Anbaugeräte und Schnellwechsler

Gerätewechsel innerhalb kürzester Zeit

26.02.2025

Die Entwicklung im Bereich der Anbaugeräte und Schnellwechsler geht in eine klare Richtung - Effizienzsteigerung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. So sollen Rüstzeiten reduziert, Betriebskosten gesenkt und präziseres, umweltfreundlicheres Arbeiten ermöglicht werden.

Effizienz spielt auf Baustellen heute eine wichtige Rolle, je schneller ein Bauprojekt abgeschlossen wird, umso wirtschaftlicher ist es für den Bauträger. Dementsprechend steht die Branche unter dem wachsendem Druck, effizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu arbeiten. Ein zentraler Schlüssel dazu sind moderne Anbaugeräte und Schnellwechsler für Baumaschinen, ermöglichen diese doch eine vielseitigere, präzisere und schnellere Nutzung der Baumaschinen.
Ein wesentlicher Trend ist dabei die zunehmende Automatisierung der Systeme. Hydraulische und vollautomatische Schnellwechselsysteme ermöglichen beispielsweise den werkzeuglosen Wechsel von Anbaugeräten, wodurch Maschinenführer*innen in kürzester Zeit zwischen verschiedenen Arbeitsmodi wechseln können. Dadurch wird die Effizienz erheblich gesteigert, da Stillstandzeiten minimiert und Arbeitsabläufe optimiert werden. In Kombination mit digitalen Steuerungssystemen und Telematiklösungen lässt sich die Maschinenperformance weiter verbessern.
„Die Digitalisierung zählt zu den bedeutendsten Handlungsfeldern unserer Zeit. Häufig wirkt sie zwar abstrakt und technologieorientiert, doch im Mittelpunkt stehen stets die Menschen und der reale Mehrwert“ unterstreicht Marcel Flir, Head of Digital Business and Strategy bei Liebherr. „Unser Ziel ist es, über Wertschöpfungsketten hinweg praktischen Nutzen zu stiften. Daher gestalten wir Maschinen und Lösungen so, dass sie nachhaltig die Bedürfnisse unserer Kunden und Partner optimal erfüllen.“ Liebherr verstehe die Digitalisierung als einen weitsichtigen, kontinuierlichen Prozess, den das Unternehmen in den kommenden Jahren weiter vorantreiben will. Im Rahmen dessen sollen beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet of Things (IoT) zukünftig stärker in sämtliche Maschinen und Arbeitsprozesse integriert werden. Zudem werde der Ausbau der Cloud-Infrastruktur vorangetrieben, um die wachsenden Datenmengen effizient zu verarbeiten und neue datengetriebene Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

Am Weg zum Multitool

„Grundsätzlich ist die Entwicklung so, dass sich der Bagger von reinem ‚Grabgerät‘ hin zu einem Multifunktionstool entwickelt“, betont wiederum ein Unternehmenssprecher von Huppenkothen. Mit Hilfe der unterschiedlichen Anbaugeräte könnten zusätzliche Aufgaben und Funktionen wahrgenommen werden und damit effizienter gearbeitet werden. Dabei hilft auch, dass aktuelle Anbaugeräte zunehmend mit eigener Sensorik ausgestattet sind, womit eine noch präzisere Steuerung ermöglicht wird. So sorgen etwa Neigungssensoren, GPS-basierte Positionierungssysteme und Assistenzsysteme für eine exakte Führung der Anbaugeräte, wodurch sich einerseits die Qualität der Arbeit verbessern lässt und andererseits in vielen Fällen auch Baumaterial eingespart werde kann.

