Des Adlers neue Kleider
Dank der Expertise der Metallwerkstatt Reisinger erstrahlt nicht nur die Prunkstiege Theophil Hansens, sondern auch der Bundesadler des kürzlich wiedereröffneten Parlaments im neuen, alten Glanz.
Selbst drei Monate nach der Wiedereröffnung des kernsanierten Parlaments will die Berichterstattung rund um das geschichtsträchtige Gebäude nicht abebben. Derzeit sorgen vor allem die Kunstwerke, die nun die neu entstandenen Räume des hohen Hauses schmücken, für zahlreiche Debatten – näheres dazu lesen Sie in unserem Bericht über die Installationen von Heimo Zobernig. Durchweg positive Resonanz erhielt der von Grund auf sanierte Wappenadler, der nun im Plenarsaal über den Rängen der Volksvertreter thront. Die Renovierung der mächtigen Wandplastik wurde von der Metallwerkstatt C. Reisinger aus Schwertberg im Mühlviertel mit viel Liebe zum Detail durchgeführt.
Expertise mit Substanz
Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr fünfunddreißigjähriges Bestehen feierte, setzt sich seit jeher mit den vielfältigsten Fertigungsweisen im Metallbau auseinander – der künstlerisch-bildnerische Ansatz war dabei stets ein zentrales Leitbild. In der Region ist der Betrieb insbesondere für klassische sowie historisierende Metallarbeiten im Wohn- und Geschäftsbereich bekannt. Zu den Kompetenzen der Metallwerkstatt zählt unter anderem die schonenden Restaurierung und Konservierung historischer Bausubstanz, wobei auch die originalgetreue Rekonstruktion von nicht mehr existenten Objekten und der behutsame Umbau vorhandener Teile für notwendige neue Nutzungen sowie die Patinierung und Brünierung und Vergoldung von Oberflächen zum Leistungsspektrum zählen.
Die Spuren der Zeit
Da die Metalltechniker über ein außerordentlich fundiertes Expertenwissen im Umgang mit historischer Bausubstanz verfügen, wurde ihnen die besondere Ehre zuteil, den Wappenadler des Parlaments von Grund auf zu sanieren. Das stellte die Handwerker nicht nur vor logistische, sondern auch vor technische Herausforderungen: Nachdem das mächtige Wappentier im Zuge der Parlamentssanierung im Jahr 2018 demontiert worden war, wurde es im Sommer 2019 in die Metallwerkstatt ins Mühlviertel transportiert, wo es folglich an die Untersuchung der Substanz ging. Hierbei zeigte sich, dass das stählerne Federkleid des Adlers korrosionsbedingt in die Jahre gekommen war.
Drahtseilakt der Denkmalpflege
Die Entfernung der von Rost befallenen Stellen stellte die Metallbauer vor besondere Hürden, denn hierbei galt es gemäß der Denkmalpflege zu berücksichtigen, dass hierdurch die vom Künstler Rudolf Hoflehner durch Rotationsbürsten erstellte Oberflächenstruktur nicht zerstört wird. Ferner galt es zu beachten, die teilweise verbliebene Originalzunderschicht zu bewahren, da selbige dem Federkleid einen besonderen visuellen Charakter verleiht.
Die Behebung der Korrosionsspuren ohne dabei die charakteristische Oberflächenstruktur zu beeinträchtigen, stellte die Metallbauer einen wahren Drahtseilakt dar: Hierfür wurden die Flächen nach einer behutsamen Reinigung mit Lösemittel mit Rotationsbürsten aus Kunststoff bearbeitet. Jene Korrosionsreduzierung erfolgte in unterschiedlichen Intensitäten und wurde vorerst nur an der Rückseite des Adlers vorgenommen, danach folgte schlussendliche die vollständige Sanierung.