Umfrage: Wie geht es der Glasbranche in der Corona-Krise?

24.03.2020

(Update: 08.04.2020)  Wie handhaben die Betriebe die Umsetzung der Regierungsmaßnahmen? Gibt es Aufträge? Wenn ja, was wird am häufigsten gemacht? Müssen Mitarbeiter entlassen werden? Wir haben Glaserbetriebe befragt und bringen hier ein laufend aktualisiertes Stimmungsbild der österreichischen Glasbranche.

Johanna Reisch, Glaserei Günther Reisch e.U., Wien, 5 Mitarbeiter:

„Die Corona-Krise hat für alle einen neuen Alltag herbeigeführt, so auch für uns Glaser. Wir haben nach der Verkündung des Lock-Downs der Bundesregierung, unsere Mitarbeiter eine Woche gebeten ihren Urlaub abzubauen. Anschließend haben wir ab 23. März die Kurzarbeit angemeldet und seither arbeiten nur noch die Familienmitglieder im Betrieb. Die Umstellung auf Homeoffice fiel uns nicht schwer, da die Hälfte der Mitarbeiter aus Familienmitgliedern besteht und diese im selben Haus wohnen wie auch arbeiten. 

In den vergangenen Wochen wurden viele Aufträge bis auf weiteres verschoben, somit haben wir die Zeit genutzt. Unsere Werkstätte ist auf Hochglanz poliert und Arbeitsabläufe wurden optimiert. Die Auftragsarbeiten haben sich auf das Notwendigste minimiert. Im Vordergrund standen Schutzverglasungen bei Ärzten und Apotheken sowie dringende Reparaturverglasungen. Zusätzlich haben wir gemerkt, dass die Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen und lange liegengebliebene Dinge erledigen. Einige kleine Aufträge konnten mühelos durchgeführt werden, da wir eine Bring- und Abholstation vor unserem Geschäft eingerichtet haben. 

Für die Zeit nach Ostern planen wir laut Vorgaben der Bundesregierung die Öffnung des Geschäftslokals sowie die Wiederaufnahme der Montagen. Derzeit versuchen wir alle Schutzmaßnahmen umzusetzen, um das Wohl unsere Mitarbeiter und Kunden zu garantieren und dennoch unserer Arbeit nachgehen zu können.“ (08.04.2020)

Silke Zand, Glaserei Zand, Eben im Pongau/Sbg., 6 Mitarbeiter (davon 1 Lehrling):

„Da wir überwiegend im privaten Bereich und in der Hotellerie arbeiten, sind unsere Aufträge innerhalb weniger Tage von 100 auf 0 gefallen. Die Aufträge, die wir im Haus haben, können wir entweder auf Kundenwunsch oder aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht ausführen. Ich habe meine Mitarbeiter für Kurzarbeitszeit angemeldet, im Moment arbeiten alle pro Woche ca. fünf Stunden. Wir erledigen Werkstattarbeiten – wenn vorhanden, Montagen die alleine durchgeführt werden können und natürlich Reparatur- und Notverglasungen. Da ein Hauptgebiet von uns – Flachau – gerade unter Quarantäne steht, können wir viele dieser Arbeiten nicht erledigen.

In ,normalen‘ Jahren ist es bei uns bis Ostern ein bisschen ruhiger und wir können alle liegen gebliebenen Arbeiten erledigen. Nach Ostern zieht es dann stark an. Darauf konnten wir uns in den letzten 33 Jahren immer verlassen. Heuer wird es natürlich nicht so sein, und deshalb schaue ich gespannt und nachdenklich in die nächsten Wochen.

Ich gehe aber davon aus, dass nach Corona gerade die Handwerksbetriebe gebraucht werden. Viele Menschen werden sich ihr Eigenheim noch schöner gestalten wollen, Reparaturverglasungen werden vermehrt anfallen und auch die Hotellerie wird die schon jetzt geplanten und notwendigen Sanierungen durchführen.

