Graffiti

So schützen Sie Ihre Fassade vor Graffiti

Christina Mothwurf
08.08.2022

Innovativer Graffitischutz sorgt für eine langlebige Fassade und legt sich dabei wie ein Protector um das Außenmaterial. Schlau geplant, lebt damit die Haut eines Gebäudes noch länger – und schöner.

Ist das Kunst oder kann das weg? Das fragen wir uns auch manchmal, wenn wir durch die Straßen flanieren und dabei an Hauswänden mit Kunstwerken aus der Dose vorbeispazieren. Gerade im urbanen Bereich werden Fassaden oft ungewollt besprüht – der Schaden wird auf mehrere Millionen Euro im Jahr geschätzt. Schließlich ist ein im Vorbeigehen hinterlassenes “Andenken” eines illegalen Sprayers keineswegs einfach nur wenig ansehnlich, sondern kann im Extremfall sogar die darunter liegende Schicht schädigen. Wir zeigen, was es braucht, damit Fassade & Co. erfolgreich von unliebsamer Schmierage geschützt werden – und wie man Graffiti-Kunstwerke so lange als möglich in den schillerndsten Farben strahlen lässt. Weil ganz ohne Banksy wäre die Welt schließlich unglaublich langweilig, oder?

Nicht nur auf Fassaden sichtbar: Illegale Graffitis am Wiener Donaukanal.

Graffiti werden meist Bilder oder Schriftzüge genannt, die mit Aerosol-Sprühdosen oder Breitrand-Filzstiften gefertigt wurden. Bei professionellen Wandbildern kommen auch Farbsprühsysteme zum Einsatz – dann ist aber weniger die Rede von einem Graffito. Aus den Sprühdosen, die bei der Fertigung von Graffiti genutzt werden, kommt dabei natürlich keine leicht abwaschbare Farbe, sondern Acrylate oder Alkyddispersionen zum Einsatz. Acryl-Farbe also, die nicht nur oberflächlich haftet, sondern tiefer einzieht und sich deshalb auch nicht überstreichen lässt. Nach dem Überstreichen, selbst mit deckenden Fassadenfarben mit hohem Feststoffanteil, schlägt ein Graffito manchmal sogar wieder durch. Einer, der ganz genau weiß, wovon er spricht, ist Andreas Hausner. Der Malermeister, der in seinem Betrieb im zweiten Wiener Gemeindebezirk in mittlerweile dritter Generation einen 53 Frau und Mann-starken Betrieb führt, ist nicht nur Profi in den Bereichen Innen- und Außenanstrich, Tapete oder Trockenbau, sondern kümmert sich auch darum, dass die Fassaden der Hauptstadt an der Donau entweder vor illegalen Sprayer*innen geschützt sind. Oder eben darum, dass die Werke der Street Art-Szene gut erhalten bleiben. “Graffitischutz ist da, um eine saubere Wand auch sauber zu halten”, erzählt er uns im Gespräch. Und dabei habe sich der Trend deutlich weiterentwickelt: “Dort, wo es früher nur darum ging, Wände vor Schmierereien zu schützen, geht es heutzutage auch immer mehr darum, Kunstwerke lange zu erhalten.” Das liegt auch daran, dass klassischer Graffitischutz relativ teuer ist. Manchmal ist die Schutzschicht, die illegale Sprayer*innen abhalten soll, wirtschaftlich nicht die beste Entscheidung. Deshalb setzt Hausner auf individuelle Beratung, wenn es um Graffiti-Schutz geht.

Schön anzusehen und sicher geschützt: Moderne Street Art am Schlachthof Wiesbaden.

