Nicht unzufrieden
Gebrauchte Baumaschinen sind wieder gefragt. Wir informieren Sie über die Vor- und Nachteile beim Kauf einer Secondhandmaschine.
Optimistischer als in den vergangenen Jahren geht es am Markt für Baumaschinen aus zweiter Hand zu. Etwas optimistischer zumindest. Denn für eine Reihe von Gebrauchten gibt es wieder durchaus eine gute Nachfrage und damit auch ganz passable Preise. Dazu zählen vor allem junge Maschinen, die 5.000, allerhöchstens 10.000 Betriebsstunden hinter sich haben, nicht viel älter als fünf Jahre sind und auf deren Haube das Markenzeichen eines großen Premiumanbieters (Caterpillar, Komatsu, Liebherr oder Volvo) prangt. Treffen diese Kriterien zu, lassen sich fast alle Maschinentypen gut verkaufen, erzählt Matthias Altmann, bei Kuhn für das Gebrauchtmaschinengeschäft verantwortlich: „Bei Baggern und Radladern, aber auch bei Raupen und knickgelenkten Dumpern besteht derzeit große Nachfrage nach solchen jungen Maschinen.“
Das Geschäft in diesem Segment läuft so gut, dass die Maschinen sogar auf anderen Märkten besorgt werden, um den Bedarf in Österreich zu decken. „Wir kaufen in diesem Segment aktiv zu“, erzählt etwa Friedrich Mozelt, Geschäftsführer von Zeppelin Österreich. Die Zukäufe erfolgen bei Zeppelin allerdings im eigenen Netzwerk. Vor allem gebrauchte Maschinen aus der Mietflotte der deutschen Schwester werden in Österreich angeboten. „Wir führen einen ausgiebigen Qualitätstest durch und bieten die Maschinen dann mit Garantie an“, berichtet Mozelt.
Nicht alle mit Garantie
Über die Garantie der Cat-Certified-Used-Maschinen spricht der Zeppelin-Geschäftsführer besonders gern, denn hier ziehen nicht alle Wettbewerber mit. Bei Zeppelin gibt es je nach Zustand und Alter der Maschine auf Antriebsstrang und Hydraulik drei oder sechs Monate Garantie, gegen Aufzahlung sogar 24 Monate. Volvo hat ein Zertifizierungskonzept für seine Gebrauchten eingeführt, das Volvo Approved Used heißt. Darüber hinaus können, so Martin Hubmayer, Leiter des Gebrauchtmaschinenverkauf bei Ascendum, „abhängig von den Betriebsstunden für besonders junge und sehr gute Gebrauchtgeräte zusätzliche Gewährleistungen auf wesentliche Komponenten (Antriebsstrang, Hydraulik, Elektronik usw.) vereinbart werden.“
Freie Händler tun sich immer schwerer, bei solchen Garantien mitzuhalten, selbst wenn die Kunden dies ausdrücklich wünschen. Grund ist allerdings keineswegs der Zustand der angebotenen Maschinen, sondern deren Komplexität, wie der St. Pöltner Baumaschinenhändler Harald Kleinheider offen berichtet: „Die Maschinen werden immer komplizierter und mit mehr Elektronik ausgestattet. Ohne spezielle Software des Herstellers kann man die meisten Geräte oft nicht einmal mehr servicieren“, sagt er.
Und noch einen weiteren Nachteil hat die Hightech der aktuellen Maschinengeneration für das Geschäft mit Gebrauchten: In vielen Ländern ist aufgrund der dort angebotenen minderen Treibstoffqualität der Betrieb solcher Maschinen nur bedingt möglich. Die Geräte können somit derzeit außerhalb der EU kaum angeboten werden. Hier reagieren allerdings schon die Hersteller: „Zukünftig wird es für die neue Abgastechnologie Umrüstsätze für den Verkauf als Gebrauchtmaschinen geben“, erzählt etwa Martin Hubmayer von Ascendum. Diese Kits werden es ermöglichen, die Abgasreinigungseinrichtungen so zu entfernen, dass die Maschinen ohne Schaden mit minderen Kraftstoffen betrieben werden können. Innerhalb der EU bzw. auf Märkten mit ähnlich hohen Abgasnormen werden sie dann allerdings nicht mehr einsetzbar sein.