Der Entwicklung des Zweischalengreifer GMZ 180B von Liebherr ging ein Kundenauftrag voraus - um das hohe Umschlagvolumen in seiner Kohlemine bewerkstelligen zu können, war der Kunde auf der Suche nach einem größeren Anbauwerkzeug. (C) Liebherr
Der Entwicklung des Zweischalengreifer GMZ 180B von Liebherr ging ein Kundenauftrag voraus – um das hohe Umschlagvolumen in seiner Kohlemine bewerkstelligen zu können, war der Kunde auf der Suche nach einem größeren Anbauwerkzeug. (C) Liebherr

Dabei werden die anbaubaren Systeme mitunter immer größer. So brachte Liebherr mit dem „GMZ 180B“ vor einiger Zeit den laut Unternehmensangaben „bisher größten Zweischalengreifer“ auf den Markt. Das 8,5 Tonnen schwere Anbauwerkzeug wurde speziell für Anwendungen im Bereich des Kohleumschlag konzipiert. Mit einem Fassungsvermögen von 16 m³ seien schnelle Be- und Entladevorgänge garantiert, betont der Hersteller. Der Entwicklung des Zweischalengreifer ging ein Auftrag eines Kunden über vier Umschlagmaschinen „LH 150 C Port Litronic“ voraus, um das hohe Umschlagvolumen in seiner Kohlemine bewerkstelligen zu können, war der Kunde auf der Suche nach einem größeren Anbauwerkzeug. Mittels GMZ 180B sei es nun möglich, LKW mit großdimensionierten Mulden-Anhänger in 14 Minuten mit rund 200 Tonnen Kohle zu beladen. Die Schüttgutschalen haben eine Breite von 3,2 Meter.
Der Greifer ist mit großen Zylindern ausgestattet, die ein schnelles Öffnen und Schließen der Schüttgutschalen und damit schnelle Arbeitsgeschwindigkeiten sicherstellen. Aufgrund der Pumpensummierung des LH 150 C Port Litronic wurde der GMZ 180B mit einer Durchflussmenge von 570 l/min beaufschlagt, so dass die Zylinder stets mit ausreichend Hydrauliköl versorgt werden können. Zudem seien auch Arbeiten in verschmutzter Umgebung sowie unter Wasser möglich. Um Reibung in den Lagerstellen zu verringern wurden schwimmende Lagerungen verbaut. Zum Greiferumfang könne optional auch ein Kolbenstangenschutz für die Hydraulikzylinder dazu gewählt werden, wie der Hersteller betont.
Die Schüttgutschalen werden aus massivem Verschleißstahl gefertigt. Dank der durchgängigen Verwendung hochwertiger Materialien und Werkstoffe sei der Greifer äußerst stabil, widerstandsfähig und damit auf eine lange Lebensdauer ausgelegt, so der Hersteller. Perfekte Toleranzen und großzügig dimensionierte Lagerflächen sollen zudem zu einem schonenden Zusammenspiel der einzelnen Komponenten führen. Das regelmäßige, automatische Abschmieren aller Schmierpunkte übernimmt dabei bei Bedarf eine optionale Zentralschmieranlage.

Gefederter Sägekasten

Die Woodcracker CS 545 compact wurde für kleinere Bagger mit acht bis 15 Tonnen entwickelt. (C)WesttecH Maschinenbau GmbH
Die Woodcracker CS 545 compact wurde für kleinere Bagger mit acht bis 15 Tonnen entwickelt. (C)WesttecH Maschinenbau GmbH