In erster Linie ist es dabei wichtig, auf die unterschiedlichen Sprayarten und Materialien zu achten. “Die eingesetzten Mittel haben sich im Laufe der Jahre enorm weiterentwickelt”, so Hausner. “Gerade die Sprays verbinden sich oft extrem schnell mit dem Untergrund.” Für die Beschichtung hergestellt, sind Lack und Lacksprays nämlich für alles andere als eine Hauswand gedacht. Und ganz abseits von der meist ungewünschten optischen Veränderung kann das Material tief ins Mauerwerk eindringen und so den Untergrund absperren. Die Folge: Das bis dahin diffusionsoffene Mauerwerk kann nicht mehr atmen und die Feuchtigkeit wandert langsam aber sicher ins Innere. Und das wiederum kann langfristige Schäden am Mauerwerk verursachen und zu Korrosionen an verlegten Leitungen führen oder Kabel beschädigen. Und im Extremfall hilft der beste Schutz nichts – Altputz runter und neuer Putz rauf ist dann manchmal die Ultima Ratio. Aber es gibt eine gute Nachricht für all jene, die jetzt meinen, eine eingehende Reinigung zahle sich nicht aus: “Mittlerweile bietet die Industrie enorm innovative Produkte an, die eine Reinigung oder einen Schutz erleichtern”, so Hausner. Und das Beste: Die schlauen Schutzfilme sind zwar dezent, aber für illegale Sprayer*innen ist sofort erkennbar, dass hier kein Gekrakel haften bleibt. “Man sieht, wenn eine Wand mit einem Graffitischutz versehen ist – das alleine hält viele davon ab, die Farbdose zu zücken.” In Sachen Schutz ist es dabei freilich leichter, wenn der Untergrund trocken und glatt ist – bei porösem, unebenem oder generell problembehaftetem Untergrund wird’s aufwändiger.

Die Schicht kann entweder vor illegalen Schmierereien schützen – oder eben eine bunte Fläche versiegeln.

Schon bei der Bauplanung sollte deshalb der Fokus auf der Auswahl der passenden Baustoffe liegen, wenn man von einer Gefährdung durch Graffiti ausgehen kann. Denn gerade Fassaden von Gebäuden in Innenstadtlage, plakativen Flächen und mit viel Publikumsverkehr leiden sehr häufig unter Vandalismus durch Graffiti. Bei Bestandsgebäuden können ganz individuelle Graffiti-Schutz-Konzepte erarbeitet werden. Dabei sollten man die Gegebenheiten hinsichtlich der Untergründe genau betrachten. “Eine fachkundige Beratung ist da sehr empfehlenswert”, so Christian Harzhauser von Graffiti Clean. “Es gibt sehr viele Graffiti-Schutz-Systeme bzw. Produkte auf dem Markt, aber nur die wenigsten machen Sinn bzw. werden richtig eingesetzt für den betreffenden Untergrund. Wichtig ist auch die anschließende Pflege bzw. Reinigung – genau diese Punkte werden bei der Planung oft übersehen.” Aber was tun, wenn die ‘schiache Schmierage’ schon auf der Fassade prangt? Bis vor wenigen Jahren war Überstreichen das Mittel der Wahl. Dabei hat es keine Rolle gespielt ob es eine 200 Jahre alte Hausfassade aus Naturstein unter Denkmalschutz, eine Klinkerfassade oder ein Neubau aus Sichtbeton war. “Die Problematik des Überstreichens liegt aber klar auf der Hand, bzw. besser auf dem Untergrund”, so Harzhauser. “Bei jedem Überstreichen wird eine neue Schicht aufgebaut, die dem Untergrund sprichwörtlich die Luft zum Atmen nimmt.” Und neben den schon beschriebenen langfristigen Schäden, werden Farbanpassungen hinsichtlich der Untergrundfarbe oft so mangelhaft ausgeführt, dass sich auf vielen Hausfassaden Schachbrettmuster oder Bauchbinden, also unterschiedliche Farbbereiche, abbilden. Da ist es oft schöner, das Graffito dort zu lassen, wo sie ist. “Heute werden Graffiti durch ein langjährig entwickeltes Anti-Graffiti-System substanzschonend vom Untergrund entfernt. Die früher verpönten Graffitientferner sind im Laufe der letzten Jahre soweit entwickelt worden und können bedenkenlos in das öffentliche Abwasser eingeleitet werden”, so Harzhauser. “Einige der auf dem Markt erhältlichen Graffitientferner sind sogar bis zu 100 Prozent biologisch abbaubar.”

