Baufahrzeuge: Vieles in Bewegung

Baufahrzeug
21.06.2023

Elektrische rollen nach und nach in Serie vom Band, ­zeitgleich wird an weiteren Alternativen geforscht – bei Baufahrzeugen kommt es gerade laufend zu Entwicklungssprüngen.

Der Bauverkehr hat viele Facetten und ist geprägt von unterschiedlichsten Anforderungen", erklärt Marcel Bethscheider von ­Daimler Truck Austria eingangs. Dennoch gilt: Robustheit, Leistungsstärke, Effizienz und Handling sind maßgeblich. Bethscheider ist Leiter im Bereich Marketing, PR, Produktmanagement und Training – damit hat er genaue Einblicke, worauf Unternehmen im Baugewerbe Wert legen. "Im Vordergrund stehen Komplettlösungen, aber vor allem auch flexible Fahrzeuglösungen", weiß er und zählt konkrete Punkte wie Achsen, Luftfederungen oder Rahmenverstärkungen auf, die im Einsatz mit hohen Lasten ihre Stärken ausspielen. Im Bereich digitaler Lösungen sind besonders Schnittstellen zwischen Fahrzeug und Aufbau gefragt, die es ermöglichen, einzelne Komponenten in bestehende digitale Tools einzubinden.

Optimierung und Flexibilität der Fahrzeuge

"Unternehmer legen großen Wert auf eine Optimierung der Einsatzzeiten der Fahrzeuge", stellt man bei Volvo fest. Erich Plochberger, Manager Vehicle Sales bei Volvo Trucks, berichtet davon, dass dabei gerne auf Dynafleet, einen digitalen Planungsdienst zur Steuerung von Einsatzzeiten, zurückgegriffen wird.

"Zudem geht der Trend hin zu möglichst flexiblen Fahrgestellen, die verschiedene Aufbauvarianten möglich machen", ergänzt er die aktuell gefragten Anforderungen seitens der Kund*innen und nennt als Beispiel ein WAB-Chassis, flexibel für Kipperaufbauten, Pritsche oder Krane bis hin zum Mischer. Daneben zählt auch er verschiedene Achs- und Federungsfeatures sowie automatisierte Getriebe­funktionen auf, die allesamt zu präziser Manöv­rierbarkeit und höherem Fahrkomfort selbst bei schweren Lasten beitragen. Gefragte Merkmale sind auch der hydraulische Frontantrieb X-Track und die Turbo-Compound-Technologie, die besonders im regionalen Baustellenverkehr zur Verbrauchs­optimierung genutzt wird. 

LKW auf Baustelle
Für die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im Baugewerbe hat Volvo Trucks E-Lkws entwickelt, die den speziellen Anforderungen gewachsen sind.

Die Baufahrzeuge der neuen Generation

Gelber LKW
Die neue Generation an Bau­fahrzeugen von DAF verspricht, Effizienz, Sicherheit und Fahrkomfort auf ein neues Level zu heben.

Diesen Anforderungen hat sich auch DAF ange­nommen und eine ganze Serie an Lkws einer neuen Generation lanciert. In Österreich ist das familiengeführte Unternehmen Tschann nicht nur als Importeur der tschechischen Tatra-Allrad-Lkws tätig, sondern hat sich auch als der Teil des DAF-Händlernetzwerkes einen Namen gemacht. Seit 50 Jahren ist Tschann nunmehr von der Beratung über den Verkauf, Reparatur, Service und Customizing bis hin zu Miet- und Finanzierungslösungen für österreichische DAF-Kund*innen da.

Die Baufahrzeuge XDC und XFC der neuen Generation wurden auf die spezifischen Anforderungen der Bauwirtschaft hin konzipiert. Sie bieten eine große Auswahl an wartungsarmen Tandemachsen für passende Traktion auch bei schwierigen Bodenverhältnissen sowie unterschiedliche Nebenantriebe, um je nach Anwendung die passende Option wählen zu können. Der Hersteller verspricht weiters hoch­effiziente Antriebsstränge und neue Sicherheits- und Fahrkomfort-Features in den neuen Modellen. Durch enge Zusammenarbeit mit Aufbauhersteller*innen soll die Montage noch einfacher vonstattengehen.

So sehen vollelektrische Baufahrzeuge aus

"Wir müssen rasch von fossilen Brennstoffen auf ­Alternativen wie Elektrizität umsteigen, um die Auswirkungen des Verkehrs auf das Klima zu verringern", führt Plochberger von Volvo Trucks das andere, ganz große Thema aus, mit denen sich Hersteller*innen mehr denn je auseinandersetzen. Für die Bau­industrie hat das Unternehmen bereits eine Reihe an schweren Elektro-Lkws entwickelt, um der steigenden Nachfrage nach Fahrzeugen, die den wachsenden Anforderungen hinsichtlich Geräuschpegels und Abgasemissionen auf und um städtische Baustellen gerecht werden, nachzukommen.

LKW von Daimler in Vogelperspektive
Daimler Truck zeigt mit den neuesten Modellen auf, wie rasant die Entwicklungen in Richtung CO₂-Reduktion voranschreiten.

Das Thema emissionsfreies Bauen nimmt zunehmend an Fahrt auf, bestätigt auch Bethscheider. "Daimler Truck setzt auch in diesem Bereich auf die konsequente Dekarbonisierung der Flotte und präsentierte auf der Bauma 2022 eine Reihe von vollelektrischen Baufahrzeugen." Dazu zählen der eActros 300 mit elektrifizierter Kipperlösung von Meiller sowie der Konzept-Prototyp des eActros LongHaul mit elektrischem Nebenabtrieb von Meiller. Auch ein Prototyp eines Battery-Electric Arocs mit elektrischem Liebherr-Fahrmischer wurde gemeinsam mit der Paul Group konzipiert. Bis zum Jahr 2039 sollen in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge angeboten werden, die im sogenannten Tank-to-Wheel-Fahrbetrieb CO₂-neutral sind. Die ersten batterie­elektrischen Modelle Mercedes-Benz eActros und eEconic befinden sich bereits in Serienproduktion, weitere lokal CO₂-neutrale Fahrzeuge sind in Planung.

