Echte, Wiener und Helimas
Sprossen im Mehrscheiben-Isolierglas sind hierzulande weit verbreitet und haben einen hohen Marktanteil. Moderne Sprossenfenster sind Hightech-Alleskönner, die höchste Anforderungen an unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Manche Bauherrschaften sagen, sie sind das Gesicht eines Landhauses und damit das A und O. Andere finden sie in Neubauten einfach nur kitschig. Und wieder andere sagen, sie sind aus der Zeit gefallen und völlig unmodern: Sprossenfenster. Aus Denkmalschutzgründen sind sie, unabhängig von der Geschmacksfrage, jedoch oft bei umfassenden Restaurierungen oder Umbauten vorgeschrieben, damit der historische Charakter erhalten bleibt. Und moderne Gläser mit Fenstersprossen sehen heute – fast – so aus wie früher, erfüllen jedoch weitaus höhere Anforderungen an Wärme- und Schallschutz, Sicherheit usw. als früher.
Schon sehr lange sehnen sich die Menschen – je nach Breitengrad – nach Licht in ihren Räumen. Dies war schon in den Zeiten der Vorindustrialisierung so, als noch keine großen Gläser produziert werden konnten. Sprossenfenster schufen die Möglichkeit, sozusagen durch die Aneinanderreihung mehrerer kleiner Fenster eine große einheitliche Glasfläche zu schaffen, durch die viel Licht eindringen konnte. Heutige Sprossenfenster sind, ebenso wie nicht unterteilte Fenster, ebenfalls hochwärmegedämmte Exemplare, die mit den verschiedensten Funktionen kombiniert werden können.
Die „echte Sprosse“
Die technisch aufwendigste und teuerste Variante ist die „echte Sprosse“, bei der das Fenster aus mehreren kleinen Isolierglaseinheiten besteht, die in die Sprossen eingesetzt werden. Echte, glasteilende Sprossen können auch mit Dreifach-Isoliergläsern hergestellt werden, mit den Randverbundausbildungen des Isolierglases sind allerdings Mindestbreiten erforderlich, die nicht immer historischen Vorgaben entsprechen. Bei der statischen Bemessung der Glasscheiben ist der für die Scheibendurchbiegung notwendige Scheibenzwischenraum durch die Sprossenprofile begrenzt. Das hat Auswirkungen auf die Glasauswahl und den Scheibenaufbau. Die Fensterkonstruktion ist durch die Unterteilung entsprechend aufwendig. Auf jeden Fall wirken sich Sprossen im Scheibenzwischenraum auf den UW-Wert des Fensters aus: Je nach Ausführung bei einem Fenster kann die Sprosse diesen bis zu 0,3 W/m2K erhöhen.
Die Ziersprosse
Die zweite Variante ist die Ziersprosse oder Helima-Sprosse, die sich im Scheibenzwischenraum befindet. Sie hat den Vorteil, dass sie sich sehr leicht reinigen lässt und die Sprossen nicht gepflegt werden müssen. Bei der Materialwahl gibt es für Sprossenfenster keine Einschränkungen, zur Verfügung stehen die Varianten Holz, Metall, Kunststoff oder Kunststoff/Aluminum-Verbindungen. Auch diese Profile sind etwas dünner als der Scheibenzwischenraum. Bei Isolierglas mit innenliegenden Sprossen können zeitweilig Klappergeräusche durch klimatische Einflüsse (z. B. Doppelscheibeneffekt), Erschütterungen oder manuell ausgelöste Schwingungen (durch Öffnen/Schließen) entstehen. Dieses Klappern oder Klirren ist nicht vermeidbar und entsteht durch das Berühren der Glasscheibe mit den Sprossenprofilen.
Die „Wiener Sprosse“
Die dritte und preiswerteste Variante ist die „Wiener Sprosse“: Diese besteht aus Abstandhalterprofilen, die keinen Kontakt zu den Glasoberflächen haben. Das Profil ist um einige Millimeter schmaler als der Scheibenzwischenraum, der Abstandhalter erzeugt also die Illusion einer echten Sprosse. Sie können auf jede Art von beschichtetem Glas aufgebracht werden.