Madaster startet

Materialkataster für die Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft
11.04.2024

Von: Redaktion Bauzeitung
Bei einer Pressekonferenz gab das Unternehmen Madaster bekannt, dass es nun auch in der heimischen Baubranche durchstarten will. Madaster ist ein System zur Erfassung und Dokumentation von Materialien und Produkten, die in Gebäuden und Infrastrukturen verbaut sind.
Gruppenbild
v.l.: Sabine Oberhuber (Mitbegründerin von turntoo), Marcel Özer (Geschäftsführer EPEA Deutschland), René Habers (Georg Fischer Piping Systems), Thomas Rau (Gründer und Geschäftsführer RAU architects und turntoo), Peter Engert (Geschäftsführer ÖGNI), Paul Grassel (Geschäftsführer IG Immobilien), Markus Handler (CEO Handler Group), Werner Weingraber (Geschäftsführer Madaster).

Madaster ist in Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern bereits seit 2022 in Österreich aktiv, ab sofort aber allgemein verfügbar. Bei der Pressekonferenz zum Launch wurde die Bedeutung von Daten über Baumaterialien betont und zwecks Veranschaulichung der Vergleich mit Lebensmitteln gezogen: Bei diesen werden schon lange präzise Angaben über den Inhalt angegeben. Madaster erfasst einzelne Bauteile und liefert Aufschluss über die Trennbarkeit, das gebundene CO₂ und die Toxizität von Materialien und Produkten. Das System ermöglicht es, festzustellen, ob Materialien und Produkte wiederverwendet werden können. Dies ist entscheidend für eine nachhaltige Bauwirtschaft, die sich aufgrund der Klimakrise immer stärker in eine Kreislaufwirtschaft wandeln wird. Nur durch zirkuläres Bauen könne die Abfallmenge und die CO₂-Emissionen drastisch reduziert und die Klimaziele erreicht werden, so der Tenor auf der Veranstaltung. Madaster möchte dazu beitragen, indem es den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und Infrastrukturen berücksichtigt. „Kreislaufwirtschaft ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur unter Beteiligung aller entlang der gesamten Wertschöpfungskette gelingen kann“, erklärte Madaster-Geschäftsführer Werner Weingraber.

Erfassen, dokumentieren, vergleichen

Bisher hatte die heimische Bau- und Immobilienbranche kaum sinnvolle Möglichkeiten, Daten ausreichend zu erfassen und  zu dokumentieren und dann mit anderen Bauten oder Partnern abzugleichen. Dazu kommt, dass oft nicht bekannt ist, was in bestehenden Gebäuden konkret verbaut ist bzw. was davon eventuell wieder verwendet werden kann. Der deutsche Architekt Thomas Rau hat deswegen vor rund sieben Jahren Madaster ins Leben gerufen, um ein Katastersystem für Gebäude und das darin verbaute Material zu schaffen und so einen Beitrag zu einem effizienteren Umgang mit Ressourcen zu leisten. Heute existiert Madaster bereits in sieben europäischen Ländern.

Pilotprojekt Greenity Gate

In Guntramsdorf wurde beim Pilotprojekt “Greenity Gate”, einem Wohn- und Gewerbegebäude, das nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft errichtet wird, Madaster eingesetzt. Greenity Gate nutzt die Madaster-Plattform, um alle verwendeten Materialien zu dokumentieren. Dies ermöglicht eine effiziente Wiederverwendung und Recycling. Die Umweltauswirkungen jedes Bauteils werden erfasst. Dies hilft bei der Auswahl nachhaltiger Materialien. „Wir werden bei diesem Gewerbeobjekt erstmals Madaster von der Planungsphase weg nutzen“, erklärt Paul Grassel, Geschäftsführer von IG Immobilien. „Alle verwendeten Materialien wurden sorgfältig auf ihre Recyclingfähigkeit und ihre ökologischen Auswirkungen hin ausgewählt und auch die Rückbaufähigkeit wird beachtet. Mit seinem CO₂-neutralen Betrieb, der Nutzung von Geothermie für die Heizung und Kühlung und einer großflächigen Photovoltaikanlage mit Energiespeicher setzt es neue Standards im energieeffizienten Gewerbe, was auch mittels Circularity Passport Buildingund Madaster-Eintrag dokumentiert ist."

Die Firma Handler Bau ist als Generalunternehmer beauftragt, das Greenity Gate zu realisieren. Für Markus Handler, CEO der Handler Group, ist vor allem die strategische Stoßrichtung Kreislaufwirtschaft für nicht finanzielle Berichterstattung, das sogenannte ESG-Reporting, von zentraler Bedeutung. Um dieses möglichst transparent und Aufwand schonend aus Sicht eines Generalunternehmers zu gestalten, braucht es ein Verständnis über die Wirkungszusammenhänge und die entsprechenden Werkzeuge. Ganz wesentlich dabei ist nicht nur die Bereitstellung von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sondern vor allem auch die Gestaltung der Datenaufbereitung.

Greenity Gate in Guntramsdorf
Greenity Gate in Guntramsdorf

Grundlage des Wirtschaftens

Für Peter Engert von ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) muss Kreislaufwirtschaft wieder Grundlage des Wirtschaftens werden. In den ÖGNI-Zertifikaten und den EU-Taxonomie-Verifikationen ist sie bereits enthalten und wird überprüft. „Mit unserer Partnerschaft zwischen ÖGNI und Madaster wollen wir die Realisierung der Kreislaufwirtschaft in Richtung Umsetzbarkeit und Effizienz vorantreiben - sowohl für Angebot als auch für Nachfrage.“ Mit dem Markt-Launch am 11. April 2024 wird Madaster für Unternehmen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette in Form von Partner-Paketen zugänglich.

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