Montblanc Haus

Glasfassade hinter schwarzer Hülle

30.08.2023

Das neue Montblanc Haus ist ein Ausstellungs- und Markenerlebnisgebäude, das der Kunst des Schreibens, der Raffinesse der Produktion und der Handwerkskunst von Montblanc gewidmet ist. Hinter der auffallenden schwarzen Betonfassade verbirgt sich eine Structural-Glazing-Fassade.

In direkter Nachbarschaft zum Firmensitz und zur Manufaktur des Schreibgeräteherstellers Montblanc ist in Hamburg (D) das neue Montblanc Haus entstanden. Es ähnelt der Verpackung eines Schreibgeräts. Und tatsächlich wurde die preisgekrönte Architektur des Gebäudes von Montblancs Geschichte inspiriert. Die Architekten entwarfen eine Hommage auf die historischen Verpackungen von Montblancs Füllfederhaltern. Die strukturierte Betonfassade erinnert an das Bergmassiv, das dem Unternehmen seinen Namen gibt.

Aber hinter der eindrucksvollen Fassade steckt noch mehr. Wie eine Hülle verbirgt sie eine raffinierte Abfolge von Räumen auf drei Ebenen, die durch eine Kuppelhalle und eine Structural-Glazing-Fassade bis zum zweiten Obergeschoss miteinander verbunden sind. Sichtbar wird die Ganzglasfassade im Erdgeschoss und bei einem Blick in den Lichthof, der sich vor der EG-Fassade nach oben auftut. Auch in der Ansicht des Gebäudes kann der Besucher die Glasfassade hinter dem architektonisch inszenierten Fassadeneinschnitt erahnen. Von innen wird dieser aus dem im 2. OG liegenden Besprechungsraum sichtbar. 

Auch in der Seitenansicht des Gebäudes kann man die Glasfassade hinter dem architektonisch inszenierten Fassadeneinschnitt erahnen. © Roland Halbe
Auch in der Seitenansicht des Gebäudes kann man die Glasfassade hinter dem architektonisch inszenierten Fassadeneinschnitt erahnen. © Roland Halbe

Innovatives Structural-Glazing-System

Bei einem Blick in den Lichthof, der sich vor der EG-Fassade nach oben auftut, sieht man das Structural-Glazing-System in voller Höhe. © Roland Halbe
Bei einem Blick in den Lichthof, der sich vor der EG-Fassade nach oben auftut, sieht man das Structural-Glazing-System in voller Höhe. © Roland Halbe

Die Ganzglasfassade wurde von Geerds Metallbau errichtet. Auftragnehmer war der österreichische Isolierglashersteller Petschenig Glastec GmbH. In der Fassade kam das von Flachglas Wernberg in Deutschland vertriebene innovative Structural-Glazing-System „vetroFit SG“ zum Einsatz. Dieses System basiert auf einem Patent inklusive ETA Zulassung von Petschenig Glastec und nutzt eine bewährte Technik: Eine Nut im Glas und eine mechanisch entkoppelte Federklammer sorgen für höchste Sicherheit ganz ohne sichtbare Nothalter. 

Die Glasfassade – hier mit dem Sonnenschutz-Isolierglas „Infrastop Brillant 66/33“ realisiert – zeichnet sich durch ihre gänzlich glatte Oberfläche aus. Die Fassade wirkt besonders homogen und filigran, nur schmale Fugen zwischen den Glaselementen sind sichtbar, denn Abdeckleisten, wie sie bei Pfosten-Riegel-Konstruktionen üblich sind, konnten entfallen.

Der gefertigte Glasaufbau des 2-fach-Isolierglases kann wie folgt beschrieben werden: für die äußere Scheibe fertigten die Wernberger ein VSG aus Float und TVG mit 1,52 mm PVB-Folie und Randemaillierung, die innere Scheibe ist ein ESG-H. Die einzelnen Glaselemente sind 1.780 mm breit und 2.913 mm hoch. Die Befestigung der „vetroFit SG“-Einheit auf der Unterkonstruktion erfolgte mit speziellen Eindrehankern, die für den nötigen Anpressdruck sorgen. Die Flügel der Anker greifen hier in U-Profil-Inlets, die in den Isolierglas-Randverbund integriert sind. Die zusätzliche mechanische Sicherung der Einheit erfolgte über eine in die äußere Scheibe eingeschliffene Nut, in die mechanisch entkoppelte Aluminium-Federklammern eingeklebt wurde. Mehrere dieser Federklammern – die Anzahl wurde nach statischen Erfordernissen berechnet – sind an den aufrechten Seiten der Glaseinheit eingebracht. 

System mit vielen Möglichkeiten

Die zwei Hauptkomponenten des Systems – die Nut im Glas und die patentierte, mechanisch entkoppelte Sicherungsfeder – sorgen zusammen dafür, dass eine zwängungsfreie Halterung der Verglasungseinheit gegeben ist und dadurch auch Glasaufbauten ohne vorgespannte Gläser möglich sind. Verbundsicherheitsgläser aus Floatglas können entweder monolithisch oder als äußere Scheibe eines Isolierglases eingesetzt werden. Diese Möglichkeit bietet einen entscheidenden Vorteil in der Außenansicht von Fassaden: Verzerrungen und Anisotropien, wie sie beim Einsatz von vorgespannten Gläsern vorkommen können, werden vermieden. Eine einheitliche brillante Fassadenoptik ist gewährleistet. 

Das fertig konfektionierte System kann mit unterschiedlichsten Glaskombinationen individuell nach objektspezifischen und bauphysikalischen Anforderungen und mit nahezu jeder Fassadenunterkonstruktion gefertigt werden. Das macht es sehr flexibel in der Planung und Ausführung. 

Es gibt zwei Befestigungsvarianten für „vetrofit SG“: ohne oder mit Adapterrahmen. Erstere Variante beruht auf den auch im Montblanc-Haus verwendeten Eindrehankern. Bei der zweiten Variante des Systems wird ein spezieller Adapterrahmen über eine Structural-Glazing-Verklebung raumseitig auf die Glasscheiben appliziert. In das Profil des Adapterrahmens greifen sowohl die Flügel des Eindrehankers als auch die Federklammern.

(bt)

Blick von innen auf die Außenfassade.

Branchen

Architektur Glas

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