Beton: Kreislauf für eine bessere Welt
Die Baubranche arbeitet auf Hochtouren daran, die Kreislaufwirtschaft von Beton voranzutreiben, indem sie Rahmenbedingungen und Qualität optimiert. Die Verantwortung für den Siegeszug dieses ressourcensparenden Baustoffs tragen alle Akteure.
Fakt ist: Beton taugt zu 100 Prozent für die Kreislaufwirtschaft. Laut dem Bundes-Abfallwirtschaftsplan werden momentan bereits mehr als 90 Prozent des Altbeton-Aufkommens in Österreich rezykliert. Altbeton kann aufgebrochen und zur Herstellung von neuem Beton oder als Schüttmaterial wieder verwendet werden. „Die Entscheidung, ob Altbeton als Schüttmaterial oder als Ausgangsstoff für neuen Beton verwendet wird, ist meist eine wirtschaftliche Frage“, gibt Christoph Ressler, Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton (GVTB) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich (BDÖ) zu bedenken, „in beiden Fällen trägt der Einsatz des Recycling-Betons zur Einsparung von Primärressourcen bei.“ Für die Herstellung von neuem Beton ist es erforderlich, dass das Material – in dem Fall die rezyklierte Gesteinskörnung – eine entsprechende Qualität aufweist. „Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, dass man Altbeton einfach aufbricht und das Bruchmaterial ohne weitere Behandlung wie waschen und klassieren, wieder zur Herstellung von hochwertigem Beton verwenden kann“, geht Ressler auf eine Herausforderung ein, „dafür ist eine entsprechende Aufbereitung des Materials erforderlich.“
Performancenachweis als neuer Ansatz
Im Bereich Beton wird laufend optimiert und CO2 reduziert. Während bisher vor allem nach vorgegebenen Rezepten vorgegangen wurde, was der Branche wenig Handlungsspielraum bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes ermöglichte, gehen neue Ansätze in Richtung Performancenachweis, dafür werden neue Prüfverfahren entwickelt und Performancekonzepte erstellt.
Für die Betonbranche ist die Frage, wie wir in Zukunft bauen werden, von zentraler Bedeutung. Umwelt- und klimagerechtes Bauen betrifft nicht nur die Herstellung von Baustoffen, sondern die ganze Art und Weise, wie Gebäude geplant und ausgeschrieben werden.
Bei der CO2-Reduktion im Bereich Beton ist es wichtig, dass alle an der Wertschöpfung beteiligten Akteure ihren Beitrag leisten: von der Planung und Ausschreibung von Objekten über Betonausgangsstoffe und Betonherstellung bis hin zur Bauausführung und Nachbehandlung.
Entscheidender Faktor Zement
Mit rund 85 Prozent entfällt bei der Betonproduktion der Hauptanteil der CO2-Belastung auf die Produktion des Bindemittels Zement, warum auch seit Jahren kontinuierlich an der Verringerung des CO2-Ausstoßes bei der Zementproduktion gearbeitet wird. Christoph Ressler: „Im internationalen Vergleich wird in Österreich bereits heute der umweltfreundlichste Zement mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß der Welt hergestellt. In den vergangenen 30 Jahren konnten die spezifischen CO2-Emissionen um 21 Prozent reduziert werden.“
Forschung: Auf die Oberfläche kommt es an
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie strebt die Klimaneutralität bis 2050 an.
Beim Rückbau und Brechen von altem Beton vergrößert sich die Oberfläche, dadurch kann mehr CO2 aus der Umgebungsluft aufgenommen und dauerhaft im Beton eingebunden werden.
„Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, unsere spezifischen CO₂-Emissionen zu reduzieren – seit 1990 um 21 Prozent. Gelungen ist das durch den Einsatz von modernsten Technologien zur Herstellung von Klinker und Zement.“, erläutert Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ. Die VÖZ forscht gemeinsam mit der Smart Minerals GmbH an der Entwicklung und Markteinführung CO₂-effizienter Zementsorten.
Darüber hinaus wurde ein eigenes Forschungsprojekt gestartet, „CarboRate“, in dem unter der Leitung von Cornelia Bauer (Forschung VÖZ) in Kooperation mit den Mitgliedswerken und Smart Minerals GmbH das CO2-Aufnahmepotential von Beton während der gesamten Wertschöpfungskette untersucht wird. „In unserer Roadmap setzen wir den Beitrag einer möglichen CO2-Reduktion mit 13 Prozent an.
Beton bindet CO2
Beton kann dank seiner Zusammensetzung aus natürlichen Rohstoffen aufgebrochen, aufbereitet und wiederverwendet werden. Beim Rückbau und Brechen von altem Beton vergrößert sich die Oberfläche, dadurch kann mehr CO2 aus der Umgebungsluft aufgenommen und dauerhaft im Beton eingebunden werden. Es gibt viele Studien und Berichte dazu, welcher Anteil des aus der Zementherstellung emittierten CO₂ durch die Carbonatisierung eingebunden werden kann, die eine große Bandbreite aufweisen. Mit unserem Projekt CarboRate werden wir gesicherte Zahlen als Wissensgrundlage für die Bau- und Kreislaufwirtschaft liefern“, so Spaun. Ein erfolgreiches Praxisbeispiel für die Multifunktionalität von Beton sind Holzbeton-Lärmschutzwände, die von Smart Minerals hinsichtlich der Wiederaufnahme von CO₂ untersucht wurden. Fazit: Mehr als 50 Prozent des bei der Zementherstellung verursachten CO₂ wurden aus der Atmosphäre wieder aufgenommen.
Die Zukunft des Recyclingbetons
Derzeit werden nahezu 100 Prozent des aufgebrochenen Betons verwertet. Aufgrund der Langlebigkeit des Baustoffs werden jährlich allerdings nur etwa zehn Prozent des verbauten Volumens der Kreislaufwirtschaft zugeführt. 2050 wird dieser Anteil bei rund 25 Prozent liegen, so die Prognosen der VÖZ und somit wird das Potential für die Carbonatisierung steigen. Die CO2-Aufnahmefähigkeit von Betonbruch ist beachtlich und kann bis zu 41 Prozent des CO2, welches bei der Zementproduktion durch die Entsäuerung des Kalksteins entstanden ist, betragen. Da der CO2-Fußabdruck künftig einen signifikanten Einfluss in der Gebäudebewertung und damit auf die Materialauswahl haben wird, muss der Effekt der Carbonatisierung auf die Netto-CO2-Emissionen der zementbasierten Materialien in nachvollziehbarer Weise inkludiert werden.
Meilenstein für den Klimaschutz
CarboRate wird eine lückenlose Stoffbilanzierung im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ermöglichen und darüber hinaus wertvolle Beiträge zur ökologischen Nachhaltigkeit der Zementindustrie im Hinblick auf den Klimaschutz liefern“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ. Neben dem CO2-Aufnahmepotential werden auch mögliche Auswirkungen auf die Produkteigenschaften des carbonatisierten Betons erarbeitet.