Ich hoffe, dass die Menschheit auch daraus lernt! Ein ,Bitte‘ und ,Danke‘ wieder modern wird und nicht mehr alles so selbstverständlich ist. Wir werden gemeinsam diese Krise – die sich vor ein paar Wochen  noch keiner vorstellen konnte – überstehen und hoffentlich mit mehr Loyalität und Zusammenhalt in die Zukunft gehen. (24.03.2020)
Update 08.04.2020: In den letzten Tagen konnten wir feststellen, dass sich immer mehr Kunden bezüglich Beratungsgesprächen und Terminen bei uns melden. Obwohl mittlerweile zwei unserer Nachbargemeinden unter Quarantäne stehen, habe ich das Gefühl, dass die Mehrheit der Bevölkerung sehr positiv in die Zukunft sieht und wieder an Investitionen denkt. Ab nächster Woche erhöhe ich die Arbeitszeit von zehn auf vorerst 50 Prozent und dann werde ich mich schrittweise an die jeweilige Situation anpassen. Die Einhaltung der notwendigen Schutz- und Hygienevorschriften verlangt uns einiges ab, aber auch das werden wir schaffen. Da ich ab Dienstag 14.04.2020 mein Geschäft wieder öffnen darf, wird in dieser Hinsicht auch wieder Vieles einfacher. Ich hoffe, dass sich trotz der schrittweisen Lockerung der Bestimmungen alle an die Vorschriften halten. Eine wiederkehrende Verschärfung wäre eine extreme Belastung!“​ (08.04.2020)

Christian Starzacher, Glaserei Ch. Starzacher, Klagenfurt am Wörthersee/Ktn., 10 Mitarbeiter:

„Wir sind zum einen zu einem sehr hohen Teil im Privatsegment tätig, andererseits beliefern wir relativ viele Tischlereien, Küchenstudios u. ä. Da wir recht breit aufgestellt sind, sind bisher Rückgänge in einem Segment durch Zuwächse in einem anderen Segment aufgefangen worden. Dies ist seit Mitte März gänzlich anders. Durch das Schließen des Verkaufslokals ist z. B. das Bilderrahmensegment komplett weggefallen. Obwohl wir sowohl telefonisch als auch elektronisch immer erreichbar waren, sind Bestellung sowohl von Privat als auch von Firmen fast komplett ausgeblieben. Abgesehen davon habe ich sämtliche Privatmontagen gestoppt. 

Meine Mitabeiter habe ich – für deren Gesundheit und die Gesundheit ihrer Familien – vom 18. März bis 1. April auf Urlaub geschickt und ab 1. April für Kurzarbeit gemeldet. Wir haben zwei Partien (unter anderem ein Ehepaar), die Notfälle erledigen, aber auch in der Werkstätte fällige Renovierungsarbeiten durchführen. Das Herstellen von Hustenschutz aus Glas/Plexiglas ist ein kleines Zubrot, das vielleicht ab nächster Woche – da nach Ostern doch viele Geschäfte wieder aufsperren – zunehmen wird. Ich werde ab nächster Woche auch teilweise im Privatbereich wieder montieren, dort wo der Sicherheitsabstand eingehalten werden kann – natürlich mit den begleitenden Maßnahmen. Da wir zu einem Teil auch vom Fremdenverkehr abhängig sind, ist zu befürchten, dass sich die Lage nur langsam bessern wird. 

Im Großen und Ganzen bin ich optimistisch, dass wir die Krise relativ unbeschadet überstehen. Zwei große Fragezeichen bleiben: die Zeitdauer bis zur Normalität und die Lage der internationalen Wirtschaft (insbesondere Deutschland, Italien und USA). Abgesehen davon können wir durchaus von diesem „Slow down“ lernen: Es muss nicht immer alles gleich und sofort sein.“ (07.04.2020)

Markus Hautzinger, Glaserei Hautzinger, Mönchhof/Bgld., 6 Mitarbeiter:

„Wir haben die Regierungsmaßnahmen von Beginn an sehr ernst genommen und hatten auf Grund der Corona-Krise die komplette KW13 geschlossen, da die Verunsicherung sehr groß war und niemand wirklich wusste, wie es weitergehen würde. Oberste Priorität war und ist natürlich die Gesundheit unserer Kunden, Mitarbeiter sowie deren Familien. Seit 30. März arbeiten wir im ,Notbetrieb’ zu gewohnten Arbeitszeiten zu dritt. Vier Mitarbeiter sind seither zur Kurzarbeit angemeldet, um Entlassungen zu vermeiden. Wir sind hauptsächlich im privaten Bereich tätig. Diese Aufträge sind fast zur Gänze eingebrochen, es gibt nahezu keine Anfragen oder Bestellungen per Mail oder Anruf. Auf Grund der Schließung unseres Geschäfts und Schauraums (welchen wir erst im Jänner komplett renoviert haben) fällt auch die Laufkundschaft weg. 

