch Sanierungen) einzurichten. Deshalb sollte man sich laufend mit innovativen Produkten beschäftigen. Und die Unternehmen brauchen gute Glasbautechniker*innen und kompetente Glasfachleute, um diese Projekte umsetzten zu können.
Zur Unterstützung unserer Kunden arbeitet Pilkington Austria sehr intensiv an weiteren Entwicklungen, wir haben etwa eine Produktgruppe mit dem Namen “HomeComfort” ins Leben gerufen. Eines der wichtigsten Produkte in der “HomeComfort”-Reihe ist “HeatComfort”, eine beheizbare Isolierglaslösung mit elektrisch leitfähiger Beschichtung. Diese fortschrittliche Technologie bietet Infrarotheizung und ermöglicht so eine nachhaltigere Methode zum Heizen und Isolieren von Häusern.

Johannes Reiter, Geschäftsführer Vandaglas Ziegler:

Johannes Reiter, Geschäftsführer Vandaglas Ziegler © Vandaglas Ziegler
Johannes Reiter, Geschäftsführer Vandaglas Ziegler © Vandaglas Ziegler

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen belasten die Glasbranche nach wie vor und die Nachfrage ist immer noch auf einem sehr geringen Niveau. Es gibt aber erste Anzeichen, dass aufgrund der gelockerten Kreditvergaberichtlinien und fallendem Zinsniveaus der Wohnbau wieder anzieht. Der Preisdruck ist aufgrund der schwachen Nachfrage und Überkapazitäten hoch und die Ertragslage ist damit unbefriedigend. Im Bereich Basisglaserzeugung ist die Talsohle wohl erreicht und durch vorgezogene Wannenreparaturen wurden die Kapazitäten reduziert, was unmittelbar zu höheren Preisen führt. Auch die gestiegenen Personal- und Energiekosten belasten die Branche und drücken damit auf die Wettbewerbsfähigkeit.
Daher gilt es, den oben angeführten Rahmenbedingungen bestmöglich entgegenzusteuern und die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu legen. Alle Fachkräfte müssen sich weiterentwickeln und die Digitalisierung als Chance und Herausforderung sehen. Durch mehr Automatisierung steigt die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie und sichert damit Arbeitsplätze. Qualität und hoher Servicegrad sind aber weiterhin die Schlüssel zum langfristigen Erfolg.
Wir unterstützen das Handwerk mit einer Vielzahl von Aktivitäten und sehen uns als Partnerbetrieb für alle Klein- und Mittelbetriebe. Natürlich werden wir auch wieder zu einem Sommerfest einladen und ein paar nette Stunden gemeinsam verbringen.

 

 

 

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