Große Preisdifferenzen
Indirekt haben die aufwändigen Abgasreinigungstechnologien auch positive Auswirkungen auf den Gebrauchtmaschinenmarkt. Ein Grund für die Beliebtheit der „jungen Alten“ ist nämlich, dass die Preise für die neuen Maschinen aufgrund des hohen Aufwandes für die Abgasreinigung um zehn bis 15 Prozent über jenen der Vorgängermodelle liegen. Damit sind die Preisunterschiede zwischen Neu- und Gebrauchtmaschinen derzeit deutlich größer als früher. Geräte mit nur wenigen tausend Stunden auf dem Buckel gibt es mitunter um bis zu 40 Prozent unter dem Preis eines Neuen. Selbst Neumaschinenhändler sprechen sich da für Geräte aus zweiter Hand aus: „Für den Einsatz im Dreischichtbetrieb werde ich vielleicht nicht eine Gebrauchte anschaffen, aber auf einer Deponie, wo sie 800 Stunden im Einsatz steht, ist sie eine sehr gute Wahl“, sagt etwa Friedrich Mozelt von Zeppelin. Unterschiedlich beurteilt der heimische Baumaschinenhandel die Möglichkeiten für den Export von Gebrauchtmaschinen. In Österreich nur schwer zu verkaufende Maschinen mit mehr als 10.000 Betriebsstunden etwa lassen sich fast nur im Ausland an den Mann bringen. „Märkte, die uns früher zu guten Umsätzen verholfen haben, stagnieren oder sind derzeit kaum existent“, berichtet Friedrich Mozelt. Matthias Altmann von Kuhn urteilt ähnlich: „Nach wie vor fehlen uns Umsätze im Balkanraum, der früher ein starker Abnehmer war. Zwar verspürt man etwa in Ungarn einen leichten Aufwärtstrend, aber das ist kein Vergleich mit der Zeit vor der Krise.“ Altmann klagt auch, dass einige Länder ihre Märkte abschotten: „Irak und vor allem die Türkei haben Einfuhrbeschränkungen für eine Reihe von Maschinentypen erlassen.“
Sehr gut gelaufen
Etwas positiver sehen die Situation markenunabhängige Händler. Hans Biringer etwa, der seit einigen Jahren von Österreich aus am internationalen Markt für gebrauchte Baumaschinen mitmischt, klingt durchaus zufrieden: „Jänner und Februar sind gut gelaufen, wir haben einige gute Geschäfte abwickeln können“, sagt er. Seiner Meinung nach zieht der osteuropäische Markt wieder an: „Wir haben bisher schon weit mehr Anfragen als im letzten Jahr.“ Auch die Absatzchancen in den arabischen Ländern und in Afrika beurteilt er durchaus positiv: „Hier ist es aber wichtig, die richtige Ware zu haben, spezielle Modelle von Caterpillar sind dort stark gefragt. Hat man die, sind sie schon fast verkauft. Im Irak und in Pakistan wiederum stehen Volvo-Radlader auf der Wunschliste der Händler ganz oben, weiß Biringer.
Harald Kleinheider beurteilt die Situation auf den Märkten außerhalb Österreichs ähnlich wie Biringer: „Osteuropa zieht wieder an, im Irak geht nach wie vor etwas, in Afrika gibt es Nachfrage, aber der Markt ist schwierig, der asiatische Raum nimmt eher ab.“ Kleinheider bietet verschiedenste Maschinen für den Bau an, ein Schwergewicht liegt bei ihm auf kleineren Geräten wie Minibagger, Minilader und Minidumper. Die Marktsituation beurteilt er positiv: „Große Wachstumssprünge sind sicher nicht zu erwarten, aber wenn es so weitergeht, sind wir zufrieden.“ Dass es in Osteuropa besser als in den vergangenen Jahren läuft, bestätigt auch Herbert Hinterdorfer von Baumaschinen Hinterdorfer: „Kroatien, Polen, Rumänien – in diesen Ländern ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Vor allem kleine Geräte bis 8,9 Tonnen sind gefragt.“
Angebot schrumpft
Der etwas besseren Nachfrage steht ein knapper werdendes Angebot gegenüber: „Da seit 2008 wesentlich weniger Neumaschinen gekauft wurden, kommen natürlich weniger gebrauchte Maschinen auf den Markt“, berichtet Herbert Hinterdorfer. Auf die Preise wirkte sich das aber bisher nur sehr moderat aus: „Die Preise gehen nur leicht nach oben“, urteilt Hinterdorfer. Hans Biringer ortet weniger von den stark gefragten Modellen am Markt und leicht positive Auswirkungen auf die Preise: „Gefragte Maschinen sind nicht mehr so einfach zu bekommen, die Käufer zahlen heute für eine mittlerweile um zwei Jahre ältere gewordene Maschine denselben Preis wie vor zwei Jahren“, berichtet er. Ergänzend fügt er aber hinzu: „Eines ist im Gebrauchtmaschinenmarkt immer klar, einzelne Ladenhüter werden auch weiterhing nicht vom Hof gehen, wenn man nicht unter Dumping Preisen verkaufen will.“
Friedrich Mozelt sieht ein deutliches Zulegen der Preise für Gebrauchtmaschinen vor allem von der weiteren Entwicklung der internationalen Märkte abhängig: „Für uns geht es speziell um den Südosten Europas und insbesondere Griechenland sowie um Nordafrika. Je schneller diese Länder auf die Beine kommen, desto mehr werden die Nachfrage und damit die Preise steigen.“ Bei den großen Maschinen wie Radladern oder Muldenkippern könnten, so Mozelt, steigende Rohstoffpreise die Nachfrage ankurbeln.
