Sanierung

Dauerhafte Mauertrockenlegung in der Praxis

Redaktion Handwerk + Bau
09.07.2024

Wenn Putz abfällt, sich Schimmel bildet und Heizkosten steigen, ist meist zu viel Wasser in der Bausubstanz. Die Ursache liegt in der aufsteigenden Feuchtigkeit bei Fehlen einer Horizontalsperre. Eine Mauertrockenlegung ist unverzichtbar. Gastbeitrag von Herwig Haböck, Erfinder der Edelstahlsperre.

Das HW-Verfahren ermöglicht die Trockenlegung von Mauerwerk durch den Einbau einer Horizontalsperre. Hierbei werden gewellte, sich gegenseitig überlappende Edelstahlplatten pneumatisch, mittels Druckluft direkt in die Mauerwerksfuge geschlagen. Die Edelstahlplatten sind sowohl rost- als auch säurebeständig. Der Vorteil dieses Verfahrens: Das Trennen und Abdichten des Mauerwerks erfolgt in nur einem einzigen Arbeitsschritt. Die Mauerwerksfuge wird durch das Eintreiben der Edelstahlplatten verdichtet, sodass kein Material aus dem Mauerwerk entfernt werden muss und daher keine Setzungen auftreten können.

Die zwei wichtigsten Faktoren sind:

1) Die Ursache der Mauerfeuchte muss kapillar aufsteigende Bodenfeuchte sein, um eine effektive Wirkung durch den Einbau der HW-Horizontalsperre erzielen zu können.
2) Es muss eine durchgehende horizontale „Lagerfuge“ vorhanden sein, um den effizienten Einbau einer nachträglichen Horizontalsperre aus Edelstahlplatten gewährleisten zu können.

Eventuell im Mauerwerk verlaufende aufsteigende Leitungen stellen dabei kein Hindernis dar, da sie bereits vor Beginn der Trockenlegung erhoben und frei gestemmt werden. Die Platten aus Edelstahl werden von links und rechts bis zu den Rohrleitungen eingeschlagen und der verbleibende Anschlussspalt wird mit einem geeignetem Dichtmaterial, wie z. B. Bitumenpappe und Bitumenanstrich versiegelt.

Die Vorteile im Überblick

  • Trennen & Abdichten erfolgt in nur einem Arbeitsschritt
  • Es sind keine Setzungen zu befürchten, da keine Materialien aus dem Mauerwerk entfernt werden
  • Ist bei jeder Mauerstärke anwendbar
  • Korrosions- und säurebeständig gegenüber Umgebungseinflüssen

Der Einbau einer Horizontalsperre ist bei jeder Mauerstärke möglich. Im Allgemeinen werden die Platten bis zu 100 cm hergestellt und meist von außen eingeschlagen. Bei Mauerstärken über 100 cm werden entsprechende Platten sowohl von innen als auch von außen eingeschlagen.
Die Korrosionsbeständigkeit der Edelstahlisolierplatten gegenüber Mauersalzen und anderen chemischen Bestandteilen im Mauerwerk wird durch den Einsatz des richtigen Werkstoffes sichergestellt.

  • Chromstahl
    Chromstahl bietet eine gute Beständigkeit gegen schwach konzentrierte Lösungen mit Nitraten, Sulfaten, Karbonaten sowie oxidierenden Säuren, wie z. B. Salpetersäure.
  • Chrom-Nickel-Stahl
    Chrom-Nickel-Stahl weist eine höhere Korrosionsbeständigkeit gegenüber halogenhaltigen Medien aus.
  • Chrom-Nickel Molybdän-Stahl
    Chrom-Nickel Molybdän-Stahl besitzt eine starke Korrosionsbeständigkeit gegenüber nicht oxidierenden Säuren und halogenhaltigen Medien (Anwendung z. B. in der Nähe von Senkgruben, Tierstallungen, in Meeresnähe, Jodheilquellen, etc.)

Die Auswahl von optimalen Werkstoffen hängt von den spezifischen und individuellen Anforderungen und Umgebungsbedingungen ab.

Der benötigte Arbeitsraum ist abhängig von der trockenzulegenden Mauerstärke. Er setzt sich aus der Werkzeuglänge von ca. 90 cm und der Blechlänge, die der Dicke der Mauer entspricht, zusammen.
Vor dem Neuverputz müssen Mauerflächen unterhalb der Chromstahlsperre in jedem Fall vertikal isoliert werden, damit keine weitere Verdunstung an diesen Mauerflächen erfolgt. Dafür kommen gängige Sperrputze, Isolieranstriche etc. zum Einsatz.