Bestehende Aufträge dürfen wir nicht ausführen – auf Kundenwunsch oder auf Grund der Regierungsmaßnahmen. Um das Risiko der Ansteckung zu vermeiden, schieben wir natürlich Arbeiten im Innenbereich, wie Küchenrückwandgläser oder Duschverglasungen, in bewohnten Häusern oder Wohnungen, weiterhin hinaus. Momentan fertigen wir einige Schutzwände aus Plexiglas an, hierfür ist die Nachfrage sehr groß, und ich denke, das wird sich in nächster Zeit nicht ändern. Auch Notverglasungen und Reparaturen führen wir durch, natürlich mit FFP2-Schutzmasken ausgestattet und unter Berücksichtigung der ,Corona-Schutzmaßnahmen’.

Ich hoffe, dass sich bis Ende April die allgemeine Situation bessert und wir möglichst bald wieder in den Normalbetrieb übergehen können, welcher natürlich von der weitergehenden Verunsicherung der Menschen abhängt und der damit verbundenen Auftragslage.“ (07.04.2020)

Andreas Guldenbrein, Glasbau Fuchs, Innsbruck/Tirol, 7 Mitarbeiter:

„Wir sind eine Glaserei im Herzen von Innsbruck mit sieben Mitarbeitern. Durch das Maßnahmenpaket im Zuge der Corona-Krise hat sich die Auftragslage drastisch verschlechtert, sodass ich mich gezwungen sah, meine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Als Chef fahre ich jeden Tag in die Firma und erledige die täglichen Arbeiten, die anfallen, alleine. Wir werden, zwar eingeschränkt, aber doch, von Lieferanten beliefert und führen natürlich alle anfallenden Aufträge unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsbestimmungen aus. Die meisten Arbeiten finden zurzeit im Freien statt. Für unsere Kunden bin ich telefonisch immer erreichbar. Das Betreten des Verkaufsraumes ist zurzeit ja untersagt. Die Kommunikation findet also nur über Email oder Telefon statt, was aber sehr gut funktioniert. Ich hoffe, dass ich diese Krise unter Zuhilfenahme der von der Regierung eingeführten Corona-Kurzarbeit gemeinsam mit meinen Mitarbeitern gut überstehen werde.“ (07.04.2020)

Leopold Planer, Glaserei Leopold Planer, Wien, 15 Mitarbeiter:

„Zurzeit haben wir von drei Partien nur eine pro Tag beschäftigt. Die Privatkunden agieren unterschiedlich: Manche haben die Aufträge sofort auf unbestimmte Zeit verschoben, andere urgieren alle zwei Tage um ihre Waren zu bekommen, da sie sowieso zu Hause sind und nun keinen Urlaubstag zur Montage brauchen. Reparaturen von Hausverwaltungen bzw. Privaten laufen ständig, Duschmontagen werden laufend durchgeführt, das sind aber meistens Leerwohnungen. Durch unseren ESG-Ofen können wir Hustenschutz nun innerhalb eines Tages für die Kundenschicht Ärzte, Apotheken und Trafiken liefern.

Bezüglich Mitarbeiter: Im März haben meine Mitarbeiter ihre Urlaube aufgebraucht, seit 1. April haben wir Kurzarbeit angemeldet.“​ (07.04.2020)

Sabine Riepler, Glaserei Riepler, Ampass/Tirol, 14 Mitarbeiter (davon 2 Lehrlinge):

„Durch die Coronakrise ändert sich natürlich auch bei uns einiges. Es gibt massive Umsatzeinbrüche, da ja Arbeiten nur noch eingeschränkt möglich sind. Dadurch bleiben die Bestellungen unserer Kunden (Tischler, Schlosser und andere Glaser) vielfach aus. Wir haben allen unseren Mitarbeitern freigestellt, ob sie arbeiten kommen oder nicht. Dieses Angebot wurde nur von einer Sekretärin, drei Mitarbeitern der Produktion (Kurzarbeit vorerst) und einem Lehrling (Kurzarbeit) in Anspruch genommen. Alle anderen Mitarbeiter kommen noch normal zur Arbeit.

Wir sind hauptsächlich in unseren Werkstätten mit der Produktion diverse Glasteile –Zuschnitt, Bearbeitung und Produktion von ESG und VSG-TVG in unseren Öfen – beschäftigt. Montagen erfolgen fast ausnahmslos bei Apotheken oder kleinen Händlern in Form von Schutzscheiben. Es gibt sonst einige Glasbruch-Ersatz-Montagen und einige kleinere Baustellen, die noch unbewohnt sind.

