Forschung
Herausforderung Klimawandel
Im März 2024 fiel an der Holzforschung Austria der Startschuss für das Projekt „MassStab!L – Massivholzplatten für stabile Innenraumluft“, in welchem die Auswirkungen des Klimawandels auf im Hausbau verwendete Massivholzplatten untersucht werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Risiko von Rissbildung im Material sowie der Veränderung der Emissionen der Produkte durch verstärkte Schwankungen der Feuchte und der Temperatur der Umgebungsluft.
Dauerhaft & nachhaltig
In den kommenden Jahren werden Baustoffe stärker nach ihrer Nachhaltigkeit, aber auch nach ihrer Dauerhaftigkeit in Bezug auf die zu erwartenden schwierigeren Umweltbedingungen ausgewählt werden müssen. So ist in den letzten Jahren in Österreich zu beobachten, dass sowohl langanhaltende Hitzeperioden als auch extreme Regenereignisse verstärkt auftreten. Die dadurch bedingten starken Schwankungen in Bezug auf die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit stellen für alle Baustoffe eine große Herausforderung dar.
Im Projekt „MassStab!L“, gefördert durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und unterstützt durch die Initiative Massivholzplatte des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs, sollen bis zum Projektende im Februar 2027 die davon zu erwartenden Auswirkungen untersucht werden. Und zwar jene auf einerseits bereits im Hausbau verwendete Arten von Massivholzplattenprodukten und andererseits auf Produkte mit neuen, innovativen Oberflächen, wie z.B. neuen Holzarten oder modifizierten Hölzern.
Emissionen und Rissbildung
Die Änderungen des Außenklimas können Einfluss auf die Innenraumluft in Gebäuden nehmen, da Substanzemissionen von Baustoffen von den Umgebungsbedingungen abhängig sind. Bei erhöhten Temperaturen erfolgt ein stärkeres Abdampfen von flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) welche direkt als Inhaltsstoffe des Holzes vorliegen (z.B. bei Nadelhölzern: Terpene). Andere VOC entstehen im Holz durch Abbaureaktionen der Inhaltsstoffe, welche ebenfalls von Temperatur und Feuchtigkeit beeinflusst werden. Dabei ist es möglich, dass schon relativ geringe Abweichungen deutliche Änderungen der Zusammensetzung der Innenraumluft bewirken können. Auch das Risiko von Rissbildungen und dadurch entstehenden Undichtheiten im Material kann durch starke Schwankungen der Umgebungsbedingungen erhöht werden. Die Luftdichtheit ist jedoch von wesentlicher Bedeutung für die Energieeffizienz eines Gebäudes, da Wärmeverluste durch eine undichte Gebäudehülle den Heizbedarf deutlich erhöhen können. Außerdem kann eine schlechte Luftdichtheit durch eindringenden Wasserdampf natürlich auch zum Auftreten von Feuchteschäden führen.
Pufferpotenzial von Massivholz
Massivholzplatten weisen aber auch Eigenschaften für die positive Beeinflussung der Innenraumluftqualität auf, welche im Projekt auf ihr Potenzial zur Verbesserung der Innenraumluftqualität betrachtet werden. Dazu zählt das Potenzial zur Feuchtepufferung und damit die Möglichkeit der Stabilisierung der Raumluftfeuchtigkeit, wodurch bestenfalls eine Reduktion des sommerlichen Kühlbedarfs in Gebäuden mit Massivholzplatten erreicht werden kann. Weiters können die Materialien flüchtige Substanzen aufnehmen und dauerhaft binden oder auch kurzfristig adsorbieren und damit die Substanzkonzentrationen in der Innenraumluft stabilisieren.
Simulationsmodell wird erarbeitet
Anhand der erhaltenen Daten soll im dritten Forschungsjahr ein Simulationsmodell erstellt werden, welches den gezielten Einsatz und wenn notwendig auch die Modifizierung der Produkte ermöglicht. So soll das volle Potenzial des Werkstoffes für die Abmilderung der Klimakrise und zur Steigerung der Bewohner*innenzufriedenheit genutzt werden.
Text: Elisabeth Habla/HFA