Mauertrockenlegung einer Scheune
© Haböck & Weinzierl GmbH

Als Beispiel wird hier die Anwendung der HW-Horizontalsperre im Zuge der Umfunktionierung einer Scheune zum Wohnraum gezeigt.

In diesem Fall ist die Trockenlegung aller Innen- und Außenmauern sowie der tragenden Säulenelemente des Gewölbes als Grundlage für eine erfolgreiche und dauerhafte Sanierung unerlässlich.Die Baustelle befand sich in Wertingen (Bayern) und die Arbeiten wurden im Jänner 2023 durchgeführt. Das Mauerwerk bestand aus einem Ziegelmauerwerk, mit einer trockenzulegenden Mauerlänge von 60 lfm und einer Mauerdicke von 65 cm.
Die Vorarbeiten umfassten das Abschlagen des schadhaften Putzes mit Salzausblühungen und das Freilegen der Mauerwerksfugen. Das HW-Verfahren wurde bei dieser Sanierung gewählt, da es das einzige Trockenlegungssystem ist, bei dem der Kraftfluss nie unterbrochen wird und auch eine Trockenlegung der vorhandenen Säulen möglich war. Die Arbeitsdauer des Platteneintriebes betrug zwei Tage. Je nach den örtlichen Gegebenheiten auf der Baustelle wird entschieden, ob von innen oder außen gearbeitet wird.

  • Gebäude steht unter Denkmalschutz
  • Die Sanierung lohnt sich
  • Es besteht ein persönlicher Bezug zum Objekt
  • Bestandsschutz

Nach einem Abriss darf oft nicht mehr in derselben Größe gebaut werden (z. B. Abstand zu den Nachbarn müssen beim Neubau beachtet werden etc.)

Die meisten vor 1950 erbauten Häuser, verfügen über keine oder eine bereits defekte Horizontalsperre. Aus diesem Grund kann die aufsteigende Bodenfeuchtigkeit in das Mauerwerk gelangen und Schäden an der Bausubstanz verursachen. Die Folgen sind abgeplatzter Putz, muffiger Geruch und Schimmelbildung.
Vor allem bei älteren Gebäuden stößt das herkömmliche Sägeverfahren oftmals an seine Grenzen, da die Mörtelfugen in der Regel sehr weich sind und das Entfernen von Fugenmaterial zu Rissen im Mauerwerk führen kann. Die Sanierung mittels HW-Verfahren bietet hier eine Lösung– der Einbau einer Sperrschicht! Das Trennen und Einbringen erfolgt in nur einem Arbeitsschritt. Die Platten aus Edelstahl werden schonend durch hohe Schlagzahl in die Mauerwerksfuge eingetrieben. So entsteht eine dauerhafte und undurchlässige Sperrschicht gegen kapillar aufsteigende Bodenfeuchte. Die patentierten Edelstahlplatten werden in Österreich hergestellt.

Das Verfahren bietet durch den Einbau einer Edelstahl-Horizontalsperre eine effektive und dauerhafte Lösung für die Trockenlegung des Mauerwerks. Es ermöglicht sowohl das Trennen als auch das Abdichten in nur einem Arbeitsschritt, ohne dass Material aus dem Mauerwerk entfernt werden muss.
Das Verfahren ist bei jeder Mauerstärke anwendbar und gewährleistet eine hohe Korrosionsbeständigkeit.
Bei der Renovierung alter Gebäude mit fehlender Horizontalsperre ist der Einbau dieser Sperrschicht. die Grundlage einer erfolgreichen, dauerhaften Sanierung.

 

 

Herwig Haböck
© Haböck & Weinzierl GmbH

DI Herwig Haböck ist Erfinder & Geschäftsführer bei HW Mauertrockenlegung. Haböck, (geb.1941) studierte an der TU Wien Schiffsbau und war seit dieser Zeit mit der Thematik der Auswirkungen von Wasserangriff auf Materialien beschäftigt. Sein eigenes Wohnen in einem Haus mit feuchten Mauern führte Ihm die Problematik vor Augen und brachte ihn auf den Gedanken, ein System zur Trockenlegung feuchter Mauern zu erfinden. 1975 entwickelte er die erste HW Edelstahlsperre, ein mechanisches Verfahren mit hoher Langlebigkeit, und ließ es patentieren.

Mit über 300.000 erfolgreich trockengelegten Gebäuden vom Einfamilienhaus bis zu großen öffentlichen Gebäuden wird dieses Verfahren zur Rettung alter Bausubstanz seit über 48 Jahren erfolgreich eingesetzt.

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