Hochbaukran
Was die neuen Hochbaukrane können
Manchmal gelingt es Marketingexperten auch bei Baumaschinen griffige Bezeichnungen durchzusetzen. „Starke Typen“ nennt Liebherr beispielsweise seine Krane der EC-B-Baureihe. Diese spitzenlosen Krane gibt es mit Ausladungen von 50 bis 78 Meter und maximalen Tragfähigkeiten von fünf bis 125 Tonnen. Diese vielseitige Serie soll maßgeschneiderte Lösungen ermöglichen. Jüngster „starker Typ“ ist der Flat-Top-Kran 205 EC-B 10, mit dessen Verkauf im Vormonat in Frankreich und Italien begonnen wurde.
Die Novität hebt bei einer Auslegerlänge von 65 Metern 2,1 Tonnen an der Spitze und bietet eine maximale Traglast von zehn Tonnen. Mit dieser Last kann der neue Kran bei voller Auslegerlänge bis zu einer Ausladung von 18 Metern arbeiten. Die EC-B-Baureihe spiegelt auch einen wesentlichen Trend der Krane der neuen Generation wider – einfacherer Transport und schnellere Montage, beides Faktoren, die helfen, Kosten zu sparen. Die Liebherr-Neuheit macht da keine Ausnahme: Mit nur vier Transporteinheiten lässt sich der drehbare Teil beispielsweise mit der maximalen Auslegerlänge inklusive Ballasts zur Baustelle bringen.
Bei Obendrehern bietet Liebherr neben der EC-B-Linie noch drei weitere Baureihen. Die High-Top-EC-H-Krane eignen sich für mittlere und größere Bauvorhaben. Liebherr weist hier auf die Hochleistungsantriebe hin, die für hohe Umschlagleistungen sorgen. Zu den Schwergewichten gehören die HC-Krane, die bei Projekten mit hohen Hakenhöhen und Ausladungen eingesetzt werden. Die Luffing-HCl-L-Serie wiederum ist mit ihrem Verstellauslegern für den Einsatz bei knappen Platzverhältnissen an hohen Gebäuden konzipiert
Neue Modelle von Potain
Wettbewerber Potain hat bei den Obendrehern drei Linien im Angebot. Die Topless-Serien MCT und MTD mit Höchstlasten von drei bis 40 Tonnen, die Hammerhead-Serie mit der Typenbezeichnung MD mit Höchstlasten je nach Modell zwischen 20 und 80 Tonnen und die Lufer-Serie mit der Typenbezeichnung MR mit Höchstlasten von acht bis 32 Tonnen. Bei den MR-Modellen wird die Last durch Anheben des Auslegers bewegt, während bei allen anderen eine Laufkatze am starren Ausleger diese Funktion übernimmt.
Neu unter den Obendrehern von Potain ist das Modell MDT 489. Der Kran mit seinem 80-Meter-Ausleger und einer maximalen Kapazität von 25 Tonnen soll die niedrigsten Betriebskosten für einen Hochleistungskran in dieser Klasse bieten. Auch bei Potain tragen dazu einfacher Transport und schnelle Montage bei. Der Hersteller verspricht, dass der MDT 489 doppelt so schnell aufgebaut werden kann wie Krane ähnlicher Größe. „Möglich wird das durch unzählige technische Verbesserungen“, so Arno Enzi von Stirnimann. Dazu gehören etwa eingebaute Anschlagpunkte am Ausleger oder ein kompaktes Schwenkwerk-/Kabinenpaket mit immer angeschlossener Kabine.
Eine weitere Neuheit stellte Potain heuer im Segment der Schnellmontagekrane vor, das Modell Igo T 99 mit höherer Tragfähigkeit (6,0 Tonnen) und mit sechs verschiedenen Auslegerlängen von 31,7 bis 48 Metern. Bei der maximalen Auslegerlänge von 48 Metern können noch 1,2 Tonnen bewegt werden, bei 45 Metern sind es bis zu 1,5 Tonnen. Als weiteres Plus nennt Enzi die auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h ausgelegten Achsen. Ein neuer Entfaltungsmechanismus ermöglicht den Aufbau des Krans in engeren Platzverhältnissen unmittelbar bei Gebäuden.
Kransteuerungssysteme als Schlüssel
Eine wichtige Rolle beim schnellen Aufstellen der Krane der neuen Generation und beim sicheren Betrieb spielen Kransteuerungssysteme. Bei Potain heißt diese Technologie Crane Control System CCS. Sie umfasst Bordcomputer, CCS-Display, ergonomische Joysticks, Endschalter und Lastmomentbolzen. Alle Grenzwerteinstellungen der Kranfiguration erfolgen über ein Display in der Kabine. Damit lässt sich der Kran innerhalb von nur 15 Minuten komplett konfigurieren. Im Betrieb steuert und überwacht das CCS die Kranbewegungen und die Strukturbelastung in Echtzeit mit redundanten Sensoren. Alle Bestandteile des CCS kommunizieren miteinander über das CANopen-Netzwerk. Liebherr nennt sein Steuerungssystem Litronic, den smarten Assistenten. Es bietet ähnliche Funktionen und ermöglicht dem Kranfahrer etwa die Positionierung der Last mit besonderem Fingerspitzengefühl.
