„Es wäre ein sehr harter Schlag“
Robert Novak, Präsident der österreichischen Fachvereinigung für Polystyrol-Extruderschaumstoff (ÖXPS), findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über den erhofften Marktaufschwung in der zweiten Jahreshälfte und was er sich von der neuen Regierung erhofft – oder nicht erhofft.

Robert Novak über seine Erwartungen für die XPS-Branche in 2025:

2024 war ein schwieriges Jahr. Weitere Rückgänge würde ich mir für heuer aber nicht mehr erwarten. Ich hoffe, dass es eine Seitwärtsbewegung geben wird. Das erste Halbjahr kann noch schwierig werden, da die Baubewilligungen deutlich zurückgegangen sind und die Fertigstellungen unter den Vorjahren liegen. Aber die Rahmenbedingungen haben sich verbessert: Die Zinsen sind gesunken und werden weiter sinken. Und die KIM-Verordnung, die den Banken strenge Auflage bei der Vergabe von Immobilienkrediten macht, fällt Mitte des Jahres. Das ist ein positiver Impuls für den Immobilienmarkt. Ich halte daher im zweiten Halbjahr eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr für möglich – möglicherweise sogar im Gesamtjahr.
Relativ wenig Konkurrenz
Über die Vorteile von XPS-Dämmstoffen:
Ich sehe langfristig einen hohen Bedarf nach XPS-Dämmstoffen – im Wohnbau genauso wie bei öffentlichen Bauten, im Industriebau und im Gewerbebau. XPS-Dämmstoffe bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und haben aufgrund ihrer Produkteigenschaften relativ wenig Konkurrenz. Ihre großen Vorteile: Wasser- und Druckfestigkeit. Diese können sie vor allem im erdberührten Bereich und im Umkehrdach ausspielen. Aber sie kommen auch bei der thermischen Sanierung zum Einsatz. Zum Beispiel bei der Dämmung einer Kelleraußenwand oder eines Fassadensockels. XPS ist geschlossenzellig und nimmt kaum Wasser auf. Dadurch ist die Dämmwirkung langfristig gewährleistet.
Und über den Beitrag von XPS zur Kreislaufwirtschaft:
XPS-Dämmstoffe sind zu 100 Prozent recyclebar. Wenn ein Gebäude abgerissen wird, kann XPS in den lose verlegten Anwendungen wie im Flachdach wiederverwendet werden. Und bei allen Anwendungen kann jetzt verbautes XPS recycelt werden. Einer unserer Mitgliedsbetriebe bietet seit einigen Jahren ein kostenloses XPS-Recyclingservice zur Rücknahme von Baustellenverschnitten an – als einer der ersten Hersteller in Europa.
Was er sich von der neuen Regierung erwartet:
Man spricht derzeit über die Reduktion der Förderungen im Klimaschutzbereich. Unsere Erwartungshaltung als ÖXPS an die neue Regierung ist eindeutig: Egal, wer kommt, die thermische Sanierung sollte auf jeden Fall weiter gefördert und forciert werden. Das ist ein Bereich, der sofort umgesetzt werden kann, um die Klimaziele zu erreichen. Und die thermische Sanierung ist ein Wertschöpfungstreiber. Jeder Euro, den man hier investiert, kommt sofort zurück: Man beauftragt heimische Unternehmen, verwendet heimische Produkte, und man unterstützt den unter Druck geratenen Bausektor. Das ist eine Win-Win-Win-Situation.
Über eine Chance, die man nutzen sollte …
Natürlich muss man in einem ersten Schritt die Budgetmittel dafür aufstellen. Aber wenn man langfristig denkt, ist es die Förderung der thermischen Sanierung die beste Investition, die man machen kann. Diese Chance auszulassen, ist kontraproduktiv. Man kann mit guter thermischer Sanierung die Energieaufwendungen für ein Gebäude um bis zu 80 Prozent senken. Die Technologien dafür existieren und sind verfügbar. In anderen Bereichen, wie Verkehr und Industrie, müssen die Technologien für den Green Deal noch entwickelt werden. Das bringt ganze Wirtschaftszweige in den Umbruch. Im Gebäudebereich haben wir dagegen bereits alle Möglichkeiten zur Hand, um die Klimaziele zu erreichen.
… und einen harten Schlag, den man vermeiden sollte:
Es wäre ein sehr harter Schlag, wenn für die thermische Sanierung keine Förderungen mehr zur Verfügung stehen würden. Das würde sich auch negativ aufs Budget auswirken: Österreich drohen Strafzahlungen, wenn wir bis 2030 die vereinbarten Klimaziele bis 2030 nicht erreichen. Aus meiner Sicht ist es sinnvoller, die Budgetmittel in die Wertschöpfung zu investieren als in Strafzahlungen.