Auch in die andere Richtung – kleinere Systeme – wird massiv weiterentwickelt. So hat das oberösterreichische Unternehmen Westtech Maschinenbau mit „Woodcracker CS 545 compact“ beispielsweise eine kleinere Ausführung der hauseigenen Greifersäge für Bagger herausgebracht. Die Maschinenserie umfasst dem Hersteller zufolge zwei verschiedene Größen und sei speziell für den intelligenten Anbau an Bagger entwickelt worden. Die Einsatzgebiete seien vielseitig und würden unter anderem Problembaumfällungen, sicheres Abtragen von Bäumen in Teilstücken oder Pflegemaßnahmen entlang von Verkehrswegen und Trassen umfassen.
CS 545 compact wurde speziell für Trägerfahrzeuge mit einem Dienstgewicht von acht bis 15 Tonnen entwickelt, also für kleinere Bagger. Der Schneiddurchmesser der Greifersäge liegt bei 54 cm, bei einem Eigengewicht von 610kg (Basisausführung) bis 780kg (Vollausstattung). Das Herzstück der Maschinenserie, der Sägekasten, weise dabei eine Besonderheit auf, da selbiger gefedert ist und somit ein Einklemmen der Säge während des Schneidvorganges verhindere. Auch ein Verbiegen des Sägeschwertes könne durch die Federung effizient verhindert werden.
Zudem wurde ein automatischer Kettenspanner verbaut, welcher die Sägekette immer in der richtigen Spannung hält. Dadurch wird der Arbeitsprozess nicht durch eine abgesprungene Kette unterbrochen, verspricht das Unternehmen. Da die Sägekette nicht mit Öl, sondern mit Fett geschmiert wird, wird die Scheibe nicht durch Ölvernebelung verunreinigt und die Fahrerkabine nicht verschmutzt. Zudem hält das Fett wesentlich länger auf der Kette und ist somit sparsamer und langanhaltender.

Lebensdauer der Maschinen erhöhen

Ein anderer wichtiger Aspekt im Bereich der Anbaugeräte und Schnellwechsler ist seit geraumer Zeit die Nachhaltigkeit. Der gezielte Einsatz aktueller Anbaugeräte reduziert meist sowohl den Kraftstoffverbrauch als auch die Emissionen. Leichtere, aber dennoch robuste Materialien wie hochfeste Stähle oder Verbundwerkstoffe tragen zur Gewichtsreduzierung bei, wodurch wiederum die Energieeffizienz der Maschinen verbessert wird. Zudem setzen Hersteller verstärkt auf modular aufgebaute Systeme, da sich damit die Lebensdauer von Anbaugeräten verlängern lässt. In diesem Zusammenhang werden auch elektrifizierte oder hybride Anbaugeräte immer wichtiger. Diese ermöglichen einen leiseren und emissionsarmen Betrieb, ein Vorteil gerade im urbanen Bauumfeld oder in sensiblen Bereichen wie innerstädtischen Baustellen und Tunneln.
Neben Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit spielen auch Arbeitssicherheit und Ergonomie eine immer größere Rolle. Intelligente Schnellwechselsysteme sind heute mit Sicherheitsmechanismen ausgestattet, die ein unbeabsichtigtes Lösen des Anbaugeräts verhindern. Zudem erleichtern sie die Arbeit der Maschinenführer durch automatische Verriegelungssysteme und ergonomisch optimierte Steuerungskonzepte. Die Entwicklung geht zunehmend in Richtung vollautomatisierter Schnellwechsler mit integrierter Hydraulik- und Elektrik-Kupplung. Diese Systeme eliminieren manuelle Verbindungsschritte und reduzieren das Verletzungsrisiko erheblich. Parallel dazu verbessern neue Bedienkonzepte wie Joystick-Steuerungen mit haptischem Feedback oder Sprachsteuerungen die Nutzerfreundlichkeit und erleichtern die Bedienung komplexer Maschinen.
Die jüngsten Entwicklungen bringen allerdings mitunter auch neue Herausforderungen mit sich. Die Standardisierung von Schnittstellen bleibt dabei beispielsweise eine zentrale Aufgabe. Viele Hersteller setzen heute immer noch auf eigene Systemwelten, worunter nicht selten die Kompatibilität zwischen Maschinen und Anbaugeräten leidet.

Auf engstem Raum arbeiten

Alle Tiltrotatoren der RC-Serie von Rototilt werden serienmäßig mit SecureLock ausgestattet. (C)Rototilt GmbH
Alle Tiltrotatoren der RC-Serie von Rototilt werden serienmäßig mit SecureLock ausgestattet. (C)Rototilt GmbH

