Neuinterpretation
Das Generali-Gebäude Am Hof in der Wiener Innenstadt wurde vor kurzem mit Rheinzink „bedacht“. Dabei wurden die historischen Proportionen modern und mit Liebe zum Detail neu interpretiert.
Die Generali Vienna Group hat einen hochwertigen Immobilienbestand aufgebaut, der sich über Jahrzehnte hinweg als sicheres und wertstabiles Investment erwiesen hat. Bei der Objektentwicklung Am Hof 11, einem stadtprägenden Solitärbau aus der Gründerzeit um 1882/83 in der Wiener Innenstadt, war es sowohl dem Bauherrn als auch dem Architekten in Abstimmung mit den Stadtvertretern ein besonderes Anliegen, die in den Kriegswirren verlorengegangenen historistischen Proportionen in hochwertiger und zeitgemäßer Interpretation wiederherzustellen. „Aufgrund langjähriger positiver Erfahrungen, insbesondere in Bezug auf Werthaltigkeit, Langlebigkeit und Gesamtenergiebilanz bis zur Recyclingfähigkeit, kamen Material und Verarbeitungsrichtlinie von Rheinzink zur Anwendung“, fasst der Bauherr zusammen. Der aufwändige Dachausbau wurde vom Wiener Rheinzink Qualitätsspengler Josef Sandriesser in rund neunmonatiger Bauzeit mit viel Liebe zum Detail realisiert. Dabei wurden rund 4,2 Tonnen des Materials „Rheinzink-prePatina blaugrau“ verarbeitet. Seit der Fertigstellung der Dachgestaltung ist das neuadaptierte Gebäude „Zur goldenen Kugel“ ein noch größerer Blickfang an diesem historischen Platz.
Bewegte Baugeschichte
Das bestehende Gebäude Am Hof 11 im ersten Wiener Bezirk war in seiner Ursprungsform ein siebengeschoßiges (Erdgeschoß, Mezzanin, fünf Stockwerke) späthistorisches Wohnhaus in neobarocker Form. Für die damaligen Planungen aus den Jahren 1882/83 zeichnete Ludwig Tischler verantwortlich. Im Jahr 1933 wurde die Fassadengestaltung von Emil Hoppe und Otto Schonthal reduziert, vor allem kam es zu einer Zerstörung der bemerkenswerten Dachlandschaft.
Die ursprünglich symmetrisch aufgebaute Hauptfassade war reich dekoriert und dominierte die Stirnfront des Platzes Am Hof, wo sich einst der Babenbergerhof befand. Nach teilweiser, durch Bombardierung bedingter schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, wurde das markante Gebäude mit reduzierter Geschoßanzahl (Erdgeschoß, Mezzanin, vier Stockwerke, Dachgeschoß) im Jahr 1948 von Emil Hoppe wieder instand gesetzt.
1986 erwarb die Generali das Gebäude und stellte bald nach dem Kauf die ursprüngliche Fassade wieder her. Auch die vergoldete Kugel, die aus der Zeit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung stammt, wurde links neben dem Haupteingang wieder angebracht. Bei einem schweren Sturm im Juni 2007 wurde das Gebäude durch einen Kran, besonders im ersten Stock, beschädigt und in der Folge generalsaniert. Beauftragt wurde der renommierte Wiener Architekt Gert M. Mayr-Keber.
Wie ein Gründerzeit-Dachatelier
Mayr-Keber setzt bewusst auf behutsame, hochwertige Adaptierung und qualitätsvolle Materialien und schließt mit seiner architektonischen Lösung an die strenge Achsialsymmetrie des Gründerzeithauses an. Das aufgebrachte Dachgeschoß bildet dabei durch einen viertelkreisförmigen Umriss einen klar definierten Abschluss nach oben und erinnert durch die großflächigen Glaselemente an frühere Dachateliers aus der Gründerzeit. Der erhöhte historische Mittelrisalit (= ein – zumeist auf ganzer Höhe – aus der Fluchtlinie eines Baukörpers hervorspringender Gebäudeteil) wird über der Gebäudemitte durch einen zylindrischen Rundbau mit Lamellenfenstern fortgesetzt und schließt so an die ursprünglichen historischen Proportionen der Dachlandschaft an. Neben dem formalen Erscheinungsbild hebt sich das Dachgeschoß Am Hof auch durch die monochromen hellgrauen Oberflächen vom gelbgefassten Altbestand mit dem reichen neobarocken Fassadendekor ab (das nach einer „Fassadenbereinigung“ 1933 erst 1990/91 wieder rekonstruiert wurde).
Die vierteltonnenförmige Ausbildung des umlaufenden Dachs weist eine direkte Assoziation zur alten Form auf. Die beiden seitlichen Wintergärten haben eine abschließende Funktion. Somit bleibt das bestehende Gebäude in seiner Form unangetastet, lediglich die Form der Dachausbildung wird neu strukturiert. „Für uns war die Dachform, das Tonnendach, etwas Besonderes und eher Seltenes. Die Falzdeckung und die sehr schöne Ausführung mit ‚Rheinzink vorbewittert‘ prägen das gesamte Objekt und tragen dem historischen Charakter Rechnung“, ist Spengler Josef Sandriesser mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.