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Wenn Ideen und nicht der Sparstift regieren

23.02.2025

Das Unternehmen HL Hutterer und Lechner feiert in diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum, ein guter Grund Niklas Schütz, der seit 2022 sukzessive in die Geschäftsführung hineinwächst, zum Interview zu bitten.

Gebäude Installation: Herr Schütz, Sie arbeiten jetzt seit sechs Jahren bei HL, war es für Sie ein logischer Schritt, in das Unternehmen Ihrer Familie einzutreten?
Niklas Schütz: Der Weg war nicht fix vorgegeben. Ich komme eigentlich aus der IT und habe nach meinem Bachelorstudium bei Kapsch begonnen. Ich habe mich dann entschieden, ein Masterstudium im Bereich technisches Management zu machen, eine Teilzeitanstellung in unserer Firma war dafür ideal. Und ich konnte von Anbeginn mein Know-how einbringen. Ich habe mich gleich auf die Themen IT und Digitalisierung gestürzt, sie sind nicht unbedingt die Sache meines Vaters. Er ist kein Computerfreak und war dankbar. Es gab einiges zu tun in Hinblick auf unser CRM-System, die Prozessdigitalisierung und das PIM-System.

Zwei Generationen unter einem Dach – sind Konflikte da nicht vorprogrammiert?
Mein Vater und ich versuchen, Konflikte zu vermeiden, das funktioniert auch weitestgehend. Ich absolviere gerade eine steile Lernkurve, es gibt immer noch sehr viele Bereiche, in denen ich mich nicht gut auskenne. In den ersten zwei bis drei Jahren habe ich aufgrund der Corona-Pandemie fast ausschließlich intern gearbeitet und war nur wenig draußen, seit circa drei Jahren widme ich mich jetzt auch stärker dem Vertrieb und Marketing.
Ich weiß jetzt, dass ich mich in einem Mittelständler deutlich wohler fühle als in einem Konzern, die Strukturen sind viel angenehmer. In einem kleinen Unternehmen ist es wichtig, gute Ideen zu haben, in einem großen Konzern sind gute Netzwerke das Wichtigste. Mir liegt es an den guten Ideen.

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In einem kleinen Unternehmen ist es wichtig, gute Ideen zu haben. In einem großen Konzern sind gute Netzwerke das Wichtigste. Mir liegt es an den guten Ideen.

Die Bauwirtschaft steckt in einer Krise, wie hat sich das letzte Jahr für HL entwickelt?
2024 war für HL positiv, wir haben in Österreich wie auch im Export positiv abgeschlossen, das Wachstum liegt im mittleren einstelligen Bereich. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass der Bau leidet, der Neubau sogar sehr stark. Daher gab es bei uns in diesem Bereich Rückgänge. Der Umkehrschluss ist aber, dass wir in der Sanierung stark zugelegt haben, alles deutet darauf hin, dass wir in diesem Segment stärker sind als gedacht.

Wann meinen Sie, wird die Branche die Krise überstanden haben?
Ich rechne im zweiten Halbjahr 2025 mit einer Markterholung, hoffentlich! Die SHK-Branche schreibt seit vier Jahren Rückgänge, seit 2021 gehen die Aufträge zurück, der Neubau ist zweistellig eingebrochen. In unserem größten Exportmarkt Deutschland schaut es nicht besser aus als in Österreich. Die Märkte in Osteuropa entwickeln sich oft gegenläufig, am Balkan zum Beispiel gibt es derzeit eine sehr gute Baukonjunktur. Das glättet unsere Umsatzkurve. Ich glaube, dass wir uns als Mittelständler auch unter diesen Rahmenbedingungen gut entwickeln können, wir setzen auf Stabilität und arbeiten daran, unsere Marktanteile auszubauen. Ein Familienunternehmen ist im Vergleich zu einem börsennotierten Konzern in Zeiten wie jetzt klar im Vorteil.

Wir müssen nicht auf Teufel komm raus wachsen und können auch antizyklisch investieren.

Was meinen Sie damit konkret?
Wir müssen weder an Aktienkurse noch an Dividenden denken, wir müssen nicht auf Teufel komm raus wachsen und können auch antizyklisch investieren. Wir haben in den letzten Jahren viele Akzente gesetzt, sechs Spritzgussmaschinen gekauft, zwei neue Hallen gebaut, viel in Automatisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit investiert. Wir haben zum Beispiel eine PV-Anlage mit 300 kWp installiert, 2026 werden wir eine weitere Anlage anschaffen. Wir decken 40 Prozent unseres Stromverbrauchs selbst. Investitionen in Nachhaltigkeit sind Investitionen in eine lebenswerte Zukunft, gerade für uns Jüngere.

