Kreislaufwirtschaft
Neue Anwendungen für Ziegelgranulate
Der Österreichische Baustoff-Recycling Verband (BRV) hat vor kurzem ein neues Merkblatt zur weiteren Verwertung von Ziegelgranulat herausgegeben. Das Ziel ist, zusätzliche Verwertungsmöglichkeiten zu finden, um eine Deponierung dieser wertvollen Ressourcen zu vermeiden.
Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie
Im Jänner stellte das Klimaministerium einen Entwurf der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie vor: Ziel ist unter anderem, 25 Prozent der Ressourcen binnen acht Jahren – also bis 2030 – einzusparen. Die Recycling-Wirtschaft soll gefördert werden, das Deponieren soll stark eingeschränkt werden.
Während Beton oder Asphalt in Österreich schon Recyclingquoten von über 90 Prozent aufweisen, ist die Verwertung von "rotem" Material, also Ziegel, noch steigerbar. Der Grund liegt darin, dass die technischen Eigenschaften von Mauerwerk und Ziegel für Anwendungen als Gestein für die Beton- oder Asphaltproduktion oder für die Verwendung in Tragschichten ungünstiger sind als bspw. von Betongranulat. Dafür weist Ziegelgranulat aufgrund seiner technischen Eigenschaften andere Möglichkeiten und Vorzüge auf: geringeres spezifisches Gewicht, Luftporengehalt, mittlerer pH-Wert (leicht basisch). Damit ergeben sich Anwendungsgebiete außerhalb der Anwendung als Baustoff.
Ziegelgranulat als Substrat
Ziegelhältige Recycling-Baustoffprodukte (abgekürzt RH, RHZ, RMH, RZ oder RS) können als Mischkomponente in Substraten, Kultursubstraten und Rekultivierungstragschichten eingesetzt werden. Das bedeutet, aufbereitete Ziegelgranulate, welche die beste Umweltqualität aufwiesen (U-A), können als Recycling-Baustoffprodukt verkauft werden und bilden die Basis für die erwähnten Substrate. Aufgrund der hohen Wasserspeicherkapazität bei gleichzeitig geringem Gewicht eignet sich RH, RHZ, RMH, RS und RZ bestens als Strukturmaterial für die Anwendung als Reinfraktion. Bei zusätzlicher Zugabe mit qualitätsgesichertem Kompost verbessert sich die Fruchtbarkeit des Bodens und somit das Pflanzenwachstum.
Sortenreiner RH, RHZ, RMH, RZ und RS der Qualitätsklasse U-A kommt als Produkt für Baumaßnahmen im Wegebau, Sportplatzbau, für Dränschichten bei Dachbegrünungen und im Landschaftsbau zum Einsatz. Gemischt mit Bodenaushubmaterial gem. BAWP 2017 der Qualitätsklasse A1 kann er für eine landwirtschaftliche Bodenrekultivierung eingesetzt werden.
Für Anwendungen in nichtlandwirtschaftlichen Böden kann auch Bodenaushubmaterial der Qualitätsklasse A2 oder A2G eingebaut werden. Das Abfallende tritt in diesem Fall erst mit dem Einbau der Mischung ein. Damit können tausende Tonnen ziegelhältiger Recycling-Baustoffprodukte einer neuen Verwertungsform zugeführt werden. Verwendungsbeispiele dafür sind:
- Herstellung von Substraten und Kultursubstraten
- Herstellung von Vegetationstragschichten für Begrünungen von Dächern
- Herstellung von Substraten und Vegetationstragschichten für Vertikalbegrünung im Außenraum
- Herstellung von Komposterden und -substraten
- Herstellung von Substraten und Vegetationstragschichten im Landschaftsbau
[Autor: Martin Car, Geschäftsführer BRV]
Veranstaltungstipp
Seitens des Österreichischen Baustoff-Recycling Verbands werden unter anderem die neuen Anwendungsformen im Rahmen des am 7. April 2022 in Wien stattfindenden Baustoff-Recycling-Tages "Best Practice für die Kreislaufwirtschaft" vorgestellt.
Mehr Informationen...