Metall-Messen: Brünn als Brückenkopf nach CEE
Mit der Maschinenmesse MSV und der Internationalen Edelstahlmesse „Stainless" ist die zweitgrößte tschechische Stadt Brünn für die heimische Metallbranche ein Brückenkopf in die wachsenden Märkte Zentral- und Osteuropas geworden.
Mitte Mai trafen sich Inox-Edelstahl-Produzenten, -Händler und -Verbraucher sowie Anbieter von Be- und Verarbeitungsanlagen im südmährischen Brünn zur „International Stainless Steel Exhibition“. Die im Zweijahresrhythmus stattfindende Spezialmesse zählt neben der „Stainless Steel World“ (12.–14. November 2013, Amsterdam) inzwischen zu den bedeutendsten Ereignissen der Edelstahl-Rostfrei-Branche. Knapp 150 Aussteller waren diesmal am Brünner Messegelände vertreten. Die größte Gruppe bildeten dabei – wenig überraschend – deutsche Firmen (42), 18 Aussteller kamen aus Italien, 13 aus Indien und elf aus Polen.
Österreich war durch die Firmen EFF und ETZ aus Klagenfurt, KEB (Arnoldstein/K), Rohr Mertl (Schwechat/NÖ), Linsinger (Steyrermühl/OÖ) sowie Steel & Metal Trading (Judendorf-Strassengel/Stmk) mit sechs Direktausstellern vertreten. „Für uns ist die Tschechische Republik ein wichtiger Absatzmarkt. Unsere Kunden sind auf der Stainless, deshalb sind wir auch hier“, erklärt Michael Lang, Verkaufsleiter der Karl Mertl Handelsges.m.b.H. im METALL-Gespräch die Motivation für den eigenen Messestand. Das auf Stahlrohre spezialisierte Schwechater Unternehmen beliefert vor allem Maschinenbauer, Schlosser und die Automobilindustrie mit seinen Produkten. In dieser Nische lebe es sich trotz Krise noch recht erträglich, so Lang. Die dennoch zu verzeichnenden Rückgänge bei Absatz und/oder Margen seien derzeit noch „Raunzen auf hohem Niveau“.
MSV im 55. Jahrgang
Mit einem Handelsvolumen von knapp 5 Mrd. Euro gehört die Tschechische Republik zu den fünf wichtigsten Handelspartnern Österreichs – weit vor Russland oder China. Mit ihrem großen Messegelände, guter Verkehrsanbindung und Hotelinfrastruktur sowie vor allem aufgrund der regionalen Nähe zum ober- und niederösterreichischen Wirtschaftsraum ist die Stadt Brünn ein günstiger Ausgangspunkt für heimische (Metall)Unternehmen, die ihre Fühler nach Zentral- und Osteuropa ausstrecken wollen. Ein weiterer Brückenkopf dafür ist die alljährlich im Herbst stattfindende Maschinenbaumesse MSV, die heuer ihre Tore vom 7. bis 11. Oktober öffnet.
Die Messeveranstalter erwarten rund 1500 Ausstellerfirmen, ein Drittel davon aus dem Ausland. Aus Österreich haben sich insgesamt 35 Firmen angemeldet, 13 davon nehmen diesmal am Gemeinschaftsstand der Außenwirtschaftsorganisation (AWO) teil – das ist der größte Gruppenstand, den die AWO bisher in Brünn organisiert hat. „Wir organisieren diesen Gruppenstand jetzt bereits zum vierten Mal und das Feedback der Aussteller ist immer positiv“, freut sich der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Prag Christian Miller. Die tatsächliche Zahl der auf der Messe vertretenen österreichischen Firmen liegt noch höher, wenn man auch jene Unternehmen (wie zum Beispiel Fronius) dazuzählt, die über ihre Auslandsniederlassung zur MSV angemeldet sind.
Über Brünn in die Türkei
Neben Österreich präsentieren sich noch weitere Länder mit offiziellen Messeständen, wie etwa Großbritannien, die deutschen Bundesländer Bayern und Thüringen, die Slowakei, Russland, China, Frankreich und die Schweiz. Außerdem wird 2013 die Türkei als Partnerland der MSV durch rund 50 Firmen vertreten sein.
Metallbearbeitung im Fokus
Dominierender Kernbereich der MSV Brno ist die Produktkategorie Werkzeug- und Umformmaschinen, in der alle bedeutenden Aussteller vertreten sind. Den „großen Hobeln“ ist wie immer die größte und modernste Messehalle P gewidmet.
Die zweitgrößte Produktkategorie stellen Materialien und Komponenten für den Maschinenbau. Auch hier präsentieren sich Marktführer, allen voran der Konzern ArcelorMittal, der jedes Jahr auf der Brünner Maschinenbaumesse ausstellt und letztes Jahr fast 3000 Besucher an seinen Messestand locken konnte. Von weiteren Stahlanbietern stellen sich zum Beispiel Union ocel, Ferona, U.S. Steel Košice oder Karla vor. Nummer drei nach der Ausstellerzahl ist der Bereich Elektronik, Automation und Messtechnik mit Firmen wie Mitutoyo, Balluff, KUKA, National Instruments, ABB oder Olympus Czech Group. Auch Siemens ist wie immer vertreten: „Eine willkommene Gelegenheit für Treffen mit bestehenden und potenziellen Kunden, die sich für Spitzentechnik zum Steuern von Werkzeugmaschinen interessieren“, sagt Jirí Karas, Direktor des Geschäftsfelds Motion Control bei Siemens in Tschechien.
Neben Software und Dienstleistungen für das Product Lifecycle Management werden auch das Laufrad einer Wasserturbine oder das automatische Getriebe DQ200 zu sehen sein, das in Autos der Marken Škoda, VW, Seat und Audi Verwendung findet. „Beide Ausstellungsstücke fordern höchste Ansprüche an Genauigkeit, sie verbindet die Präzisionsbearbeitung auf Werkzeugmaschinen mit Sinumerik-Steuerungen von Siemens“, erklärt Karas. Das MSV-Querschnittprojekt „Automatizace“ – Automatisierung, eine branchenübergreifende Präsentation von Mess-, Steuer-, Automatisierungs- und Regeltechnik – wird ab nun zu einem alljährlichen Bestandteil der MSV.
Vorschau auf heiße Eisen
Der Industriekonzern ABB stellt zur MSV seine zweite Generation kompakter Roboter-Schweißzellen FlexArc mit besonderen Funktionen für die Serienfertigung vor. Ein weiteres interessantes Exponat ist der Multifunktionsroboter IRB 120 von nur 25 kg Gewicht. Zu seinen typischen Anwendungsgebieten gehören Bedienung von Maschinen oder Handhabung von Material, auf der Messe wird er sich jedoch als Schankroboter FlexBeer vorstellen. Eine „intelligente Revolution“ im Schweißen verspricht wiederum die Firma Fronius. Für die MSV bereitet sie eine Präsentation der neuen Generation von Schweißstromquellen TPS/i vor, ein Ergebnis mehrjähriger Entwicklungsarbeit der Fronius-Techniker. [gr]