… die man sich aber auch leisten können muss.
Die Kosten sind das eine, die Investitionen rechnen sich aber rasch. Wir haben letztes Jahr eine Recyclinganlage gekauft und verarbeiten unseren Ausschuss jetzt selbst, kaufen Material zum Recycling auch extern zu, das erhöht unsere Materialeffizienz. Wir produzieren ausschließlich hier in Himberg, 99,9 Prozent der Komponenten und Materialien, die wir verarbeiten, kaufen wir von Partnern im Umkreis von 150 km. Wir produzieren nicht in Billiglohnländern und kaufen nicht aus China zu.
Seit September 2024 ist unsere Firma ISO 14001 zertifiziert, das ist ideal, um unsere Maßnahmen in geregelte Bahnen zu bringen, in Kennzahlen zu erfassen. Darauf aufbauend haben wir viele Schritte gesetzt. Mein Studium technisches Management hatte den Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Energiemanagement, das kommt mir jetzt zugute.

Sie sehen das Unternehmen gut aufgestellt, gibt es noch Bereiche mit Verbesserungspotenzial?
Man kann sich immer und in nahezu jedem Bereich verbessern, und das tun wir auch. Wir sind beim Endkunden nicht so bekannt, wie wir es gerne wären. Der Endkunde kennt uns de facto nicht. Im Badezimmer ist das ein gewisser Nachteil, aber kein großes Thema. Der wichtigste Kunde ist für uns der Installateur, an diesen Marktpartnern sind wir sehr nahe dran. Wir wissen, was unsere Installateure brauchen. Es gibt keinen Installateur, der uns nicht kennt. Wir sind Spezialist für Siphons und Abläufe, uns fehlt die Größe, um den Markt beeinflussen, narrativ prägen zu können, das ist vielleicht eine gewisse Schwäche. Wir denken aber nicht an eine Sortimentsausweitung. Es gibt einige Unternehmen, die massiv investiert haben, um den Endkunden zu erreichen und jetzt wieder zurückrudern zu den Ausführenden und Planern.
Wir haben in den letzten Jahren viel in unsere internen Strukturen investiert und wollen auch den Vertrieb weiter stärken, zum Beispiel in Slowenien.

Sie denken also daran, Ihr Team auszubauen, sind Sie dabei von dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel betroffen?
Wir sind derzeit in Bezug auf unsere Mitarbeiter sehr gut bedient. Wir bilden in unserer Knappenschmiede selbst Lehrlinge im Werkzeugbau und in der Kunststofftechnik aus, die sich dann auch entsprechend weiter entwickeln. Aktuell bilden wir fünf Lehrlinge aus. Wir finden sehr gute, engagierte Leute für den Werkzeugbau. Im Bereich IT war es hingegen sehr schwer, eine Stelle war über ein Jahr lang vakant. Schlussendlich hat uns ein Quereinsteiger aus der Medienbranche, ein Autodidakt, überzeugt und uns ist es gelungen, eine eigene Mitarbeiterin aus einer anderen Abteilung in der IT zu entwickeln. Wir haben heute eine sehr schlagkräftige IT-Mannschaft.

Weil Sie gerade Ihre IT-Mitarbeiterin erwähnt haben: Frauen in der Technik – da gibt es immer noch immensen Nachholbedarf. Wie hoch ist der Frauenanteil bei HL?
Nageln Sie mich jetzt nicht fest, aber ich glaube zu wissen, dass wir rund 50 Mitarbeiterinnen beschäftigen, vor allem in der Produktion, Montage und Verpackung. Bei uns gibt es keinerlei Berührungsängste oder Vorbehalte! Die Firma wurde lange Zeit von meiner Großmutter geführt, sie hat den Schritt in den Export gewagt, davon profitieren wir noch heute. Die osteuropäischen Länder waren lange ein unbeschriebenes Blatt, dann kam der Mauerfall. Meine Großmutter hat die Chancen erkannt, sich ins Auto gesetzt, und Siphons aus dem Rucksack heraus verkauft. Man hat die Technik nicht gekannt. Ohne meine Großmutter wäre HL nicht die Firma, die sie heute ist.

Zur Person <br>Niklas Schütz ist der Urenkel von Leopold Hutterer, der HL 1950 gegründet hat. Er studierte IT am FH Campus in Wien, und startete seine berufliche Karriere in Folge bei Kapsch. Das Masterstudium in technischem Management absolvierte er berufsbegleitend bereits im Familienbetrieb HL, in das er 2019 eingestiegen ist. 2022 wurde ihm die Prokura übertragen, seitdem unterstützt er seinen Vater Christoph Schütz, der seit 2013 alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens ist.

 

Redaktion

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