Mehr als nur Stauraum
Andreas Nass ist bei Häfele in Deutschland für ein spannendes Betätigungsfeld zuständig: Für den Beschlagsspezialisten betreut er Auslandsprojekte im Objektgeschäft in Märkten von Marokko bis China. Dazu gehört auch das Ladenbausegment, in dem Nass regelmäßig an Projekten für renommierte Unternehmen wie Louis Vuitton, Hermès oder Cartier beteiligt ist.
Diese internationalen Konzerne im sehr gehobenen Segment sind insofern interessant, weil hier im Ladenbau viele Trends ablesbar sind, die später oft auf breiter Ebene Einzug halten. Das betrifft nicht nur die Gestaltungstrends, sondern auch technische Bereiche von den Beschlägen bis hin zu Schließsystemen. Gerade Letztere haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu Hightechprodukten entwickelt, die weit mehr als nur das einfache Versperren von Schubladen, Vitrinen oder Schränken ermöglichen.
ALLES NEU
Die Boutiquen großer Markenanbieter folgen in ihrer Gestaltung einem gewissen Rhythmus, erläutert Andreas Nass: Alle drei bis fünf Jahre werden die Geschäfte renoviert und umgestaltet. Auch Banken bekommen im Schnitt alle drei Jahre eine neue Corporate Identity verpasst, mit der sich dann oft auch die Gestaltung der Filialen ändert – für Ladenbauspezialisten also ein lukratives Betätigungsfeld.
Ein aktueller Trend in der Boutiquengestaltung: Die Fronten „verschwinden“ zunehmend und werden ein Teil der (Schrank)-Wand – und auch die Technik wird auf diese Weise gut versteckt. Mit grifflosem, flächenbündigem Design und reduzierter Gestaltung tritt die Möblierung in den Hintergrund und die Aufmerksamkeit wird stärker auf die Produkte gelenkt. Ein wesentlicher Faktor dabei ist das Thema Beleuchtung, mit der die Ware entsprechend inszeniert wird. „Ein Problem, dass dabei auftreten kann, ist allerdings die Hitzeentwicklung“, erklärt Nass. Bei einem Juwelier könne so etwa ein Leuchtkörper in einer Vitrine heiß werden – mit der Folge, dass der Kunde den ebenfalls heiß gewordenen Schmuck gar nicht anprobieren kann. „Der Trend geht insgesamt weg vom Halogen hin zur LED-Technologie“, sagt Nass.
PLUG & PLAY
Nicht nur die Benutzerfreundlichkeit ist bei einem Beleuchtungssystem wichtig, der Verarbeiter muss es auch einfach einbauen und anschließen können. Häfele bietet in diesem Segment beispielsweise mit den „Loox“-Leuchten ein „Plug & Play“-LED-System, das einfach zu handhaben und vor allem auch vielseitig verwendbar ist.
Generell gilt für Möbel im Ladenbaubereich: Sie müssen hohen Beanspruchungen standhalten und die Ausführung muss dementsprechend hochwertig sein. In Nobelboutiquen werden manche Möbel im Schnitt 50.000 Mal pro Jahr geöffnet, erzählt Nass. In großen Super- oder Fachmärkten mit Elektronikartikeln gibt es mitunter noch wesentlich höhere Öffnungsfrequenzen. „Man kann davon ausgehen, dass das Verkaufspersonal solche Systeme noch dazu ständig überlädt.“ Nicht nur das Material, auch Auszüge oder die Schließsysteme müssen derartigen Belastungen standhalten.
VOM SCHLOSS …
Elektronische Schließsysteme sind die Hauptprodukte, mit denen Andreas Nass im Tagesgeschäft zu tun hat. 350.000 bis 400.000 „Verschlusspunkte“, wie es der Ladenbauexperte ausdrückt, hat er bei seinen Projekten in den vergangenen Jahren eingebaut. Das in diesem Segment von Häfele entwickelte „Dialock“-System funktioniert ebenfalls mit einfachen Steckverbindungen und ermöglicht neben dem Verschließen auch weitere Funktionen wie Zugriffskontrolle, eine Zeiterfassung oder die Abrechnung gewisser Leistungen. Manche Boutiquenbetreiber wollen etwa wissen, welches Möbel wie lange oder wie häufig geöffnet ist – das Schließsystem wird so mit der entsprechenden Software zum Frequenzmessinstrument. So kann der Händler die Platzierung bestimmter Produkte im Geschäft besser abstimmen. Eine andere Möglichkeit ist die Nutzung als Sicherheitssystem, das auch mit der Beleuchtung gekoppelt werden kann. Wenn ein Kästchen zu lange geöffnet ist, kann so mit einem Blinken der Leuchtelemente ein stiller Alarm angezeigt werden.
… ZUM ALLESKÖNNER
Schließsysteme können auch bereits für automatische Inventuraufnahmen eingesetzt werden. Gerade im technologischen Bereich sind der weiteren Entwicklung kaum Grenzen gesetzt, sagt Andreas Nass: „Überall wird heute Elektronik eingesetzt, und man versucht dabei, sich über das Möbel zu profilieren.“ Für spezialisierte Verarbeiter bieten sich in diesem Segment also auch in Zukunft jede Menge Möglichkeiten.
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