In unserem zweiten Betrieb haben wir zwei Mitarbeiter (Spengler), die diversen Baustellen abarbeiten. Es handelt sich auch hier hauptsächlich um Arbeiten ohne Kontakt zum Kunden wie z. B. eine größere Kupferarbeit beim Friedhof. Auch diese zwei Mitarbeiter können frei entscheiden, ob und wie lange sie noch zur Arbeit kommen. Es gilt natürlich alles, solange wir Arbeit haben. Wir sind zusätzlich bemüht, die Kurzarbeit solange wie möglich zu vermeiden, es werden auch anstehende Aufräum- und Erhaltungsarbeiten bei unseren Firmengebäuden durchgeführt. Kündigungen hoffen wir keine durchführen zu müssen. Wir hoffen, dass mit der heutigen Lockerung in Tirol und der gestrigen Baustellen-Wiedereröffnung alles wieder in Gang kommt.“ (07.04.2020)

Thomas Eigenschink, Glaserei Eigenschink, Gmünd/NÖ, 7 Mitarbeiter:

„Der persönliche Kontakt zum Kunden war von heute auf morgen nicht mehr möglich, was gerade in unserer Region, wo jeder jeden kennt, eine große Umstellung bedeutet. Kundenkontakt gibt’s momentan nur per Telefon oder Email. Das wird sich hoffentlich mit dem 14. April wieder ändern. Derzeit führen wir unaufschiebbare Arbeiten wie Reparaturverglasungen durch und montieren wo es in punkto Abstand und Hygiene möglich ist. Meine Mitarbeiter dürfen maximal zu zweit in einem Firmenauto unterwegs sein, und Desinfektionsmittel sowie Gesichtsmasken gehören mittlerweile zur Standardausrüstung. Die anfängliche Nachfrage nach Plexiglas für Abtrennungen hat etwas nachgelassen. Dadurch, dass ab 14.04.2020 kleine Geschäfte bis 400 Quadratmeter, wie unser Tischkulturfachgeschäft, wieder öffnen dürfen, ergibt sich bei uns eine große Erleichterung in der Auftragsannahme, und die Kunden können direkt im Geschäft bestellen.

Wir haben auf Kurzarbeit umgestellt, damit wir gegebenenfalls einsatzbereit bleiben, und meine Mitarbeiter wissen, dass es irgendwann weitergeht.

Ich hoffe, dass es nach Ostern wieder in Richtung Normalbetrieb gehen wird. Meiner Meinung nach, kann jede(r) persönlich seinen Teil dazu beitragen, die Dauer der gesetzten Maßnahmen so kurz als möglich zu halten, indem er die momentanen Grundregeln bezüglich Abstand und Kontaktminimierung einhält. (06.04.2020)

Manfred Göllner, Glas Jandl Inh.: Manfred Göllner, Stadt Salzburg, 6 Mitarbeiter (davon 1 Lehrling):

„Die privaten Kunden sind anfänglich so gut wie weggebrochen, da die Verunsicherung sehr groß war und Umbauten oder Investitionen sehr gut überlegt wurden. Auch der Zugang wurde von Privatkunden meistens nicht gewünscht, dies auch von unserer Seite, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Nach einer Woche Betriebsurlaub, um von 23. bis 27. März den Altbestand an Urlauben abzubauen, sind wir seit 30. März wieder mit allen Mitarbeitern aktiv. Auch die Privatkunden und Hausverwaltungen werden schön langsam wieder aktiv. Wir laufen auf Vollauslastung und hoffen, dass dies auch so weiter geht.

Vor dem Betriebsurlaub haben wir alle noch ausständige Reparaturen durchgeführt und sehr viele Schutzverglasungen montiert. Seit 30. März arbeiten wir auch wieder auf zwei Großbaustellen, und unser Augenmerk liegt auf Reparaturverglasungen und Außenarbeiten, die ohne Kundenkontakt möglich sind. Innenarbeiten, die unseres Ermessens nach nicht dringlich oder nötig sind, werden von uns unter Absprache mit den Kunden so gut es geht verschoben. Dazu muss ich sagen, die Kunden sind sehr einsichtig und haben die aktuelle Lage sehr wohl erkannt.