Rototilt hat beispielsweise vor einiger Zeit die Produktserie „Control“ auf den Markt gebracht, für Bagger von 1,5 bis 43 Tonnen. Gerade kompakte Tiltrotatoren hätten dem Hersteller zufolge in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. „Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden die Vorteile eines Tiltrotators für kleinere Bagger entdecken“, erklärt Sven-Roger Ekström, seines Zeichens Produktmanager bei Rototilt. „Diese arbeiten auf engstem Raum und die zusätzliche Flexibilität eines Tiltrotators kann da wirklich einen großen Unterschied machen.“
Als Verbesserung zur bisherigen R-Serie umfassen die Modelle „RC 1“ und „RC 2“ beispielsweise serienmäßig das Schnellwechsler-Sicherheitssystem „SecureLock“ sowie die Zentralschmieranlage „ILS“. Anwender können zudem „RC Connect“ für den Fernsupport und die „RC Joysticks“ verwenden. Da alle Tiltrotatoren der RC-Serie serienmäßig mit SecureLock ausgestattet sind, erfülle die gesamte Palette die Anforderungen der Norm DIN EN 474. Laut Niklas Bjuhr, technischer Leiter von Rototilt, hatte dies während des gesamten Projekts Priorität. „Für uns ist es selbstverständlich, dass unsere Produkte die Anforderungen des Marktes und die aktuellen Vorschriften erfüllen. Daher stand dieser Punkt bei der Entwicklung der RC Tiltrotatoren niemals zur Diskussion. SecureLock ist eine innovative Lösung zum einfachen und zuverlässigen Koppeln von Anbaugeräten. Unsere Anwender sind damit auf der sicheren Seite.“

Optimaler Überblick

360 Grad-Kamerasysteme gehören immer mehr zur Standardausrüstung mobiler Arbeitsmaschinen. Wenig Wunder, wenn es darum geht, Personen auf einer Baustelle frühzeitig zu erkennen, auf engen und staubigen Wegen zu manövrieren oder Ernteprozesse zu optimieren, spielt die perfekte Sicht auf die Maschine und ihr Umfeld immer eine entscheidende Rolle.
Bildqualität, Robustheit auch unter anspruchsvollen Umgebungsbedingungen sowie Langzeitverfügbarkeit sind jedoch Faktoren, die im täglichen Arbeitseinsatz den relevanten Unterschied machen und über den tatsächlichen Nutzen der Bildverarbeitung entscheiden. Liebherr setzt dabei auf hochauflösende Kamerasysteme, die Fahrer*innen mobiler Arbeitsmaschinen jeder Branche mit detaillierten Aufnahmen zur Seite stehen – egal ob gesamthaft aus der 360 Grad-Perspektive oder im Zoom als einzelne Kameraansicht. Damit sorgen sie nicht nur für effizientere Arbeitsabläufe und mehr Komfort, sondern tragen auch dazu bei, Personenunfälle und Sachschäden zu vermeiden.

Bei Digitalkameras und Displays setzt Liebherr daher seit jeher auf Technologien aus dem eigenen Haus. Eines der wichtigsten Upgrades der neuen Systemvariante sei nun die Ausstattung mit der neuesten Generation von Digitalkameras und Displays, wie der Hersteller unlängst bekannt gab. Basierend auf den Erfahrungen mit bisher drei Generationen im Feld und dem Wissen um die besonderen Anforderungen, die Baumaschinen an die eingesetzten Komponenten stellen, wurde die neue Kamera laut dem Hersteller noch gezielter an die Bedürfnisse der Anwender angepasst. Dies gilt insbesondere für die Aspekte Bildqualität und Robustheit.
So ermöglicht die Full-HD-Auflösung von bis zu zwei Megapixeln es dem Maschinenbedienpersonal, mit einem einzigen 360 Grad-Bild alle relevanten Details komfortabel auf einen Blick zu erkennen. Mögliche Fehlerquellen im Arbeitsprozess, zum Beispiel bei der Ernte, könnten so schneller erfasst und behoben werden. Die Mechanik der Kamera sei zudem optimal auf die rauen Einsatzbedingungen abgestimmt, denen mobile Arbeitsmaschinen tagtäglich ausgesetzt sind – von Frost über Staub bis hin zu starken Vibrationen.

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