Street Art in Action: So sieht es aus, wenn Flächen ganz bewusst verschönert werden.

Aber Obacht: Chemische Graffiti-Entferner können nicht zwischen guter und böser Farbe unterscheiden. Da bei gestrichenen oder lackierten Flächen durch den Einsatz von speziellen Lösungsmitteln nicht nur das Graffiti, sondern auch die Fassadenfarbe oder Lack gelöst wird, muss die betroffene Stelle meist nachgestrichen oder lackiert werden. Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten und Techniken, als die chemische Graffitientfernung, um unliebsame Graffiti von Untergründen zu entfernen. Diese basieren meist auf abrasiven Techniken, wie beispielsweise Sandstrahlen, Unterdruckstahlen, Microstrahlen, JOS-Strahltechnik, Trockeneisstrahlen und viele weitere Strahltechniken. Allerdings wirken all diese Strahltechniken an der Oberfläche: Farben, die auf der Oberfläche aufliegen, können mit diesen Strahltechniken gut entfernt werden. Anders ist es bei Sprühfarben oder Tinten: Handelt es sich um einen porösen, saugenden Untergrund, dringen die Farben drei bis fünf Millimeter in den Untergrund ein. Diese Farben können dann durch die oben genannten abrasiven Strahltechniken nur noch mit Schäden am Untergrund entfernt werden, da die Strahlmittel sich in die Tiefe von drei bis fünf Millimeter vorarbeiten müssen und den Untergrund dadurch zerstören. Um diese Schäden zu vermeiden stehen heute moderne, umweltbewusste chemische Reinigungssysteme zur Verfügung, die auch vom internationalen Denkmalschutz empfohlen werden.

Schützt sicher und ermöglicht eine einfache Reinigung: Sikagard-850 Anti-Graffitisystem.

So bietet beispielsweise Sika ein neues System, das den Reinigungsaufwand deutlich reduziert und exponierte Flächen einfach und sicher schützt. Graffiti können nach der erfolgten Beschichtung bis zu 20 Mal ohne Neubeschichtung entfernt werden. Die Reinigung mit Sikagard-850 Anti-Graffitisystem erfolgt ganz einfach mittels Hochdruckreiniger oder per Hand mit Schwamm und Wasser – es werden keine zusätzlichen Reinigungsmittel benötigt. Poster und Plakate haften auf der Beschichtung nicht und können entweder von Hand entfernt werden oder sie fallen von selbst ab. Auch die Anwendung ist effizient: Die Schicht wird auf dem gewünschten Untergrund appliziert, ohne dass die Oberflächen dabei beschädigt werden. Auf unbeschichteten Untergründen wird zuerst ein Primer aufgetragen, auf beschichteten Untergründen kommt im ersten Schritt ein Activator zur Anwendung. Im letzten Schritt folgt die Applikation der auf Polyorganosiloxan basierenden Anti-Graffiti Beschichtung Clear. Die Verarbeitung ist einfach und erfolgt manuell per Rolle. Das Material bildet einen transparenten Schutzfilm zwischen der Oberfläche und unerwünscht gesprayten Graffiti oder unerlaubt angebrachten Postern und Plakaten. Das UV-beständige System besitzt eine sehr gute Witterungs- und Alterungsstabilität. “Die Entfernung erfolgt schonend, ohne den Bauteil mechanisch zu beschädigen”, so Robert Fuchs, Leiter der Planer und Bauherrenberatung bei Sika Österreich. “Neben Wohnhausanlagen lassen sich damit auch denkmalgeschützte Bauwerke oder Bauwerke von öffentlichem Interesse schützen.” (dd)

Auch abrasive Reinigungstechniken kommen zum Einsatz – wenngleich hier die Fassade Schaden nehmen kann.

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