Begeistert von solchen technischen Möglichkeiten ist Harald Hornbacher, Geschäftsführer von Laurer Baumaschinen. Das Unternehmen bietet ein komplettes Dienstleistungspaket rund um den Kran vom Verkauf über die Vermietung bis zur Montage und zum Service. „Die digitalen Steuerungen sind der Schritt in die Zukunft“, sagt er. Sie werden sich in die digitalisierte Baustelle von morgen einfügen und erleichtern schon heute den Kranbetrieb, erzählt er: „Der Hersteller kann online eingreifen, wenn etwa ein Fehler passiert ist, oder die Ursache von Störungen genau feststellen.“ Das erleichtere wesentlich den Service und erhöhe die Verfügbarkeit des Krans. Neue Maschinenrichtlinien werden übrigens künftig solche Steuerungen aus Sicherheitsgründen vorschreiben.
Die digitalen Steuerungen sind der Schritt in die Zukunft. Der Hersteller kann online eingreifen, wenn etwa ein Fehler passiert ist, oder die Ursache von Störungen genau feststellen.
Die Hightech-Steuerungen stellen allerdings auch höhere Anforderungen an die Stromversorgung. „Es ist wie beim Computer, kommt es mehrmals zu Überstrom, kann das Probleme bringen“, sagt Hornbacher. Auch die notwendigen Stromstärken stehen nicht immer zur Verfügung. Um seinen Kunden trotzdem einen optimalen Kranbetrieb zu ermöglichen, verleiht Laurer mobile Stromspeicher sowie dazupassende Diesel- oder Benzingeneratoren sowie PV-Module. Mit intelligenter Steuerung sichern diese Einheiten kontinuierlich die optimale Stromversorgung. „Die MobilHybrid-Module sind außerdem mit Blei-Gel-Batterien ausgestattet, damit können wir sie bei Einsätzen im Hochgebirge problemlos mit dem Hubschrauber zur Baustelle fliegen“, berichtet Hornbacher.
Kammerlander: Fullservice für alle Kran-Modelle
Ebenfalls in Tirol hat Kammerlander-Kran seinen Sitz, auch diese Firma ist im Kranverkauf und als -vermieter tätig. Das Mietportfolio umfasst derzeit rund hundert Krane. Kammerlander setzt auf ein Fullservice vom Transport über die Montage bis zum Service für eigene Krane, aber auch für Kundenkrane. Wir stehen mit zahlreichen Kranherstellern als Partner in Verbindung“, erzählt Firmenchef Joachim M. Kammerlander. Dazu gehören etwa Wolff, Potain, Liebherr, KSD-Kransyteme, Eurogru oder FB Gru. Dazu kommen eigene Produkte von der deutschen Mutterfirma, der ITK Kammerlander-Systemkrane.
Die Vielseitigkeit sieht Kammerlander als eine Stärke des Unternehmens: „Wir bieten herstellerunabhängig des gesamte Dienstleistungspaket rund um den Kraneinsatz.“ Inklusive der Kundenkrane betreut er derzeit 150 bis 160 Krane aller Größen. Für die Montage großer Krane verfügt das Unternehmen seit März über einen Grove-4100-Mobilkran mit 100 Tonnen Hubleistung und einer Teleskoplänge von 60 Metern. Vor zwei Wochen nahm Kammerlander außerdem einen Scania-Vierachser mit einem 710-mt-Fassi-Ladekran mit 30 Meter Reichweite in Betrieb. „Diese beiden Anschaffungen machen uns noch flexibler, und wir können alles aus einer Hand bieten“, sagt er.
Einsätze gut geplant
Verkauf und Vermietung von Kranen ist auch Thema für ein steirisches Unternehmen: Dreger in Graz hat sich dabei auf Schnelleinsatzkrane der Marke Condecta spezialisiert. Das Unternehmen sitzt in der Schweiz, produziert wird im eigenen Werk in Schio in der italienische Region Vicenca. Dreger bietet Condecta-Krane mit Ausladungen von 24 bis 45 Metern und Tragkräften von 0,8 bis sechs Tonnen. Die Krane haben besonders kompakte Transportmaße, „das zählt immer mehr, weil man damit auch bei Baustellen mit sehr engen Zufahrten keine Probleme hat“, erzählt Firmenchefin Daniela Dreger.
Wobei Kraneinsätze im städtischen Bereich oft nicht nur aufgrund der beengten Platzverhältnisse eine Herausforderung darstellen. Bei einem großen Wohnbauprojekt mit Gewerbeflächen in Dortmund mussten drei Krane eine Baustellenfläche von rund 15.600 Quadratmeter abdecken und an der Spitze noch Lasten von fünf bis sechs Tonnen heben. Zum Einsatz kamen drei spitzenlose Wolff-Krane mit 315 mt und
215 mt. Aufgrund des weitläufigen Baufelds mit rund vier Meter tiefer Grube konnte die Montage nicht von der umliegenden Straße aus erfolgen. Stattdessen wurde eine rund 30 Meter lange Rampe aufgeschüttet, über die Autokran und Lkw die Baugrube befahren konnten. Auch die Demontage musste bereits im Vorfeld exakt geplant werden, da nach Fertigstellung nahezu das gesamte Bauensemble durch die Tiefgarage unterkellert sein und nicht die entsprechende Tragfähigkeit für die zum Abbau erforderlichen Autokrane bieten wird. Vorab wurden deshalb Stellen außerhalb des Gebäudes festgelegt, von denen aus die Krane nach Fertigstellung des Projekts abgebaut werden.