Bester Branchennachwuchs
Mit Begeisterung zur Fachkraft
Die LSI Meisterklasse hat sich trotz Pandemie und den damit verbundenen Herausforderungen, innerhalb kürzester Zeit zu einem Erfolgsprojekt entwickelt. Waren es im ersten Jahr noch 67 Teilnehmende, so wuchs diese Zahl heuer auf über 100, die, aufgeteilt auf zwei aneinander folgenden Terminen, im steirischen Stainz ein abwechslungsreiches Programm absolvierten. Die LSI Meisterklasse richtet sich an Lehrlinge aller vier Ausbildungsjahre.
Sinkende Lehrlingszahlen
In diesem Jahre war die Zahl der Erstklassler erstmals geringer als noch in den Vorjahren – ein Indiz für das sinkende Interesse an einem Beruf in der Haus- und Gebäudetechnik? Die Fakten würden darauf hindeuten, denn die Zahl der Lehrlinge hat sich in der Zeit von 2010 bis 2023 von österreichweit 5.181 Lehrlingen in 2010 auf 4.367 in 2023 um -15,7 Prozent reduziert. Besonders stark waren die Rückgänge in Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark. Nur in Wien und dem Burgenland ist das Interesse an einer Lehre als Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker gestiegen. Eine Trendwende scheint nicht in Sicht. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe in der Fachgruppe 111 der WKO hat sich per Stichtag 31. Juli im Vergleich zum Vorjahr von 4.182 Unternehmen auf 4.005 reduziert, das entspricht einem Minus von 4,2 Prozent. Die Zahl der Lehrlinge ist in diesem Zeitraum um genau die selbe Zahl zurückgegangen. Steigende Lehrlingszahlen gibt es aktuell nur im Burgenland (+5,5 %) und Kärnten (+1,3 %), an den letzten Stellen liegen Oberösterreich und die Steiermark mit einem Minus von 7 Prozent an Lehrlingen.
Und noch ein Wermutstropfen: an der LSI Meisterklasse 2024 nahm nicht ein Mädchen teil. Frauen in der Technik: auch in der nächsten Generation scheint die Attraktivität in diesen Berufen nicht ausreichend vorhanden zu sein..
Von gut ausgebildeten Fachkräften profitieren
Für die einschlägige Industrie sind Events wie die LSI Meisterklasse ideal um die Jugendlichen schon in frühen Jahren an die eigenen Produktwelten heranzuführen. Sponsoren der Veranstaltung 2024 waren Geberit, Rehau, Hilti, Würth, Poloplast, Mepa, Innotec, HSK, Hansa, Pipelife, KNV, Hansa und allen voran die mhs GmbH. Alois Mochart lud die Jugendlichen in die Wasserwelten am Firmensitz in Stainz und wusste sie in seinem Motivationsvortrag zu begeistern. Er zeigt sich überzeugt: „Diese handwerklich/technische Aufgabe ist für die Gesundheit der Menschen, da sie die Begleitung von den wichtigsten Lebensmitteln wie Trinkwasser und Atemluft beinhaltet, eine richtig tolle und wesentliche Aufgabe. Durch unser fachmännisches Gestalten, können wir Wohlbefinden und Gesundheit wesentlich beeinflussen. Durch die Umsetzung von Energie in Wärme- und Kühltechnik bringen wir Wohlbefinden zu den Menschen und gleichzeitig zu Erfolgserlebnissen und Selbstwert bei den ausführenden Technikern. Mit jeder umgesetzten Anlage haben sich die Installateure/Techniker für 25 bis 50 Jahre mit viel Wissen und Handwerkskunst nachhaltig eingebracht.“
Wir profitieren von bestmöglich ausgebildeten Fachkräften.
Dass das Engagement für die Fachkräfte von morgen eine Win-Win-Situation für alle ist, weiß auch Peter Leitner, Geschäftsführer von KNV Energietechnik: „Die Haus- und Gebäudetechnik ist eine Zukunftsbranche, weil die Beheizung bzw. Klimatisierung von Gebäuden eine enorme Rolle bei der Energiewende spielen. Handwerkliche Berufe im Bereich der Gebäudetechnik sind Berufe in einem sehr sicheren Umfeld und bieten enorme Chancen für junge Menschen sich persönlich und beruflich zu entwickeln. Für interessierte und motivierte junge Menschen gibt es ein enormes Potential etwas Positives für unseren Planeten und die nachfolgenden Generationen zu bewirken. Das Konzept der Lehrlingstage ist eine tolle Sache für die fachliche, aber auch persönliche Entwicklung des Nachwuchses der LSI-Mitgliedsbetriebe und damit auch unserer Partnerinstallateure. Dass wir diese Initiative unterstützen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus profitieren natürlich auch wir von bestmöglich ausgebildeten Fachkräften, die in der Zukunft unsere Produkte einbauen, in Betrieb nehmen und servicieren.“
Der Facharbeiter-Mangel macht der Branche bereits jetzt zu schaffen. Damit die Lücke nicht noch größer wird, ist die Investition in die Ausbildung von Lehrlingen essenziell.
Ähnlich die Motivation von Geberit, Geschäftsführer Guido Salentinig: „Wir sind natürlich bestrebt, an der Sicherung des Nachwuchses an qualifizierten Fachkräften in der Sanitärbranche mitzuwirken. Der Facharbeiter-Mangel macht der Branche bereits jetzt zu schaffen. Damit die Lücke nicht noch größer wird, ist die Investition in die Ausbildung von Lehrlingen essenziell. Daher unterstützen wir Initiativen wie die LSI Lehrlingstage. Denn uns ist ganz klar: wir benötigen auch in Zukunft gut ausgebildete Sanitärinstallateure, die wissen, wie Geberit Produkte fachgerecht eingebaut werden.“
Theorie, Praxis und Spaß
Erdogan Demirci, Verkaufsleiter von HSK Duschkabinenbau fordert mehr Transparenz über die breit gefächerten Tätigkeiten eines Gebäudetechnikers mit Perspektiven und Möglichkeiten: „Insgesamt müssen wir mehr Aufmerksamkeit erzeugen für den Beruf, da sind allerdings mehrere Institutionen gefragt.“
Das Programm ist eine gute Mischung aus Theorie, Praxis, Adventure und Fun!