Die Forschung geht weiter

"Im vergangenen Jahr hat Volvo die drei beliebtesten 44-Tonnen-Lkws in sein Elektroprogramm aufgenommen: den Volvo FH, den Volvo FM und den Volvo FMX", berichtet Plochberger über den Status quo. ­Damit umfasst das Elektro-Lkw-Portfolio nunmehr sechs Modelle in Serie. Bis 2040 sollen alle Neuverkäufe frei von fossilen Brennstoffen sein. Dazu tüftelt der ­Hersteller auch an weiteren Alternativen, ab 2025 startet die Erprobung von Brennstoffzellen-Elektro-Lkws im gewerblichen Verkehr. Die wasserstoffbetriebenen Lkw betrachtet man vor allem für schwere, energieaufwendige Einsätze sowie Langstrecken als Lösung. Ebenso soll es Ländern, in denen die Ladeinfrastruktur begrenzt ist, eine Option bieten. "Aus Sicht von Volvo Trucks geht es beim Wandel hin zu einem nachhaltigeren Transportwesen vor allem darum, den Umstieg für Transportunternehmen möglichst reibungslos zu gestalten, damit sie sich darauf einstellen können", erklärt Plochberger den Zugang. Unternehmen sollen Lösungen geboten werden, die einen Verzicht auf fossile Energieträger möglich machen – ohne Rentabilität und Produktivität aus den Augen zu verlieren.

"Ab der zweiten Hälfte der Dekade will das Unternehmen sein Fahrzeugangebot zusätzlich um Serien­fahrzeuge mit wasserstoffbasiertem Brennstoff­zellenantrieb ergänzen", berichtet auch Bethscheider. Die ersten Prototypen des Mercedes-Benz-GenH2-Truck sind bereits im intensiven Testeinsatz, auch auf öffentlichen Straßen. Ein Minimum von 1.000 Kilometer Reichweite hat sich das Unternehmen dabei zum Ziel gesetzt.

Kreislaufwirtschaft als Baustein

Bei MAN Truck wird gerade nicht nur an Antrieben der Zukunft geforscht, auch aufkommende Herausforderungen wie der Umgang mit Ressourcen und Recycling beschäftigen das Unternehmen. Zur Er­reichung der selbstgesteckten Klimaziele sieht der Hersteller die Kreislaufwirtschaft als einen weiteren Baustein. Ausgehend von der Tatsache, dass immer mehr elektrisch angetriebene Lkws auf die Straßen kommen, rückt das Recycling von Batterien in den Vordergrund.

Das sogenannte First Life ist dabei der reguläre Einsatz der Batterie im Fahrzeug. Je nach Kapazität und dem "state of health" kann eine Batterie im Anschluss dazu aufbereitet werden, um in ihrem "second life" etwa als Pufferspeicher für Solaran­lagen oder anderswo noch einmal zum Einsatz zu kommen. Zu guter Letzt kommt es zum Recycling der Hochvoltbatterie, aktuell umfasst das etwa 70 Prozent des Materials. Dabei können wertvolle Ressourcen geschont werden und Rohstoffe einerseits für die Neuproduktion von Batterien wiederverwendet werden, andererseits auch in neuen Produkten wie etwa Katalysatoren und Brennstoffzellen zur Anwendung kommen. Andere Materialien, beispielsweise ­Schlacke, die bei Pyrometallurgie entsteht, kann im Straßenbau eingesetzt werden. Entwickeln sich Markt und Nachfrage für solch recycelte Produkte weiter, können 100 Prozent erreicht werden. Dazu arbeitet MAN auch eng mit anderen Hersteller*innen wie ­Scania und VW zusammen, um Austausch und Synergien in einem noch neuen, vor allem aber auch rasant veränderlichen Themengebiet zu gewährleisten.

roter LKW
Mit der Hendrickson-Ultimaax- Elastomer-Federung erweitert MAN sein Portfolio für individuell abgestimmte, technische Anpassungen.

Herausforderungen mit E-Fahrzeugen meistern

LKW weiß blau
Hersteller Scania arbeitet nicht nur an elektrischen Modellen, auch der Übergang dorthin ist für das Unternehmen ein Thema.

In diese Kerbe schlägt auch ein neues Projekt von Scania. Der Übergang zu E-Lkws hat enorm an ­Geschwindigkeit aufgenommen und bringt teilweise komplexe, sich noch dazu im Wandel befindliche Herausforderungen mit sich, denen sich ausführende Unternehmen stellen müssen. Mit Scania Charging Access soll das Thema Ladeinfrastruktur plan- und überschaubar werden.

Von einer Vorabanalyse, die Unternehmen mit Informationen, Daten und Prognosen zur Flotte, Abläufen, dem zu erwartenden Energieverbrauch beziehungsweise -bedarf und den dazu benötigten Ladeaktivitäten versorgt, über die tatsächlichen Anforderungen im Ladealltag bis hin zu Service und Unterstützung im Betriebsablauf möchte ­Scania Kund*innen auf dem Übergang in die Elektro­mobilität begleiten. Mit Scania Charging Access soll ab Oktober der Zugang zu einem breiten Netzwerk an Lkw-tauglichen Ladestationen in Europa gewährleistet werden, bei dem auch Energiepreise vorhersehbar und der Ladevorgang über RFID-Karten abgewickelt werden kann.

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