Im Netzwerk und im Internet
Verkauft werden die Gebrauchten von den Markenanbietern zu einem großen Teil über eigene Netzwerke. Kuhn arbeitet beim Gebrauchtmaschinenhandel sowohl mit den Niederlassungen der eigenen Gruppe in Zentraleuropa als auch mit einer Organisation der europäischen Komatsu-Händler eng zusammen. „Das ist natürlich ein großer Vorteil, weil Maschinen, die sich in Österreich nicht so gut verkaufen lassen, anderswo wieder gefragt sind.“ Mitunter hat das auch mit unterschiedlichen Arbeitsweisen zu tun: Die bei uns stark an Bedeutung verloren habenden Baggerlader etwa sind in Ungarn noch durchaus geschätzt.
Alle Händler nutzen die großen Internetportale von mascus.de über machinerypark.com bis zum wieder auferstandenen bau-portal.com (siehe Kasten), aber auch die eigenen Websites, um Gebrauchtmaschinen an den Mann zu bringen. Kritisiert wird allerdings immer wieder die Struktur der Internetportale: „Viele sind überfüllt, da ist vieles drinnen, das es nicht mehr gibt, da werden manche Angebote doppelt und dreifach reingestellt, um die Preise zu beeinflussen“, erzählt Matthias Altmann von Kuhn. Er glaubt, dass die Angebote auf den Seiten von Kuhn und Komatsu deshalb in letzter Zeit fast besser angenommen werden.
Wobei die Internetportale mit quasi globaler Transparenz dafür sorgen, dass die Preise für Gebrauchte auch in fernen Ländern auf dem Boden bleiben. Aktuelles Beispiel sind Baustellen-Lkws mit Euro-1-Motoren. Da ab Juli für diese Transporter in Ostösterreich ein Fahrverbot droht, werden viele dieser in den Neunzigerjahren zugelassenen Transporter derzeit trotz des sehr guten Zustandes verkauft. Afrikanische Händler haben diese Entwicklung im fernen Europa innerhalb kürzester Zeit mitbekommen. Im Wissen um die Unverkäuflichkeit der Fahrzeuge in Europa versuchen sie natürlich Preise der dort angebotenen Lkws massiv zu drücken.
Info
Bauportal wieder online
Einst war bau-portal.com eine der führenden Plattformen für den Handel mit gebrauchten Baumaschinen. Aufgrund von Differenzen unter den Eigentümern war das Portal einige Zeit offline. Seit Sommer des Vorjahres ist bau-portal.com wieder aktiv. Die neue Geschäftsführerin Brigitte Kern will den nach wie vor hohen Bekanntheitsgrad nützen, um bau-portal.com zu einem neuen Hoch zu verhelfen. Eine der Stärken ist die Kooperation mit Baumaschinenspezialisten, um eine möglichst professionelle Übersicht zu schaffen: „Bei uns steht eine Tandemwalze nicht in der Rubrik Walzenzug“, erzählt sie stolz. Als weiteres Plus nennt sie die Kooperation mit traktorpool.de: „Damit können Maschinen sowohl für den Bau als auch für die Landwirtschaft angeboten werden.“ Demnächst wird es sogar einen speziellen Kombitarif geben.
www.bau-portal.com