Die LSI Meisterklasse unterstützt er mit Überzeugung: „Wir halten Nachwuchsförderung in der Sanitärbranche grundsätzlich für sehr wichtig und begleiten verschiedene Programme. Bei der LSI machen wir das seit vier oder fünf Jahren, bei den meisten Veranstaltungen war ich selbst dabei, ich finde das Ausbildungsprogramm ist eine gute Mischung aus Theorie, Praxis, Adventure und Fun!“
Bundesinnungsmeister Manfred Denk im Interview
Wie steht es nun um den Branchennachwuchs, welcher Initiativen bedarf es um den Nachwuchs zu fördern? Die Gebäude Installation hat einen gefragt, der es genau wissen muss, Bundesinnungsmeister Manfred Denk.
Gebäude Installation: Welcher Maßnahmen bedarf es um einen Beruf in der Haustechnik für Jugendliche im allgemeinen Bewusstsein noch interessanter zu machen?
Manfred Denk: Da ist sicherlich eine Reihe von Maßnahmen notwendig und das wird auch nicht von heute auf morgen gehen. Die Bundesinnung hat einerseits vor einigen Jahren begonnen, für ein einheitliches Auftreten nach außen zu sorgen, was mit der Dachmarke „Österreichische Installateure“ mittlerweile in allen Bundesländern umgesetzt wird und aus unserer Sicht wichtig ist, um einen Wiedererkennungswert für die Branche zu schaffen. Andererseits ist natürlich noch einiges in der Bewusstseinsbildung zu tun, um klarzumachen, dass ein Beruf in der Installations- bzw. Haustechnik zwar kein einfacher, aber dafür einer mit guten Verdienstmöglichkeiten, sicherem Arbeitsplatz, interessanten Aufgaben und letztendlich auch der vielleicht für viele potenzielle Interessenten wichtigen Möglichkeit ist, aktiv, mit Grips und den eigenen Händen zum Klimaschutz und zur Energiewende etwas beitragen zu können.
Wie steht es um den viel besprochenen Imagewandel des Berufsbildes?
Anknüpfend an das zuvor erwähnte geht es beim Imagewandel vor allem um zwei Punkte: einerseits das Vermitteln eines wirklichkeitsnahen Eindrucks des beruflichen Alltags. Dieser hat sich nämlich ganz stark von einem reinen manuellen Tagwerk mit hoher körperlicher Belastung zu einem immer wichtiger werdenden „Kopfberuf“ gewandelt, da es immer wichtiger ist, komplexe Systeme zu verstehen und in der Praxis ausführen zu können. Andererseits müssen natürlich auch der gesetzliche Rahmen, die Ausbildungsordnung und das Berufsbild Schritt halten mit den zu vermittelnden Kompetenzen, damit die Betriebe möglichst gut ausgebildete Beschäftigte bekommen. Die Bundesinnung hat die Ausbildungsordnung – die im übrigen auch in ihrer aktuellen Fassung schon klimafreundliche Energiesysteme beinhaltet - in einem gründlichen Prozess aktualisiert und noch stärker auf den Klimaschutz und die Energiewende akzentuiert. Nach der Sozialpartnerverständigung und der offiziellen Begutachtung könnte schon nächstes Jahr nach dem neuen Berufsbild ausgebildet werden. Ja, und betreffend Imagewandel haben wir auch Werkzeuge entwickelt, mit denen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit einiges bewegt werden kann. So gibt es beispielsweise eine Instagram-Kampagne, die mit dem Wortspiel „Insta_llateure“ die Aufmerksamkeit auf die Vorteile des Installateurberufs lenken soll. Und dann gibt es für Betriebe die Möglichkeit, sich aus der Kampagnenbox der Mitgliederseite www.wirinstallateure.at Fotosujets und andere PR-Mittel zu organisieren und für ihre jeweiligen Zwecke im Bereich der Lehrlingswerbung zu nutzen.
Was braucht es, um mehr Mädchen von dieser Berufssparte zu begeistern?
Zum Glück haben wir auch einige sehr erfolgreiche Frauen in der Branche. Ich möchte beispielsweise auf unsere Tiroler Landesinnungsmeisterin Veronika Opbacher-Egger hinweisen, die gemeinsam mit ihrer Schwester das Familienunternehmen führt. Und dann ist da noch Julia Kirchner, die letztes Jahr bei den Euroskills in Danzig die Auszeichnung „Medaillon of Excellence“ im männerdominierten Wettbewerbsberuf Sanitärtechnik erringen konnte und nun sogar als Testimonial einer Kampagne der Wirtschaftskammer für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen fungiert.
Aber natürlich wäre es zu wünschen, dass wir noch mehr Mädchen und Frauen für den Installateurberuf begeistern können, wobei wir bei unseren zuvor beschriebenen Aktivitäten natürlich diesen Umstand einerseits in der Bildsprache berücksichtigt haben, andererseits aber auch immer darauf hinweisen, dass speziell die neuen, teilweise „smarten“ Technologien, wie in der Steuer- und Regeltechnik, verbunden mit Aspekten des Klimaschutzes und der Energieeinsparung keine Männerdomäne sind, sondern für interessierte Damen eine reizvolle Aufgabe sein können.