Meine Mitarbeiter bleiben so lange es geht in Vollzeitanstellung, da ich ihnen Lohneinbußen ersparen will. Sollte dies nicht mehr möglich sein, werden wir nochmals miteinander reden und eine Lösung in Form von Kurzarbeit oder einvernehmlicher Kündigung mit Wiedereistellungszusage diskutieren.“ (06.04.2020)

Jörg Jurtschitsch, Glas Jurtschitsch, Graz/Stmk., 11 Mitarbeiter:

„Nachdem wir wegen der Corona-Krise in der Woche zwischen 23. und 27. März geschlossen hatten, haben wir seit 30. März 2020 wieder geöffnet. Arbeit gibt es genug, und mit ein bisschen Input geht es schon weiter! Wir haben alleine in den letzten zehn Tagen 120 Plexiglas-Abschirmungen geliefert und montiert, und der Trend bleibt bestehen. Wir werden uns alle, so hoffe ich, im Herbst vor lauter Aufträgen nicht mehr auskennen. Jetzt ist aber eine entscheidende Zeit für viele Betriebe in ganz Österreich. Wir müssen zusammenhalten und die Aufträge nicht an Schlosser, Metallbauer etc. verlieren. Also, an alle Kollegen: Zusammen schaffen wir alles!“ (06.04.2020)

Andreas Müller, Glas-Müller, Frastanz/Vlbg., 45 Mitarbeiter:

„Zur Zeit ist sehr viel Koordinations- und Informationsaufwand nötig, um das Tagesgeschäft reibungslos abzuwickeln. Es gilt zum Beispiel abzuklären, welche Lieferanten noch anliefern und welche Kunden unter welchen Bedingungen beliefert werden wollen. Die Zollabfertigung in die Schweiz ist auch etwas aufwändiger geworden. Unter Berücksichtigung der oben angeführten Punkte und der besonderen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften können wir aber aktuell die Aufträge noch wie gewohnt abwickeln.

Natürlich hat sich auch der interne Kommunikationsaufwand erheblich erhöht, um in allen Bereichen flexibel agieren zu können. Glücklicherweise haben wir sehr viele langjährige, erfahrene und flexible Mitarbeiter. Dies ermöglicht uns zum Beispiel, LKW-Fahrer in der Produktion einzusetzen oder auf Montage zu schicken. Wiederum können unsere Monteure in der Produktion mithelfen, und teilweise helfen auch Büromitarbeiter in der Produktion oder Montage aus. Abteilungsdenken gibt es nicht mehr – wir sitzen in einem Boot. 

Natürlich haben wir allem voran die Gesundheit unserer Kunden, Mitarbeiter sowie deren Familien gestellt. Wir sind aber auch unseren Kunden gegenüber verpflichtet. Um beidem gerecht zu werden, haben wir, wo es möglich war, auf Homeoffice umgestellt. So ist es uns gelungen, zwischen den Firmen-Arbeitsplätzen jeweils einen freien Platz als ,Schutzzone‘ zu schaffen. Die Ein-Meter-Regel kann somit problemlos eingehalten werden. Die Reinigungsintervalle wurden hochgefahren und die Mitarbeiter wurden mehrfach in den Hygiene-Vorschriften unterwiesen. Abgesehen davon, dass unsere Kunden den Betrieb zur Zeit nicht betreten dürfen, ändert sich für unsere Kunden nichts. Wir sind telefonisch und per E-Mail wie gewohnt erreichbar. Die Ware wird zugestellt oder auf Wunsch bereitgestellt. 

Die Isolierglasproduktion, Glasschleiferei sowie der Glashandel läuft zur Zeit noch auf Hochtouren. Auch hier werden natürlich alle Hygiene- und Sicherheitsvorschriften eingehalten. Unsere Kunden werden nach wir vor wie gewohnt termingerecht und in bester Qualität beliefert. Wir bereiten uns aber jetzt schon auf einen Rückgang der Mengen vor und haben einen Plan für unterschiedliche Auslastungsgrade.
Update 06.04.2020: Seit 6. April machen wir Kurzarbeit und fahren den Betrieb ,auf Sicht’. Für unsere Kunden sind wir aber uneingeschränkt erreichbar und auch die Liefertermine können gehalten werden. Die Mitarbeiter sind froh, dass sie weiterhin beschäftigt sind und dass die Gemeinschaft erhalten bleibt.“ (25.03.2020/06.04.2020)

Siegfried Seidl, Glaserei Seidl, Steyr/OÖ, 3 Mitarbeiter:

„Wir arbeiten sehr viel im Privatbereich (Küchen, Duschen und Reparaturverglasungen), und unsere Kunden haben die Arbeiten großteils eingestellt. Ich mache alleine Journaldienst ohne Kundenkontakt. Fertige, telefonisch bestellte Arbeiten stelle ich auf einen Bock im Hof und die Kunden holen sich diese ab. Meine drei Mitarbeiter habe ich zur Kurzarbeit angemeldet und hoffe, dass es nach drei Monaten wieder voll anläuft. Meine Tochter macht unsere Buchhaltung im Homeoffice, das funktioniert sehr gut.

