Fit gemacht für Photovoltaik
Im Zuge des Ausbaus von Photovoltaikanlagen auf den Dächern eines Seniorenwohnheims hat man die rund 40 Jahre alte Stehfalzdeckung kontrolliert und einige Fehlstellen gefunden. Die Errichtung einer PV-Anlage auf diese Deckung war nicht zielführend. Daher wurde beschlossen, die Dachdeckung komplett zu erneuern.
Bei den Dächern des Seniorenwohnheims in Wien handelt sich um sogenannte Trogdächer, die aus Sicht der Dachentwässerung nicht ganz unproblematisch sind. Den Normen und Regelwerken der 1980er Jahre entsprechend, wurde der Dachaufbau damals einschalig ausgeführt, wobei die Stehfalzdeckung mit einer geschlossenen bituminösen Vordeckung direkt auf die Schalung verlegt wurde. Der Dachbodenraum selbst ist ungenützt und wurde mithilfe von Lüftungsöffnungen im Bereich vom Pultdachfirst und mit Einzellüftungen oberhalb der Einlegerinne mit der Außenluft verbunden. Schon damals wurden großflächig Schiebehafte eingesetzt, allerdings hat man den sich ergebenden Fixpunkten aufgrund der Dachverschneidung nicht so große Aufmerksamkeit geschenkt. Gerade weil Schiebehafte verwendet wurden, war die Dachdeckung zum größten Teil nach wie vor intakt. Auch wenn es mit der bituminösen Vordeckung zu Verklebungen gekommen ist, haben sich allfällige Schadstellen auf kleine Bereiche beschränkt.
Die Dachentwässerung wurde mittels innenliegender Rinne ausgeführt. Damals waren Sicherheitsrinnen nicht vorgeschrieben. Auch Rinnendimensionen wurden nicht gerechnet. Man hat lediglich versucht, solche Rinnen mit einem möglichst großen Querschnitt auszuführen, um einen Puffer im Fall von Starkregenereignissen zu schaffen. Generell sind die Dehnungselemente in einem ausreichend großen Abstand ausgeführt worden, allerdings wurde die Rinne unter die Dachdeckung geführt und mit den Nägeln des Saumstreifens starr befestigt.
Aufgrund der angeführten technischen Probleme war es undenkbar, die Dachdeckung und Rinne lediglich zu ertüchtigen und anschließend die PV-Anlage zu montieren
Ertüchtigung der Regenrinnen
Die Entwässerung von innenliegenden Rinnen erfolgt üblicherweise mithilfe von Rinnenstutzen und Notüberläufen, wobei die Rinnenstutzen den 5-jährlichen 5-Minuten-Regen und die Notüberläufe die Differenzwassermenge zum 100-jährlichen Regenereignis ableiten. Die Rinne und Dachkonstruktion waren jedoch so gebaut, dass ein Notüberlauf nur mit enormen Aufwendungen und zusätzlichen Speiern/Ablaufleitungen im Außenbereich möglich wäre. Da der Bauherr weder das Außenbild der Fassade verändern, noch Ausgrabungsarbeiten für allfällige Kanalleitungen im Bereich der Grünanlagen durchführen wollte, hat man beschlossen, die bestehende Rinne so gut wie möglich zu ertüchtigen. Zusätzliches Argument war, dass auch schon die vergangenen 40 Jahre Starkregenereignisse über das bestehende System abgeleitet werden konnten und sich allfällige Wasserschäden in Grenzen gehalten haben.
Da eine Ertüchtigung des unter der Einlegerinne verlaufenden Kanalsystems ebenfalls nur mit enorm hohen Aufwendungen möglich gewesen wäre, hat man beschlossen, die neu gebauten konischen Stutzen so groß wie möglich an das bestehende System anzupassen.
Die Anpassung ist auch deshalb zielführend, weil man durch die Ausbildung einer Sicherheitsrinne in Verbindung mit der Drainageebene zwischen Einlegerinne und Sicherheitsrinne auch Druckhöhe beim Rinnenstutzen verliert. Als Drainageebene ist aufgrund des geringen Rinnengefälles die Strukturmatte „Enkamat 7018“ (18 mm Dicke) zu verwenden.
Um im Fall eines Rückstaus über den Kanal oder verlegte bzw. verstopfte Abläufe einen Wassereintritt in den Dachbodenraum zu verhindern, wurde die bituminöse Sicherheitsrinne gute 5 cm über die hintere Kante des Traufenstreifens geführt. Nach Montage des Traufeinhangstreifens erfolgte die Verlegung einer Lage Flachdachbahn in Gefällerichtung, die mit selbigem verklebt wurde. Dadurch ergibt sich ähnlich wie bei Flachdachrandeinfassungen eine fingerförmige Einbindung von Einfassungsblechen. Der Umstand, dass Befestigungsmittel von Haften in Verbindung mit Bitumendachbahnen im Falle von Wassereintritten vernachlässigt werden können, wurde bereits im Jahr 2006 von der Holzforschung Austria eingehend untersucht und erbracht.