Traditionelle Fasern
Anfang des Jahres stellte der britische Textilhersteller Camira seine jüngste Kollektion Patina vor. Der Stoff basiert auf einer leistungsfähigen Verbindung aus Wolle und der traditionellen Bastfaser Flachs. Mit Flachs hat sich Camira einen nachwachsenden Rohstoff erschlossen, dessen Fasereigenschaften sowie Wasser- und CO2-sparender Anbau bei der Textilproduktion klare Vorteile gegenüber Baumwolle hat. Die positive Resonanz auf Patina bestärkt das Unternehmen, sein Engagement im Hinblick auf nachwachsende Rohstoffe weiter zu verstärken. „Unsere Kunden fragen zunehmend Produkte nach, in denen wir Naturfasern einsetzen, wollen aber auf höchste Leistungsfähigkeit des Gewebes nicht verzichten“, sagt Sabine Oswald, Area Business Manager A&D bei Camira. „Wir haben durch intensive Forschung und Entwicklung die Bastfaser für uns im Grunde neu erfunden und so mit Patina einen neuen Maßstab gesetzt.“ Camira setzt bereits seit Jahrzehnten lokale, nachwachsende Rohstoffe für die Herstellung seiner Gewebe ein und baut das Produktportfolio kontinuierlich aus.
Starke Faser mit Geschichte
Flachs zählt zu den ältesten kultivierten Pflanzen der Menschheit. Bereits vor 30.000 Jahren wurden die feinen, langen Fasern zu Schnüren oder Seilen verarbeitet. Flachs wächst in gemäßigten Breitengraden und wird bis zu einem Meter hoch. Lediglich 100 Tage vergehen zwischen Saat und Ernte der einjährigen Pflanze, die vielfältig anwendbar ist. Die Flachsfaser ist bestens geeignet, um weiche Textilgarne für gewebte Möbelbezugsstoffe herzustellen. Mit Patina zeigt Camira eine innovative Wolle-Flachs-Verbindung. Das Gewebe ist strapazierfähig und weist eine hohe Scheuerbeständigkeit auf, was es vor allem für die Nutzung im Objektbereich qualifiziert. Nach Silk, Main Line Flax und 24/7 Flax ist Patina die vierte Kollektion, in der Camira Flachs nutzt.
Auf Brennnesseln sitzen
Bereits 2005 machte Camira sich eine Bastfaser zunutze: Die Brennnessel war die erste Pflanze aus dieser Familie, deren Fasern der Hersteller extrahierte und in innovativen Verfahren für die Produktion seiner Gewebe nutzte. 2008 stellte Camira seine Kollektion Sting (Sustainable Technology in Nettle Growing) vor. Vier Jahre Forschung und Entwicklung hatte es benötigt, gemeinsam mit der De Montfort University die gewöhnliche Brennnessel in einem Woll-Gemisch zu einem nachhaltigen Gewebe zu machen. Die Brennnessel ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu zweieinhalb Meter groß wird und deren Fasern – aus dem Stängel extrahiert – stark und weich sind. Zusätzlich haben die Fasern brandhemmende Eigenschaften.
Starke Performance
Die Expertise und das Wissen aus dem Sting-Projekt nutzte Camira wenige Jahre später, um auch die Nutzpflanze Hanf als nachwachsenden Rohstoff zu erschließen. Mit Hemp konnte der Hersteller ein Gewebe vorstellen, das ebenfalls sehr leistungsstark und ästhetisch, allerdings preislich attraktiver ist. Hanf ist eine natürliche Textilfaser, die dem Pflanzenstängel entsprechenden Halt gibt und vielfältig einsetzbar ist: von Öl über Essen bis hin zu Fasern und Gewebe. Bis 8.000 v.Chr. lässt sich die Nutzung der Hanffaser zurückverfolgen. Sie ist bestens geeignet, um sie in einem Verhältnis von 40:60 mit Wolle zu mischen und zu einem brandhemmenden Objektgewebe zu verarbeiten.
Auf Hemp folgte 2012 Hebden, ein Gewebe aus dem gleichen Hanf-Wolle-Gemisch mit einem großzügigen Karomuster. Einst als grober Sack für den Transport von Kaffee- und Kakaobohnen genutzt, ist Jute als recycelte Bastfaser inzwischen eine alternative Rohstoffquelle für die Herstellung von Geweben im kommerziellen Bereich. Aufgrund seiner goldbraunen Farbe, wird Jute auch als „Goldene Faser“ bezeichnet. In der Kombination mit Wolle ist Jute die Basis für eine neue Generation von Garnen und Geweben, die das Beste aus zwei Welten vereint: nachwachsende Rohstoffe und Recycling. 2013 stellte Camira Century vor, ein Gewebe in traditionellem Hahnentritt-Muster, das Textilklassiker modern interpretiert.