Bauma 2022

Die Schalungstrends 2022

Sonja Meßner, Österreichische Bauzeitung
09.11.2022

Schneller, leichter, unkomplizierter: Schalungshersteller zeigten auf der Bauma ihre Neuheiten. Ein starker Fokus lag dabei auf Deckenschalungssystemen.

Wie kann ich mit weniger körperlicher Belastung noch schneller schalen und meine Produktivität steigern? Mit dieser Frage haben sich die Schalungshersteller seit der ­letzten Bauma intensiv auseinandergesetzt. Die Antwort bieten in diesem Jahr weniger digitale Lösungen, sondern viel schlaue Weiterentwicklungen bewährter Systeme, aber auch einige brand­aktuelle Neu­heiten. Auffällig dabei: Der Fokus vieler ­Hersteller lag im Bereich der Deckenschalung. 

Der Dekplus-Tisch von ­Ringer wurde erstmals auf der Bauma vorgestellt.
© Ringer

Der oberösterreichische Schalungshersteller Ringer hatte heuer schon vor der Bauma Grund zum Feiern. Das Institut für Zeitwirtschaft und Betriebsberatung Bau aus Deutschland kürte 2022 die Deckenschalung AluDek in einem Vergleichstest zum ­schnellsten System am Markt. Ein handliches 1,35 x 1,35 Meter großes Schalelement und nur ein AluDek-Kopf für alle Anwendungsbereiche ermöglichen ein zügiges und sicheres Arbeiten vom Boden aus. In München konnte das Fachpublikum am Ringer-Messestand selbst Hand anlegen und den Aufbau ausprobieren. 

Brandneu aus dem Werk mitgebracht hatte ­Ringer auch den Deckentisch Dekplus für schnelles und großflächiges Deckenschalen mit dem Kran. Mit den vollverzinkten Elementgrößen von 5,40 x 2,25 Meter und 5,40 x 1,80 Metern lassen sich Decken in der Regel bis zu einer Stärke von 70 Zentimetern zügig schalen. Dank der niedrigen Bauhöhe von nur zwölf Zenti­metern passen 480 Quadratmeter Schalungs­fläche auf einem Sattelzug. “Dekplus ist mit all unseren anderen Ringer-Systemen kompatibel, vor allem mit AluDek sowie mit der leichten Rahmen­schalung AL2000”, berichtet Markus Ringer, Vertriebsleiter Österreich. Für verbesserte Sicherheit sorgen die werkzeuglose Montage der Sicherheitskomponenten und die durchgängigen Seitenschutzsysteme der Tisch- und Eckbühnen. Der Deckentisch Dekplus soll planmäßig ab Anfang 2023 verfügbar sein.

Das Baukastenprinzip Peri Skymax wurde weiterentwickelt. U.a. sind alle Aluminiumpaneele mit RFID-Chips ausgestattet. 
Doka launcht mit DokaXdek eine neue ­Systemfamilie für ­Deckenschalungen.

© Doka

Auch Peri hat neben weiteren zahlreichen Produktneuheiten seine Großpaneel-Deckenschalung ­Skymax seit der Bauma 2019 weiterentwickelt. Die Paneele können nun für eine optimale Leistungs­fähigkeit der Deckenschalung miteinander kombiniert und etwa zu Eckrand-Deckentischen montiert werden. Zudem ist eine Ergänzung um weitere Paneele möglich. Alle Arbeitsschritte, inklusive der Realisierung von hohen Decken, hochtragfähiger ­Abspannungen sowie Lösungen für Eckausgleiche, werden von der unteren Ebene mit Systembauteilen umgesetzt. “Zur Vereinfachung und Optimierung der Logistikprozesse sind die Skymax-Paneele aus Aluminium standardmäßig mit RFID-Chips ­ausgestattet”, erklärt Peri-Österreich-Geschäftsführer Peter Radel. 

Ergänzend zu den Deckenschalungen hat Peri auch das Portfolio an Sicherheitssystemen für Deckenschalungen erweitert. So dient das neue Hammock-Schutznetz als kollektive, technische Maßnahme gegen den Absturz von Personen beim Einschalen von oben. Das neue Prokit-Alpha-­Seitenschutzgitter für freie Deckenränder, das System Catchfan als Fangschirm für Fallhöhen von bis zu sechs Metern sowie Bautreppen für sichere Zugänge in bis zu sieben Metern runden das Sicherheitsportfolio ab. 

