Alte Handwerkskunst wiederbelebt

19.09.2017

Das Zunftzeichen der Glaser beinhaltet den Glaserdiamant, das Trenneisen, den Hammer und das Kröseleisen – alles Werkzeuge, die der Glaser früher zur Handwerksausführung benötigte. Heute sind das keine Standard-Werkzeuge mehr. Ein Versuch alte Werkzeuge wiederzubeleben überrascht mit guten Ergebnissen.

Der Glaserdiamant – der ursprüngliche Glasschneider – wurde längst durch moderne Glasschneider mit Hartmetallrädchen ersetzt. Zwar sind Hammer und Kröseleisen bei einigen wenigen Tätigkeiten immer noch notwendig, das Trenneisen hat aber schon seit ca. 200 Jahren seinen Dienst getan und wird zum Trennen von Glas, also zum Glasschneiden, nicht mehr benötigt. Es wurde im 19. Jahrhundert durch den Diamantschneider abgelöst.

Bei einem Seminar über Glasbrüche der Glaserinnung Augsburg (D) im Frühjahr 2017 kam das Gespräch von thermischen Brüchen auch zum thermischen Trennen der Gläser mittels Laser, und wie früher üblich, mit dem Trenneisen – beides Methoden des Glastrennens mittels Hitze. Auf die Frage, wer denn unter den Glasern noch ein Trenneisen kenne oder gar besitze, kam die einzige Antwort von Tobias Eberle, der in Pfronten (D) eine Glaserei in der siebten Generation führt.

Da Glas Eberle sehr viel Restaurierungen von Kirchen, Klöstern und Schlössern durchführt, wird hier nicht nur eine moderne Glaserei betrieben, sondern auch noch die althergebrachte Handwerkskunst gepflegt und ausgeführt. Deshalb sind dort auch noch verschiedene ältere Glaserwerkzeuge erhalten. Tobias Eberle hat nun in seiner Werkstatt gesucht und ist auch fündig geworden. Neben verschiedenen älteren Lötkolben wurden auch zwei Trenneisen mit Kupferspitze gefunden, die sowohl zum Trennen wie verstärkt aber auch zum Löten verwendet wurden und deshalb mit Kupferspitzen versehen waren.

Damit war das Interesse an dieser jahrhundertealten Methode des Glastrennens geweckt. Mittels eines Gasbrenners wurden die Trenneisen erhitzt und dann erste Versuche zum thermischen „Glasschneiden“ unternommen, das man in früheren Zeiten als „Absprengen“ bezeichnete. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass es mit dieser Methode durchaus möglich ist, Glas sauber zu trennen. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten, die darin bestanden, dass das Trenneisen nicht die benötigte Temperatur hatte, wurde diese Technik sehr schnell umgesetzt und beherrscht.

Eine sehr kleine Kerbe an der Glaskante reicht aus, um bei entsprechend heißem Trenneisen einen Sprung entstehen zu lassen, der dann langsam hinter dem Trenneisen herläuft. Natürlich ist die Geschwindigkeit des Trennens mittels heißem Trenneisen mit einem modernen Glasschneider nicht zu vergleichen. Allerdings gelingt es damit, sehr schöne präzise Formen zu schneiden (siehe Bild A), und das Besondere daran ist, dass die Kante ähnlich einer Laserschnittkante keinerlei Unregelmäßigkeiten oder gar „Haifischzähne“ zeigt (siehe Bild B). Bei genügend heißem Trenneisen ist nicht mehr erkennbar, von welcher Seite das Trenneisen geführt wurde. Auch bei Vergrößerung der „Trennkante/ Schnittkante“ kann dies nicht mehr festgestellt werden.

Damit zeigt sich, dass diese handwerkliche Art des „Glasschneidens“ zu einer sehr guten Kantenfestigkeit geführt hat, die heute nicht immer, vor allem bei Modellkanten, vorhanden ist. Interessanterweise war diese Glaskante vor 500 Jahren mindestens genauso belastbar, wie sie heute bei modernen Schneidanlagen ist. Vielleicht ist diese althergebrachte Methode des thermischen Trennens von Glas bald wieder die allgemein übliche – wenn der Laser zur Glastrennung verwendet wird.

Autoren:
Tobias Eberle & Ekkehard Wagner

TRENNEISEN GESUCHT

Autor Ekkehard Wagner bittet Glaser, die noch Trenneisen besitzen, sich bei ihm zu melden.

 

Kontakt:
T +49/9176/99 59 35
F +49/9176/99 59 36
ertl-glas@t-online.de

Redaktion

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