Wir haben kurzfristig einige Apotheken und Supermärkte mit Schutz-Scheiben ausgestattet. Darin sehe ich auch für die Zukunft ein Aufgabengenbiet für den Glaser.

Bei dringenden Arbeiten wie Glasbrüchen oder Reparaturen habe ich noch keine Erfahrungen in der jetzigen Situation, das muss man je nach Ereignis abarbeiten.“ (24.03.2020)

Reinhard Bauer, Glas Bauer, Wien, 4 Mitarbeiter:

„Es hat sich in den letzten Tagen und Wochen sehr viel verändert. Ich habe mit 16. März alle meine Mitarbeiter (zwei Gesellen, ein Meister, eine Angestellte) freigestellt und danach zur Kurzarbeit angemeldet. Meinen Vater habe ich schon eine Woche vorher nach Niederösterreich ,verbannt‘. Meine Schwester, die bei mir im Büro arbeitet, hat drei kleine Kinder zuhause und muss diese natürlich durch die Schulschließung betreuen. Einer meiner Gesellen gehört durch seinen Gesundheitszustand und sein Alter zur Risikogruppe. Auf meinen zweiten, jüngeren Gesellen kann ich im Bedarfsfall zurückgreifen – doch ist derzeit der Bedarf nicht wirklich gegeben.

Durch die Schließung des Geschäftslokals habe ich natürlich auch keine Kunden mehr im Verkaufsraum und die Laufkundschaft fällt total aus. Mir ist schon in der Woche vor dem 16. März aufgefallen, dass die Anrufe und Mails immer weiter zurückgingen. Einige unserer größeren Baustellen wurden auch schon eingestellt, und Montagen sind mit einem Mindestabstand von einem Meter zueinander fast undenkbar. Natürlich kommen vereinzelt Reparaturen oder dringliche Kleinaufträge – diese bewältige ich derzeit aber alleine. Man könnte schon fast mit dem Spruch werben ,Vom Chef persönlich gemacht‘.

Die vergangene Woche habe ich mich vor allem durch ein bürokratisches Wirrwarr von Anträgen und Förderungen gequält. Sobald ein Antrag zum Download bereitgestellt war, wurde dieser auch schon wieder zurückgezogen oder einem Update unterzogen. Meine vereinzelten Kundenbesuche gestalten sich zurzeit im ,Mad Max‘-Style: Handschuhe, Schutzbrille und FFP3-Maske. Durch die Entschleunigung von Bauverglasung und Büroarbeit werde ich aber endlich dazu kommen einige aufgeschobene Messing- und Bleiverglasungen zu machen.

Wir reiten gerade durch eine unsichere Zeit. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass ich es schaffen werde!“ (24.03.2020)

Wie geht es Ihrem Unternehmen in Corona-Zeiten? Ihre Meinung zählt!

Schreiben auch Sie uns, wie Sie und Ihr Unternehmen diese herausfordernde Zeit meistern. Senden Sie dazu bitte ein kurzes Statement mit der Beantwortung folgender Fragen an b.tegtbauer@wirtschaftsverlag.at:

  • Was ändert die Corona-Krise an Ihrer Geschäftstätigkeit? 
  • Wenn ihr Betrieb arbeitet, was sind aktuell die häufigsten Tätigkeiten?
  • Wie haben Sie die Situation für Ihre Mitarbeiter geregelt?

Bitte auch um Info, wo Ihr Unternehmen ansässig ist und wie viele Mitarbeiter Sie beschäftigen.

Wenn gewünscht, veröffentlichen wir Ihr Statement auch anonym, nur mit Bundeslandangabe und Unternehmensgröße.

Danke für Ihren Beitrag – er hilft, ein Stimmungsbild der Branche wiederzugeben!

Hinweis:

Aktuelle Statements der Zulieferindustrie und des Großhandels zu Produktions- und Liefermodalitäten finden Sie hier.

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