VarioMax ist das neue Unterstützungssystem für Filigrandecken von Meva. Es soll den Zeit- und Materialaufwand deutlich reduzieren.
© Meva

Auf Kooperation setzt Meva im Deckenbereich. Anfang 2022 ging der Schalungshersteller mit dem Unternehmen Mayer Schaltechnik eine Partnerschaft für die von Mayer Schaltechnik entwickelte Produktgruppe MiniMax ein. Mit der Kooperation will Meva sein Angebot im Bereich der Filigran­decken um das vorhandene System ausbauen. Seit einigen Monaten ist das System nun auch bei Meva unter dem Namen VarioMax erhältlich. Das flexible Unterstützungssystem VarioMax stellt eine zeit­sparende und kraftschonende Lösung für die ­Erstellung von ­Filigrandecken dar. Mit der Trägerklammer H20 kann VarioMax auch im Ortbeton-Bau eingesetzt werden. “Das System ist rasterlos an alle Grundrisse anpassbar, es besteht aus wenigen Teilen und nur drei Komponenten: teleskopierbaren Doppel- und Einschubträgern aus Aluminium sowie Stützen”, berichtet Simon Röger, Leiter des Produktmanagements bei Meva. Da die Stützenpositionen systembedingt vorgegeben sind, benötigen Anwender bis zu 50 Prozent weniger Stützen. “Lohnkosten für Auf- und Abbau sinken deutlich”, so Röger. Sogenannte Angststützen seien damit überflüssig, zudem werden Lagerhaltung und Transportaufwand vereinfacht.

Die neue Leichtschalung von Paschal kann ohne Transport­hilfe auf der Baustelle montiert oder umgesetzt werden.
© Paschal

Aber nicht nur neue Deckensysteme gab es bei den Schalungsherstellern zu sehen. Am Paschal-Stand weckte vor allem die neue NeoR-Leichtschalung besonderes Interesse, welche die Eigenschaften der bewährten Schalsysteme Logo.3 und Universalschalung Raster/GE mit jenen einer modernen Leicht­schalung vereint. Mit einem Maximalgewicht von lediglich 41,3 kg beim Element 90 x 150 cm kann dieses zu zweit und die kleineren Elementabmessungen sogar problemlos alleine von Hand – ohne Kran oder andere Transporthilfen – auf der Baustelle montiert oder umgesetzt werden. Gleichzeitig verfügt die ­NeoR-Leichtschalung im Vergleich zur Universalschalung Raster/GE über eine deutlich höhere Frischbetondruckaufnahme von 50 kN/m². 
Ebenfalls im Fokus standen die neuen Features im Bereich Schalung für noch effizienteres Arbeiten. Drei neue, leichte Systemteile für den Multigurt 140 ermöglichen das Arbeiten an geneigten Schalungen mit geraden Arbeitsbühnen sowie die Verwendung als leichten, modularen Stützbock. Mit den neuen Vieleckausgleichselementen für Logo und NeoR ­können die beiden Schalungssysteme jetzt auch für das Schalen von “runden” Wänden und Wandabschnitten eingesetzt werden. So sind polygonale ­Rundungen schnell und kostengünstig realisierbar.

Hünnebeck hatte schon auf der Bauma 2019 einen Fokus vermehrt auf den stark wachsenden Bereich Infras­truktur gelegt. In den vergangenen drei ­Jahren hat der Schalungshersteller das Produkt- und Service-­Portfolio in diesem Bereich kontinuierlich ausgebaut. Die Basis bildet das Baukastensystem ­Infra-Kit, bestehend aus wenigen lastoptimierten Systemteilen wie Trägern, Lastrahmen, Gurten und Spindeln. Um alle Anforderungen des Infrastrukturbaus und insbesondere auch des Brückenbaus abzudecken, ist das Infra-Kit-System mittlerweile in drei Ausführungen erhältlich: Infra-Kit L (Light) und M (Medium) eignen sich für leichte und mittelschwere Anwendungen, Infra-Kit H (Heavy-duty) wird bei der Abtragung schwerster Lasten eingesetzt. Alle drei Lastklassen verfügen über Träger in unterschiedlichen Längen und lassen sich untereinander kombinieren. Zahlreiche Anschlüsse für Adapter und Ausgleichsverbinder ermöglichen je nach Bedarf gelenkige oder biegesteife Verbindungen. Jeder Infra-Kit-Einsatz wird vom europaweit agierenden Kompetenzzen­trum Infrastruktur technisch und logistisch geplant. “Hier haben wir unser langjähriges Know-how gebündelt und unterstützen unsere Kunden bereits ab der Ausschreibungsphase mit maß­geschneiderten Best-Practice-Lösungen”, erklärt Brian Keating, ­Leiter der Business-Unit Infrastrukturbau Europa und ­Lateinamerika.

Das Baukastensystem Infra-Kit von Hünnebeck wurde um einen Gesimskappenwagen für das effiziente Schalen und Sanieren von Brückenrändern ergänzt
© Hünnebeck

Eine neue Anwendung auf Grundlage des Infra- Kit-Baukastens ist ein Gesimskappen-­Schalwagen, den Hünnebeck speziell für das häufig nach­gefragte Schalen oder Sanieren von Brückenrändern entwickelt hat. Das variabel nutzbare Gerät kommt ohne Verankerung am Bauwerk aus und eignet sich dank seines modularen Aufbaus nicht nur für jede ­Brückenlänge und jeden Radius, sondern sogar für Brücken mit starken Längs- und Querneigungen. Der modulare Aufbau des Systems soll auch hier die technische Planung deutlich erleichtern. Ergänzt wird das Schalwagen-Grundgerüst durch Schwerlast­rollen aus den Systemen Protecto oder Modex.

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